Pflegereduzierte Grünflächen. Stefan Schmidt R.

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Pflegereduzierte Grünflächen - Stefan Schmidt R.

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der „grünen Mitte“ der Nachkriegszeit haben die Fläche öffentlichen Grüns signifikant zunehmen lassen. Gleichzeitig führten Rationalisierungsmaßnahmen und finanzielle Kürzungen zu sinkenden personellen Kapazitäten und Finanzmitteln bei der öffentlichen Grünpflege. In der Folge sanken die Mittel für die Pflege der öffentlichen Freiflächen je Flächeneinheit sukzessive weiter (vgl. [2]).

      Parallel dazu eröffnete der Großsiedlungsbau der 60er Jahre der Pflanzplanung die Aufgabe, großflächige Vegetationstypen zu entwickeln, die extensiv zu pflegen sein sollten. In den Siedlungen und beim Abstandsgrün entstanden in der Folge große Flächen mit Rasen oder bodendeckenden, pflegearmen Kleinstrauchpflanzungen. Diese extensiven, aber monotonen Flächenbegrünungen wurden später stark kritisiert und als Alternative naturnahen Bepflanzungstypen für extensive Aufgaben gefordert.

      Alternativen schienen hochwertige Bepflanzungstypen vor allem nach dem Prinzip der Leitstaudenpflanzungen nach Geselligkeitsstufen zu liefern (vgl. [3]). Sie integrieren vegetationsökologische Mechanismen für naturnahe Bepflanzungssysteme mit dem Ziel, sich selbst stabilisierende Pflanzengemeinschaften zu erzeugen. Dieser Ansatz lieferte in der Folge zwar wertvolle Impulse für die Entwicklung der Pflanzenverwendung. Er sorgte aber auch dafür, dass andere Ansätze pflegereduzierter Flächenpflanzungen, wie beispielweise differenzierte Block- oder Streupflanzungen, in den Hintergrund traten.

      Bei komplexen, naturnahen Bepflanzungssystemen zeigten sich bald Umsetzungsprobleme im öffentlichen Raum. Ursache ist die hohe Fachkompetenz, die bei Planer und Pflegekräften gefordert ist. Um die Vegetationsdynamik zur Stabilisierung von Pflanzungen nutzen zu können, erfordert ein dynamisches Pflegekonzept mit spezifischen Pflegemethoden hohe Anforderungen an die Artenkenntnis, um Arten im Stadium von Sämlingen und Ausläufern zu erkennen. Diese Kenntnisse waren auch in der Folge der Rationalisierungen bei den Pflegekräften der öffentlichen Verwaltungen immer weniger verfügbar. Da eine fachgerechte Pflege nicht gesichert oder Planung und Herstellung fehlerhaft waren, verschwanden viele hochwertige Pflanzungen fast vollständig aus dem öffentlichen Raum.

      In der Folge wurden daher Alternativen für ästhetisch hochwertige und pflegereduzierte, aber robuste Bepflanzungssysteme für den öffentlichen Raum gesucht. Im Fokus standen dabei zunächst Bepflanzungssysteme mit sehr extensiver Pflege, wie Abstands- oder Verkehrsgrün.

      Mit dem Prinzip der Staudenmischpflanzungen (vgl. Kapitel Staudenmischpflanzungen) wurde in den 90er Jahren ein neuer Bepflanzungstyp erfolgreich etabliert, der sein Potenzial bereits nachweisen konnte. Das Einsatzspektrum wurde durch Erweiterungen des Konzepts durch Axel Heinrich noch gesteigert, der u. a. Mischpflanzungen mit C-Strategen vorschlägt (vgl. [4]). Bereits gescheiterte Mischpflanzungstypen zeigen aber auch, dass es noch Entwicklungspotenziale hinsichtlich der Qualitätsstandards, der technischen Planung und Ausführung und hinsichtlich regionaler Klimaanpassung gibt. Es wurde auch deutlich, dass vorgefertigte Mischpflanzungen keine Universallösung für alle Aufgabentypen darstellen. Die vorliegende Veröffentlichung stellt daher über Mischpflanzungen hinaus ein breites Methodenspektrum vor, um Spielräume für eine zielgenaue Auswahl des Bepflanzungstyps zu eröffnen, die auf die Rahmenbedingungen des Projekts optimal zugeschnitten sind. Um das Spektrum verschiedener Typen von pflegereduzierten Pflanzungen einordnen zu können, sind nachfolgend aktuelle Anforderungen und Rahmenbedingungen für extensive Pflanzungen genauer formuliert.

