Hochsensibilität und Depression. Reinhold Ruthe

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Hochsensibilität und Depression - Reinhold Ruthe

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Depressive eine große Rolle. Bei den meisten wird dieser Gesichtspunkt gar nicht gesehen und bewertet. Wissenschaftler sagen, dass Depressive über zu geringe Depots von Omega 3-Fettsäuren verfügen. Ein regelmäßiger Fischverzehr würde das Depressionsrisiko verringern.

      Schon im Mittelalter war es Hildegard von Bingen, die den Gebrauch von bestimmten Speisen und die Benutzung von Heilkräutern gegen viele Krankheiten empfahl. Bei schwermütigen Menschen empfahl sie das Auflegen der Schlüsselblume. Schlüsselblumenwasser wird auch heute noch als Mittel gegen Traurigkeit eingesetzt. Was Hildegard von Bingen über die Anwendung von Fenchelkraut schrieb, ist geradezu revolutionär. Sie empfahl, man solle bei der Melancholie zerstoßenen Fenchelsaft nehmen und damit Stirn, Brust, Schläfe und Magen einreiben. Die Melancholie würde weichen.

      Es leuchtet ohne Weiteres ein, dass eine gesunde Ernährung das Wohlbefinden des Menschen verbessern kann. Neurobiologisch wurde festgestellt, dass bei Depressiven ein Mangel an etlichen Neurotransmittern vorliegt. Dazu gehören:

      Serotonin,

      Dopamin,

      Noradrenalin und

      die Y-Aminobuttersäure.

      Der Psychotherapeut und Diplomheilpädagoge Dr. Peter Dold empfiehlt als Nahrungsergänzungsmittel bei Depressionen: „Nachfolgend angeführte wissenschaftliche Untersuchungen kommen zur gemeinsamen Nahrungsempfehlung:

      – Verwenden Sie ausschließlich hochwertige, kaltgepresste und biologische Öle.

      – Achten Sie auf ausreichende Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.

      – Nahrungsergänzungsmittel wie Krillöl oder Inka Gold unterstützen das psychische Gleichgewicht.

      – Kurkuma mit dem Wirkstoff Curcumin weist antidepressive Eigenschaften auf – das belegt eine chinesische Studie aus dem Jahr 2008.

      – Safran wird in Persien traditionell als Heilmittel gegen Depression eingesetzt.

      – Die Nachtkerze gilt als einer der besten Lieferanten des natürlichen Antidepressivums Tryptophan.“7

      „Mangelnde Ernährung beinhaltet einen Mangel fürs Leben.“ So beschreibt ein Wissenschaftler die Ergebnisse von Studien an Babys, die nicht ausreichend ernährt wurden. Sie seien im Alter oft ängstlich und depressiv. Klaus Wilhelm schreibt wörtlich: „Der Effekt ist erstaunlich: Menschen, die im ersten Lebensjahr nicht ausreichend ernährt wurden, leiden 40 Jahre später häufig unter einer problematischen Persönlichkeit […] Rund ein Drittel der 77 Mangelernährten zeigte demnach Merkmale von erhöhter Ängstlichkeit und Stressanfälligkeit, dagegen nicht mal sieben Prozent in der Kontrollgruppe. Deutlich mehr Mangelernährte waren außerdem depressiv, feindselig, misstrauisch und aggressiv.“8

       Emotionales Essen

      Ein Begriff, der in der Seelenkunde heute eine Rolle spielt. Jeder hat es gehört und kennt es: Stress, Frust, Traurigkeit, Enttäuschungen, Verluste und Verzweiflung können uns verleiten, durch Süßigkeiten und Essen unsere Seele wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Nicht umsonst sagen wir:

      Essen hält Leib und Seele zusammen.

      Essen und Süßigkeiten sollen den Kummer verkleinern.

      Wer es gewohnt ist, wer es gelernt hat, wer es als Lösung eintrainiert hat, versucht durch Essen seinen Kummer zu verringern. Die Sache hat nur einen Haken: Das Trostpflaster beschert uns eine neue Belastung. Wir sprechen nicht umsonst von „Kummerspeck“. Die Fehlernährung führt zum Übergewicht, das sich zum schlechten Gewissen gesellt. Es stimmt, dass Kohlenhydrate, eiweißreiche Kost den Tryptophanspiegel ansteigen lassen. Das Serotoninsystem im Gehirn verbessert die Stimmung. Endorphine werden freigesetzt. Aber eine wirksame und verändernde Stimmungsaufhellung findet nicht statt.

      Was hilft aus dieser Sackgasse heraus?

      Die Hintergrundprobleme werden verdrängt.

      Die eigentlichen Ursachen werden überspielt.

      Der Teufelskreis wird nicht durchbrochen, weil die Essbefriedigung den Ärger, die Einsamkeit oder die Anspannung nur betäubt, und eine neue Essattacke ist fällig.

      Die Betroffenen müssen sich fragen:

      „Was sind die Umstände und die Zusammenhänge, dass ich in diese Stimmung hineingeraten bin?“

      „Was habe ich unterlassen, dass die Verzweiflung anhält?“

      „Wenn ich mich hilflos fühle, wem kann ich mich anvertrauen?“

      „Was will ich mit dem Essen bezwecken?“

      „Bin ich wirklich hungrig, oder will ich mich ablenken?“

      Der Christ wartet nicht, dass Gott schon alles regeln wird. Er fragt Gott, was er tun kann. Und er geht – in Gottes Namen – zu einem Seelsorger oder einem Arzt, die Gottes Werkzeuge sind.

      Die Depression ist ein Dauerbrenner. Das wird auch an der Verschreibung von Antidepressiva in Europa deutlich. Um 40 Prozent ist die Verschreibungsrate in den Jahren von 2000 bis 2014 gestiegen.

      Depressionen sind mit einem Mangel von vier verschiedenen Neurotransmittern in Verbindung gebracht worden. Sie heißen: Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und Adrenalin.

      Die tägliche Informationsflut macht uns zu schaffen. Wer alles sehen, alles wissen, alles verarbeiten will, überfordert sich. Die Erschöpfung steht vor der Tür. Wir alle brauchen dringend die Fähigkeit, Nein zu sagen.

      Zusammengefasst:

      Menschen mit Depressionen sind Betroffene,

      – die ihr Leben lang mehr oder weniger geleitet sind, das zu machen, was andere von ihnen erwarten, die immer auf die anderen ausgerichtet sind;

      – die sich zurückstellen, sich übergehen, sich nicht spüren und sich nicht ernst nehmen;

      – die ständig das Gefühl haben, etwas zu müssen, und sich deshalb zunehmend verpflichtet fühlen;

      – die ständig in einen Zustand der Überforderung hineingeraten.

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