Hilfe, ich bin nicht prominent!. Frank Oder
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Aber auch bei einem Chinesen, der behauptet, er habe Hunde zum Fressen gerne, ist Vorsicht geboten. Der meint das so, wie er es gesagt hat. Ein Hund, der auf ein ausgehungertes Tigerweibchen statt einem esslustigen Chinesen trifft, hat bessere Chancen, den nächsten Sonnenaufgang noch zu erleben. In vielen Straßen von Shanghai hängen die Hunde an der Leine, aber mit dem Kopf nach unten und mit abgezogenem Fell. Der chinesische Speiseplan weicht doch beträchtlich von unserer Vorstellung eines gesunden Essens ab.
Die lieben Chinesen haben noch nicht kapiert, was der Hund alles für den Menschen leistet. Er hilft dem Blinden über die Straße, dem Sonntagsjäger (noch ein Blinder) wieder aus dem Wald heraus, und den Einbrechern zeigt er den Weg in die Zelle. Er bewacht das Haus und die Kinder, unterstützt die Katze bei ihrem Weg auf den Baum. Die wiederum würde ohne ihn gar nicht auf den Baum flüchten müssen.
Noch eine gute Eigenschaft hat er: Er stellt für sein Frauchen das Herrchen in der Stammkneipe und eskortiert es nach Hause. Ein echter Freund eben.
Warum er gerade die Briefträger nicht mag, dazu gibt es viele Theorien. Früher schrieb man das der Lederkleidung zu. Ich glaube, er riecht nur die anderen Hunde, welche dem Postboten schon vorher ans Bein gepinkelt haben. Vielleicht hat der neugierige Bello aber auch nur gesehen, wie der Briefträger im Schlafzimmer seinem Frauchen die Kleider weggenommen hat.
Wenn Sie abends nach Hause kommen und der Hund vor Ihrer Frau steht und mit dem Schwanz wedelt, dann will er Ihnen damit was sagen.
Hunde sind, wie wir Menschen, unheimlich kindische Wesen. Sie können einem Hund tausendmal den Stock wegnehmen und in den Teich schmeißen, er wird ihn immer wieder holen und Sie dabei freundlich anlächeln. Probieren Sie das einmal mit Ihrer Katze, es wird nicht so gut klappen, glauben Sie es mir. Es gibt deshalb Ehepaare, die streiten bei der Scheidung mehr um den Hund als um alles andere. Wen wundert das wirklich. Meistens bekommt der Mann im Falle der Trennung ohnehin nur das Einzige, was ihm je gehorcht hat, den Hund, hat aber dafür bei der Finanzierung der Kinder und des Hauses das Alleinrecht.
Die Frau sorgt für die Kinder und entsorgt das dem Exmann abgeknöpfte Geld völlig uneigennützig. Dafür beansprucht sie zum Ausgleich Haus, Auto und Hausfreund für sich alleine.
Man kennt unzählige reinrassige Hundearten und noch mehr, keinem Stammbaum zuordenbare Straßenköter. Hunde lassen sich aber auch so unterscheiden: Kampfhunde, Jagdhunde, Schoßhunde, Flughunde (hoppla, jetzt hakt es aber gewaltig) und Taschenhunde. Taschenhunde sind für Frauen gedacht, die sich vor Ratten und Mäusen fürchten, aber trotz allem immer etwas Lebendiges in der Handtasche haben wollen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Taschenhunde bei so manchem Ansinnen ihres Frauchens doch leicht überfordert sind. Nämlich, zuerst so klein zu sein, um in die Tasche zu passen und im nächsten Moment groß genug, um den anstürmenden Sexunhold mit Haut und Haar zu fressen.
Flughunde heißen nur so, gehören aber eigentlich zur Gattung der Fledertiere. Weil gerade von den Flughunden die Rede war, man kann Hunde auch noch anders klassifizieren: In schöne Hunde und hässliche Hunde. Bei einem Boxerhund oder Mops ist das Gesicht immer ein Geburtsmerkmal und nicht die Folge eines Auffahrunfalles. Manche Hunde sabbern unheimlich, auch das ist angeboren. Wenn allerdings Ihr Schäferhund sabbert, hat das andere Gründe. Überprüfen Sie in so einem Fall schleunigst seine Wasserschüssel auf Spülmittelrückstände.
Wussten Sie, dass Hunde mit der Zeit ihrem Herrchen oder Frauchen immer ähnlicher werden. Joe Frazier hat sich vor vielen Jahren einen Beagle gekauft, der ist im Laufe der Zeit vollständig zu einem Boxer mutiert. Dafür könnte aber durchaus der ehemalige Broterwerb von Joe die Ursache sein. Jeder Hund, den sich Niki Lauda anlacht, schaut nach spätestens zwei Jahren aus wie ein Schottischer Terrier, bellt nicht mehr, sondern knurrt immer nur den einen Satz: „Ich hab ja nichts zu verschenken“. Irgendein Spaßvogel (ich, nicht Niki Lauda) hat unlängst probeweise im Internet ein Bild vom Exregierungschef des Irans, Mahmud Ahmadinedschad, eingegeben, und der Computer hat ohne zu zögern einen „Clownfisch“ als Partner vorgeschlagen. Die Hunde haben sich alle geschlossen geweigert, mit ihm eine Lebensgemeinschaft einzugehen, und ich kann sie gut verstehen.