      Die Zunahme von Freiflächen und der Verlust von Personal und Finanzmitteln zwingen die öffentlichen und gewerblichen Grünflächenverwaltungen dazu, professionelle Methoden in Richtung eines Facility Managements anzuwenden. Unter dem Schlagwort der Lebenszykluskosten wird der wirkliche Aufwand jedes Freiraumelements ermittelt und gerade die Pflegekosten und Grünflächeninformationssysteme gewinnen an Bedeutung. Die Pflanzplanung öffentlicher Freiflächen wird diese Perspektive zukünftig stärker berücksichtigen müssen. Dabei geht es nicht allein um die Optimierung der Pflegekosten.

      Noch wichtiger sind die Konsequenzen der Pflegestufensysteme im Rahmen des Grünflächenmanagements. Ganze Parks oder einzelne Pflanzungen in unterschiedliche Pflegeklassen einzuteilen, führt zu klaren Planungsvorgaben über die Intensität und Struktur der Pflege. Mittelfristig geht es um die Struktur der Bepflanzungen, die nicht nur die Pflege reduzieren, sondern vor allem auch das Outsourcing von Pflegeleistungen ermöglichen soll. Mit dieser Option gewinnen Bepflanzungstypen an Bedeutung, die durch Pflegekräfte mit geringem Ausbildungsniveau gepflegt werden können. Aus diesem Grund wird es auch zu einer Professionalisierung bei der Pflegeplanung und Pflegekontrolle und Qualitätssicherung beim Outsourcing von Pflegeleistungen kommen müssen.

      Grundsätzlich führen die Ziele des Grünflächenmanagements zu Bepflanzungstypen mit deutlich reduzierter Pflegefrequenz und (oft) maschinell pflegbaren Strukturen. Gleichzeitig wird durch die Betrachtung von Lebenszykluskosten der Dauerhaftigkeit von Pflanzungen ein höherer Stellenwert zukommen.

      Die Veränderungen der Städte werden zukünftig eine Vielfalt extensiver Freiflächen entstehen lassen. Ihr Spektrum reicht von extensiven Parks an der Peripherie, über temporäre Freiflächen bis zu Freiflächen mit gesteuerter Vegetationsdynamik. Das Nebeneinander verschiedenster Typen und das Ziel der reduzierten Pflege kann mit dem Spektrum konventioneller Bepflanzungen nicht erreicht werden. Es ist absehbar, dass sehr spezifische Systeme der Vegetationsplanung entstehen werden, die mit einem genau angepassten Methodenrepertoire für Planung, Anlage und Pflege auf die verschiedenen Rahmenbedingungen reagieren. Besonders die Techniken der Herstellung und Pflege müssen optimiert werden. Notwenige Innovationen betreffen v. a. die Vegetationstechnik. Sie reichen von speziellen Mulchmaterialien und Pflanzsubstraten bis zu Pflegetechniken und -maschinen. Technische und methodische Innovationen werden nicht nur den Erfolg pflegereduzierte Bepflanzungssysteme sichern. Sie sind die Voraussetzung, dass sie durch ein hochprofessionelles Grünflächenpflegemanagement eingesetzt werden.

      Das Spektrum der unterschiedlichen Typen planerisch zu beherrschen, setzt mehr als das Spektrum der klassischen Pflanzenverwendung voraus. Vom Planer werden vertiefte Kenntnisse über verschiedene Bepflanzungstypen mit spezieller Vegetationstechnik, ihre Einsatzbereiche und das Verhältnis von Pflegeniveau und Bepflanzungstyp erwartet. Mit der wachsenden Breite und Komplexität des Wissens und Ausbildungsdefiziten zu diesem Thema werden daher Spezialisten und vorgefertigte Bepflanzungssysteme an Bedeutung gewinnen – was auch die Verbreitung der Mischpflanzung „Silbersommer“ beweist. Ihre Häufigkeit zeigt, dass kleinere Bauverwaltungen sie für überschaubare Aufgaben ohne Fachplaner einsetzen. Um Monotonie vorzubeugen und eine sichere Umsetzung der Systeme durch Verwaltungen, Landschaftsbauunternehmen und angelernten Pflegekräften sicherzustellen, sind genaue und gut nachvollziehbare Planungs- und Ausführungshinweise und Aspekte zur Qualitätssicherung erforderlich, die in dieser Veröffentlichung vorgestellt werden.

      Bei der Wahl des geeigneten Bepflanzungstyps sind viele Faktoren zu bedenken. Zunächst sollte nicht vergessen werden, dass gut gepflegt wirkende Pflanzungen für die Bürger ein sichtbarer Ausdruck gelungenen Verwaltungshandelns sind. Dabei sollte der Unterschied zwischen Fachleuten und Laien bedacht werden. Naturhafte und vielfältigere Artenkombinationen entsprechen nicht immer den Erwartungen vieler Nutzer. Einige Verwaltungen bevorzugen deshalb einfach strukturierte Pflanzungen, die leichter als gepflegt erkannt werden. Für das breite Aufgabenspektrum

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