Mord in der Harrer-Klinik. Gerd Hans Schmidt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mord in der Harrer-Klinik - Gerd Hans Schmidt страница 4

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Mord in der Harrer-Klinik - Gerd Hans Schmidt

Скачать книгу

Menzinger klang jetzt überraschend unbeteiligt.

      »Ja, wer tut denn so was«, schwenkte er in der Stimmung doch etwas um, »so eine schöne Frau voll Lebenslust und immer gern gesehen bei allen hier. So, seit fünf, sechs Jahren kam sie schon.«

      »Welchen Umgang hats’n hier g’habt, wissns da was nähers?«

      »Sie kam mit jedem hier gut aus, aber ihr Privatleben behielt sie weitgehend für sich. Ich weiß nur, dass sie für so eine Pharmafirma in der Schweiz tätig war, oft abends. Deswegen hatte sie tagsüber so viel Zeit für ihr Hobby.«

      »Und Sie als Besitzer von dem Gestüt hier, hams Sie sie net a weng näher kannt?«

      »Nein, nein, nur so wie alle anderen auch!«

      Herbert verabschiedet sich, aber er ist mit den Antworten des Herrn Menzinger nicht recht zufrieden. Zu sachlich. Und dann die erste Reaktion. Herbert kann in diesem Moment den Namen Menzinger auch nicht mit der Teilnehmerliste des Seminars und Dr. Menzinger in Verbindung bringen, sonst wäre er nicht so schnell zufrieden gewesen.

      Zurück am Parkplatz hält neben Herberts Wagen ein VW Käfer Oldtimer und eine junge blonde Frau so um die 20 steigt aus.

      »Eine Rarität, macht sicher viel Spaß.« Herbert spricht die Frau an.

      »Mein Traum. Dafür verzichte ich auf solche Edelkarossen wie die hier«, sie deutet auf die anderen Fahrzeuge.

      »Aber auf meinen da könnten’s net verzichten«, witzelt Herbert.

      Sie lacht und wirft ihre langen blonden Haare in den Nacken.

      »Ah, sagn’s, kannten Sie Margot Winkler?«

      »Klar, wir sind oft miteinander ausgeritten. Aber wieso kannten?«

      Herbert zeigt seinen Ausweis und schildert kurz die Tat. Der jungen Frau verschlägt es die Sprache und sie wirkt kurz betroffen, antwortet dann aber doch gefasst.

      »Privat kannten wir uns nicht so recht, wir haben viel über ihren Beruf gesprochen, das hat mich auch interessiert. Ich wollte Pharmazie studieren und sie war da ja schon viel weiter. Private Beziehungen? Nein ich nicht, da waren andere hier zuständig!«

      »Was meinen Sie damit?«, will Herbert wissen.

      »Finden Sie’s heraus, Herr Polizist. Hier gibt es viele tolle Reiter!«

      Die Frau wirft ihre Tasche über die Schulter, zwinkert Herbert zu und geht rasch zu den Stallungen.

      Was war etz des, fragt sich Herbert.

      Ilse Merkel und Herbert sitzen bei mir im Krankenzimmer. Mein Privatzimmerservice hat uns den guten Kaffee vom fünften Stock gebracht. Ilse beschwert sich, dass das Parkhaus hier ständig belegt und vor der Tür kein Platz zu finden ist. Das sei nervend.

      »Menzinger heißt der Reithans? Kräftig, gut gebaut, Haare eher dunkel? Mensch, ihr müsst herausfinden, ob der was mit meinem schönen Dr. Menzinger zu tun hat! Ilse, bitte mach das gleich morgen!«

      Was meinte das junge Ding in dem Käfer damit »es gibt viele tolle Reiter hier!« Herbert führt fast ein Selbstgespräch.

      »Na Herbert, wenn du’s wissen willst, finds’d des scho raus! Gell?« Ein wenig fränkisch ist auch mir geläufig. Ich kann die Äußerung des Mädchens aber zu diesem Zeitpunkt auch nicht so recht einordnen und finde das eher unwichtig.

      »Wir halten dich auf dem Laufenden, Wolff.«

      Als sich die beiden verabschieden, beugt sich Ilse zu mir herunter und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Herbert pfeift verschmitzt.

      Der Spätschichtpfleger verabschiedet sich.

