Dunkle Seite - Mangfall ermittelt. Harry Kämmerer

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Dunkle Seite - Mangfall ermittelt - Harry Kämmerer

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ruhig?! Der Typ hat wahrscheinlich Andrea hopsgenommen und jetzt ist er tot und Andrea sitzt irgendwo in einem Erdloch, in einem Keller …! Wohnt er hier? Habt ihr im Keller geschaut?“

      „Klar, wir schauen uns auch den Keller an.“

      „Wo ist Josef?“

      „Er ist oben in der Wohnung von dem Typen. Sie haben dort Bilder von ihr gefunden.“

      „Diese Drecksau! Ich will die Wohnung sehen!“

      „Nein. Da ist die Spurensicherung drin. Lass die ihre Arbeit machen.“

      „Spurensicherung? Ist das ein Tatort, oder was?!“

      „Nein. Beruhig dich, Paul! Lass uns gemeinsam überlegen, wo Andrea sein könnte. Wenn er sie gekidnappt hat, wo könnte er sie verstecken?“

      „Woher soll denn ich das wissen?! Ich sitz nicht in dem kranken Hirn von dem Typen!“

      „Paul, wir überlegen in Ruhe, was zu tun ist.“

      „Ich hab keine Ruhe!“

      „Hat sie dir was zu den Ermittlungen gesagt? Oder was sie vorhat?“

      „Nein. Was würdest denn du tun, wenn du den Täter suchst? Als Polizist. Ich mein, wo würdest du anfangen, wenn du ihn suchst?“

      „Am Tatort. Also, wo er seine Verbrechen begangen hat.“

      „An welchem Tatort?“

      „Am ersten.“

      „Warum?“

      „Weil dort alles angefangen hat.“

      „Das war im U-Bahnhof Michaelibad, oder?“

      Harry nickt.

      „Dann fahren wir jetzt da hin“, beschließt Paul.

      „Ich geb Josef Bescheid.“

      Sie steigen in Pauls Wagen. Inzwischen ist es zehn Uhr vormittags. Der Nebel hat sich fast verzogen, die Sonne wirft blasses Licht auf den Münchner Osten. Auf der Bad-Schachener-Straße herrscht reger Verkehr. Paul fährt wie der Henker, Harry verkneift sich jeglichen Kommentar, hält sich am Türgriff fest.

      „Halt da vorn am Kiosk an“, sagt Harry.

      Sie steigen aus. Zwei Gestalten schlagen an einem Stehtisch bereits die Zeit mit Bier und Zigaretten tot. Harry nickt ihnen zu.

      „Na, heute ohne deine Freundin?“, fragt einer der alkoholgetränkten Rothäute.

      „Sieht so aus“, meint Harry. „Habt ihr sie nochmal gesehen? Gestern?“

      Die zwei Stehtischhänger sehen sich nachdenklich an.

      „War das gestern?“, fragt schließlich einer den anderen.

      „Kann sein. Doch, genau, das war gestern, wir haben ja dem Ernst seinen Geburtstag begossen.“

      „Der Ernst, stimmt. Ja, dass der Ernst mal 70 wird, das hätt keiner gedacht, also, so wie der sich immer die Kante gibt.“

      „Mann, Leute! Habt ihr sie gestern gesehen?“

      „Ja, wenn gestern dem Ernst sein …“

      „Welche Uhrzeit?“, insistiert Harry.

      „Die Sonne sank bereits hinter den Horizont.“

      „Und wo ist sie hin?“

      „Erst hat es so ausgeschaut, als will sie zu uns, die Maus. Dann hat sie beigedreht. Wir sind ihr wohl nicht fein genug.“

      „In welche Richtung ist sie gegangen?“

      „Da runter“, sagt der Angesprochene und deutet die Bad-Schachener-Straße entlang. Der andere sieht verwirrt in diese Richtung, dann nickt er und trinkt einen großen Schluck Bier.

      „Vielleicht ist sie nochmal zur Siedlung“, meint Harry.

      „Wieso nochmal?“, fragt Paul.

      „Als wir das erste Mal hier waren, dachte Andrea, er wohnt vielleicht da. Also der Täter.“

      „Warum?“

      „Nur ein Gefühl, eine Vermutung. Die kleinen Häuser, die Enge. Aber da hat sie sich getäuscht. Er wohnt in der Quiddestraße.“

      „Das weiß Andrea ja nicht. Sie hat ihn da gesucht. Also los.“

      Paul sieht im Loslaufen eine Gruppe junger Punks auf dem Lüftungsschacht der U-Bahn sitzen. „Sind die immer da?“, fragt er.

      „Ja“, sagt Harry, der mit ihnen schon einmal gesprochen hat.

      Paul geht zu ihnen rüber. „Hey Leute, ich such meine Schwester. Habt ihr sie gesehen? Gestern Abend beim Kiosk? Anfang 30, so 1,60 groß, schwarze Haare, dunkle Klamotten, sportlicher Typ.“

      „Gibt’s viele“, sagt ein Mädchen mit schwarzem Bürstenhaarschnitt.

      „Die Polizistin“, ergänzt Harry.

      „Ach die. Nein, nie wieder gesehen.“

      „Ist das ein kluger Hund?“, fragt Paul und deutet auf den Schäferhund mitten in der Gruppe.

      „Klüger als viele Menschen.“

      „Glaub ich. Wie heißt er denn?“

      „Sie. Lassie.“

      „Hübscher Name“, sagt Paul ohne jede Ironie und dreht sich weg.

      Harry sieht ihm irritiert hinterher, wie er zum Auto geht. Kurz darauf kommt er mit einem Pullover zurück. „Der ist von meiner Schwester. Vielleicht findet Lassie die Spur.“

      „Wir helfen keinen Cops“, murmelt eins der Kids.

      „Ich bin kein Cop!“, bellt Paul. „Und meine Schwester ist in Lebensgefahr! Ihr helft mir jetzt, sonst vergess ich mich, ist das klar?“

      Die Jugendlichen nicken eingeschüchtert.

      Harry, Paul und die Kids samt Hund ziehen los. Bei der Siedlung hat sich einiges geändert, seit Harry das letzte Mal hier war. Nicht verschlafene Ruhe zwischen den kleinen Häusern, sondern ohrenbetäubender Lärm und der Sprühnebel von Wasserkanonen, der den Staub der Abbrucharbeiten binden soll.

      „Verdammt!“, flucht Harry und rennt los. Paul versteht nicht sofort. Dann doch – wenn Andrea in einem der Abbruchhäuser ist! Jetzt rennen alle, selbst die Punks, der Hund stürmt voraus.

      Harry sucht den Bauleiter. Findet ihn endlich in einem der Container. „Stoppen Sie sofort die Maschinen!“

      Der Bauleiter sieht ihn konsterniert an. „Was soll’n des? Einfach da reinmarschier’n? Das ist eine

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