Wörterbuch alttestamentlicher Motive. Группа авторов

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die Bitte, Ägypten möge Botschafter senden und Kusch seine Hände vor dem Gott Israels ausbreiten. Da im Vers zuvor vom „Tier des Schilfes“ die Rede war, das Gott zurechtweisen soll, ist hier offensichtlich die Konversion der Großmacht in den Blick genommen.

      Der Gedanke begegnet auch an anderer Stelle. Jesaja 19,22 spricht davon, dass JHWH Ägypten schlagen, dann aber heilen wird. Gemeinsam mit Assur wird Ägypten heraufziehen und JHWH verehren. Zusammen mit den beiden (ehemaligen) Großmächten wird Israel als Drittes ein Segen inmitten der Erde sein (Jes 19,24), Ägypten wird hier von JHWH als „mein Volk“ benannt (Jes 19,25).

      Sacharja 14,18 rechnet mit der Möglichkeit, dass sich die Sippe Ägyptens nicht an der Völkerwallfahrt nach Jerusalem zur Feier des Laubhüttenfestes beteiligen könnte und dafür von JHWH mit dem Ausbleiben des Regens bestraft werden wird. Das besondere Interesse an einer ägyptischen Konversion wird meist damit erklärt, dass die gegen die Perser zurückgewonnene Unabhängigkeit Ägyptens, die über drei Viertel des 4. Jh.s v. Chr. andauerte, Vorstellungen und Wünsche genährt haben könnte, Ägyptens wieder erstarkte Macht könnte durch eine von JHWH selbst initiierte Konversion gesichert werden. Möglicherweise ist Sach 14,18 auch anders zu erklären: Bezieht man die Sippe Ägyptens auf die jüdische Diaspora in Ägypten, ergäbe sich ein völlig anderes Bild. Die verweigerte Partizipation am Jerusalemer Laubhüttenfest wäre dann auf die Emanzipation der ägyptischen JHWH-Gemeinde vom Jerusalemer Kult und Heiligtum zurückzuführen (KUNZ 2001, 36–38).

      6 Literatur

      ASSMANN, Jan (2000): Herrschaft und Heil. Politische Theologie in Altägypten, Israel und Europa, München/Wien.

      ASSMANN, Jan (1996): Ägypten. Eine Sinngeschichte, München.

      BRUNNER, Helmut (1957): Altägyptische Erziehung, Wiesbaden.

      DIODOR = G. Wirth (Übers.) (1992ff.): Diodoros: Griechische Weltgeschichte, Stuttgart.

      FEIX, Josef (Hrsg.) (62001): Herodot, Historien Griechisch–Deutsch, Düsseldorf.

      FIEGER, Michael; HODEL-HOENES, Sigrid (2007): Der Einzug in Ägypten. Ein Beitrag zur alttestamentlichen Josefsgeschichte, Bern u.a.

      KUNZ, Andreas (2001): Zions Weg zum Frieden. Jüdische Vorstellungen vom endzeitlichen Krieg und Frieden in hellenistischer Zeit am Beispiel von Sacharja 9–14, Stuttgart.

      KUNZ, Andreas (2003): Ägypten in der Perspektive Israels am Beispiel der Josephsgeschichte (Gen 37–50), in: Biblische Zeitschrift 47,2, 206–229.

      GÖRGEMANN, Herwig (Hrsg.) (2003): Plutarch. Drei religionsphilosophische Schriften: Über den Aberglauben, Über die späte Strafe der Gottheit, Über Isis und Osiris, Düsseldorf.

      ROHRMESSER, Angela (2010): Elephantine, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: www.wibilex.de (Zugriffsdatum 1.6.2012).

      RUSSEL, Stephen C. (2009): Images of Egypt in Early Biblical Literature. Cisjordan-Israelite, Transjordan-Israelite, and Judahite Portrayals, Berlin/New York.

      VAN DER VEEN, Peter G. (2006): Geser, in: Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet: www.wibilex. de (Zugriffsdatum 27.8.2012).

      WESTERMANN, Claus (1982): Genesis (37–50). Biblischer Kommentar AT I/3, Neukirchen-Vluyn.

       Andreas Kunz-Lübcke

       Ahnfrau → Gefährdung

      Alte, der/die

      Das Motiv des Alten (alter Mensch, alte Frau, Greis, Greisin) erfährt eine ambivalente Verwendung. Einerseits ist das Erreichen des Greisenalters Ausdruck eines von Gott gesegneten Lebens (Jes 65,20; Sach 8,4; Hiob 42,17), andererseits ist das Alter geprägt von Zeugungsunfähigkeit beider Geschlechter (Gen 18,2), von körperlichen Gebrechen und Impotenz (1 Kön 1,1–4). Auch wenn gelegentlich von der Arbeitstätigkeit alter Menschen die Rede ist (Ri 19,16), wird die letzte Lebensphase vor allem mit dem Müßiggang in Verbindung gebracht (Sach 8,4).