Es schaffen sowieso nicht alle Hunde bis ins Schlafzimmer. Das könnte damit zusammenhängen, dass manche von ihnen dann auf den Briefträger losgehen würden und zweitens, allergisch auf das Schnarchen des Herrchens reagieren. Taschenhunde fürchten sich wieder vor dem Meerschweinchen und „müssen“ deshalb immer ins Schlafzimmer mitgenommen werden. Richtige Hunde, also Schäferhunde, Dogge, Bull Terrier, Rottweiler und andere Kampfhunde wissen sowieso, Herrchen dürfen sie nicht beißen, also bleiben sie draußen und warten auf geeignete Passanten. Manche geben sich damit zufrieden, diese nur ordentlich zu verbellen, egal wie oft man an ihnen schon vorbeigekommen ist. Andere verspüren doch ab und zu die Lust, ihre Bisskraft wieder einmal an echtem Fleisch zu testen. Tragen Sie deshalb immer ein Stück guter Wurst bei sich, um solche Hunde ein wenig vom eigenen Körper abzulenken. Hunde nehmen nicht nur die Form des Herrchens an, sondern leider auch dessen Intelligenz. Es hat also keinen Sinn, mit solchen Hunden zu diskutieren. Wenn Sie wirklich einmal die Wurst daheim vergessen haben, ist es daher besser, Sie opfern ein paar Finger und gehen dann, so unauffällig wie möglich Ihrer Wege. Wer einen Rottweiler in seiner Nachbarschaft kennt, sollte deshalb immer die Hausapotheke in Augenweite haben. Hundehalter sind ziemlich uneinsichtig, selbst wenn Sie der Hund grundlos angefallen und halb tot gebissen hat, wird ein solcher Hundebesitzer dafür immer noch Ihrem scheußlichen Hemd die Schuld geben. Da ist nichts mit Erster Hilfe, glauben Sie es mir. Seien Sie aber deshalb dem Hund nicht böse, Kommissar Rex ist eben auch nur ein Mensch.
Mein Freund und Nachbar Herbert hat einen „Portugiesischen Wasserhund“ als besten Kumpel, ein leicht wirrer Typ, der schaut nicht nur so aus, nein, der ist echt gestört. Er muss irgendwie aus der Linie Berlusconi abstammen, denn er markiert, wo er nur kann und geht jeder Dame sofort an die Wäsche. Auch die Kühe des Nachbarn baggerter stundenlang an, solange sie weit genug entfernt sind, aber flüchtet sofort ins Haus, wenn im Umkreis von zwei Metern eine Fledermaus auftaucht. Außerdem hat er eine manische Vorliebe für Beatles-Frisuren und Beatles-Songs. Leider hat er auch keine bessere Stimme als Ringo Starr. Bei der Suche nach einem geeigneten Vornamen für seinen Hund müssen auch bei Herbert kurzzeitig einige, oder was eher wahrscheinlich ist, alle Gehirnwindungen ausgefallen sein. Er hat seinen Flokati nämlich „Morgenpost“ getauft, obwohl ihm sein Bello höchstens die Zeitung zerreißen kann. „Apportieren“ kann er nicht, nicht einmal ordentlich „abortieren“. Er macht seinen beachtlichen Hundehaufen mit bewundernswerter Ausdauer immer vor dem Briefkasten, und der Briefträger tritt ebenso regelmäßig in die von ihm produzierten Haufen hinein. Liebe Leser, bitte merken Sie sich diesen Satz, Sie werden ihn am Ende dieses Buches noch einmal brauchen.
Wenn Sie also unter den Hunden einen Freund suchen, nehmen Sie lieber einen Pit Bull oder zwei niedliche Rottweiler, Sie werden weniger enttäuscht werden.
Dafür retten viele Hunde oft Menschenleben. Egal, ob sie als Lawinen- oder Erdbebensuchhund unterwegs sind. Sie spüren Drogen und Sprengstoff auf, holen uns die Zeitung (es geht also doch) und entfernen regelmäßig das Unkraut im Garten. Leider halten sie auch den Rasen selbst, auch wenn er noch so schön ist, für eine Pflanze, die es zu exekutieren gilt. Das Wichtigste aber ist, sie verstehen uns Menschen, oder sie versuchen es wenigstens. Da spielt der Hund die meisten Psychiatern locker an die Wand. Man muss nur seine Sprache richtig deuten. Bello ist viel ehrlicher als jeder Franziskanermönch. Und wem würde nicht das Herz aufgehen, wenn ein Schweizer Bernhardiner mit dem Schnapsfässchen um den Hals vor ihm auftaucht.
Die Hunde glauben an uns, also glauben wir auch an sie. Dass Hunde sehr tolerant sind, zeigt sich nicht nur dadurch, dass sie uns Menschen mögen, nein, auch