      »Das mit den Parkplätzen hier ist nicht so prickelnd«, versuche ich noch ein Gespräch zu beginnen.

      »Parkplätze? Das können Sie hier vergessen. Morgens ist das Parkhaus voll, keine Chance. Und in den umliegenden Straßen ein absolutes Glücksspiel. Ich komme entspannt mit U-Bahn und Tram, ist halt nur nachts nicht so angenehm. Da fahren schon seltsame Typen durch die Stadt. Mein Kleinwagen ist hier vor der Tür fehl am Platz, noch dazu wenn rote Ferraris sogar die Feuerwehrzufahrt versperren.«

      Nämberch halt, denke ich mir.

      Trotz Multimediaausstattung auf dem Zimmer ist mir heute nach einem kurzweiligen Gespräch zu Mute. Auf der Station neben dem Schwesternzimmer gibt es einen Patientenbereich mit Sitzgelegenheiten und kleinen Tischen, wo ich, wenn ich Glück habe, heute Abend ein solches finde. Ein Gymnasiallehrer mit neuem Knie ist mein Opfer. »Kriminalität an Schulen« kommt bei unserer Kombination heute als Thema ’raus. Ich hätte doch auf meinem Zimmer bleiben sollen.

      Gegen 20.30 Uhr humple ich mit meinen Krücken zurück.

      Mein Gymnasiallehrer liegt zweiter Klasse und verabschiedet sich nach rechts. Mein Luxusappartement liegt geradeaus vor mir in einem ruhigeren Trakt der Klinik. So 15 Meter habe ich noch zu gehen, als ich sehe, wie meine Zimmertür sich langsam öffnet. Das dürfte eigentlich nicht sein, weil ich meinen elektronischen Codeschlüssel um den Hals trage. Ich bleibe instinktiv etwas rechts zum Aufzug hin stehen, nicht ohne meine Tür aus den Augen zu lassen. Erst kommt ein kapuzenverhüllter Kopf durch den Türspalt, der offensichtlich nichts Verdächtiges sieht. Die Tür öffnet sich weiter und eine ganz in schwarz gekleidete männliche Gestalt drückt sich langsam hindurch. Trotz Jogginghose und fest zugezogenem Kapuzenpulli kann ich erkennen, dass der Mann eine außergewöhnlich kräftige, muskulöse Statur besitzt.

      »Hallo, was machen Sie da«, rufe ich und ich muss von allen guten Geistern verlassen sein, denn wehrhaft bin ich im Moment gar nicht. Berufliche Gewohnheit.

      Die Gestalt erschrickt, weil er sich offenbar unbeobachtet fühlte und dreht sich in meine Richtung. Er hat mehr Licht im Rücken als von vorne, so dass ich das Gesicht nicht sehen kann.

      »Bleiben Sie stehen, Sie haben da nichts zu suchen«, rufe ich lauter und vergesse mein Handikap schon wieder.

      In dem Moment läuft er mit großen Schritten auf mich zu.

      Der will mich niederrennen, denke ich und schlagartig wird mir meine hilflose Lage bewusst, was mir den Angstschweiß auf die Stirne treibt.

      Kurz vor mir angelangt hält er wie ein Elfmeterschütze kurz inne, holt mit dem linken Bein aus und tritt mit voller Wucht gegen meine Krücke, so dass die mir aus der Hand und in die Ecke fliegt. Er weicht unvermittelt aus und läuft rechts an mir vorbei zur Treppenhaustür, die er fast mit Gewalt aufreißt und dahinter verschwindet. Mit einem lauten Knall fällt sie zu.

      Der Tritt gegen den Krückstock bringt mich aus dem Gleichgewicht und ich beginne zu schwanken und nach hinten umzufallen. Da umgreifen mich zwei kräftige Arme und halten mich fest. Ich liege in den Armen von Pfleger Sebastian. Er hat wohl mein Rufen gehört und nachgesehen.

      »Der Typ hat die Flucht ergriffen, als er mich hinter ihnen auftauchen sah. Der hätte sie eiskalt umgerannt, wenn er sie alleine erwischt hätte.«

      Zurück im Zimmer finden wir ein offenes Fenster und einen zerwühlten Nachttisch vor.

      Ich rufe sofort Herbert an: »Herbert, ich bin hier nicht mehr sicher,

Скачать книгу