      1 Der/die Alte und Sexualität

      Das Motiv des Lustgreises begegnet in der Hebräischen Bibel nicht. In der Literatur des Judentums taucht es erstmalig im apokryphen (nicht zu den „heiligen Schriften“ gehörenden) Buch Susanna mit den beiden Ältesten auf, die eine schöne und zugleich verheiratete Frau begehren. Zwar werden diese als Älteste (presbyteroi) im rechtlichen Sinne bezeichnet, woraus sich zunächst noch kein Alter schließen lässt. Kurz vor der Aufdeckung der gegen Susanna geschmiedeten Intrige aber bezichtigt einer der Greise seinen Komplizen, „in Schlechtigkeit alt geworden zu sein“ (Susanna 1,52). Im Gegensatz zu den beiden Alten in Susanna, die trotz (oder wegen) ihres Alters von ihren sexuellen Trieben bestimmt werden, wird in der Hebräischen Bibel das Motiv des/der Alten mit dem Unvermögen zu Sexualität und Fortpflanzung verbunden: Für das betagte Paar Abraham und Sara wird notiert, dass für Sara „die Art der Frauen verschwunden war“ (Gen 18,11). Ob damit Sexualität, Menopause, Fertilität und Ähnliches gemeint ist, bleibt unbestimmt (→ Menstruation). Im Folgesatz stellt Sara fest, dass sie verbraucht sei (blh), wie solle sie da noch Lust (ʿæḏnāh) empfinden (oder Liebeslust erfahren?), schließlich sei auch ihr Mann alt (Gen 18,12). Auch hier bleibt ungesagt, ob das Ausbleiben von Schwangerschaft und Geburt auf physisches Unvermögen oder mangelnde sexuelle Attraktivität zurückgeführt wird. Die Vorstellung, dass das fortschreitende Alter Sexualität erschwert bzw. unterbindet, taucht in Gen 30,14–17 auf. Nachdem Lea die Erkenntnis gekommen ist, dass sie keine Kinder mehr bekommen wird (Gen 30,9), setzt sie Aphrodisiaka ein. Mit diesen nötigt sie Jakob zum Sexualverkehr („gekauft habe ich dich mit den Alraunen meines Sohnes“), woraufhin Jakob mit ihr schläft und sie schwanger wird (Gen 30,16f.). Dass der alte Mann von Impotenz und Machtverlust geplagt werden kann, macht die Episode über Davids Altersgebrechen deutlich. Der Umstand, dass der alte und permanent frierende David mit seiner ihm beigegebenen Bettgenossin Abischag sexuell nicht verkehrt (oder besser nicht verkehren kann), und sein Sohn Adonija sich selbst als König deklariert, ohne dass David dagegen etwas unternimmt bzw. unternehmen kann, macht 1 Kön 1 zur Gegengeschichte zu 2 Sam 11f. Obwohl David hier auf dem Höhepunkt seiner politischen und sexuellen Macht ist (Eroberung von Ammon und Batseba-Skandal), wird er hier als alter, impotenter und machtloser Mann gezeichnet.

      2 Alter Mensch und Weisheit

      Der hebräische Ausdruck zāqen wird zur Bezeichnung sowohl eines „alten Mannes“ als auch „eines Ältesten“, der politische bzw. gerichtliche Entscheidungen fällt, gebraucht. Dahinter steht die Vorstellung, dass mit dem zunehmenden Lebensalter auch die Fähigkeit zu richtigen Entscheidungen und Urteilen zunimmt. Bei den Ältesten handelt es sich um Menschen, die für die lokale Rechtsprechung zuständig sind. Voraussetzung für das Amt ist entweder das Erreichen eines gewissen Alters, oder dass der Amtsinhaber über die Erfahrungen eines alten Menschen verfügt. Kontrastiert wird die Überlegenheit älterer Menschen gegenüber jüngeren bei politisch bedeutsamen Entscheidungen in 1 Kön 12,1–16. Die Alten/Ältesten, die schon Rehabeams Vater Salomo beraten haben, empfehlen dem König, sich dem Willen des Volkes zu beugen, das eine Reduzierung der Fronlasten fordert (1 Kön 12,6f.), während die Jungen ihn zu einer Beibehaltung der rigiden Politik ermuntern. Bezeichnenderweise werden diese als „Kinder“ (hajəlāḏîm), „die mit ihm groß geworden waren“ (1 Kön 12,8) bezeichnet. Der folgende Abfall der Nordstämme von Rehabeam und die kollektive

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