Die Chefin. Sonja Becker

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des Industrie- und zu Beginn des Service-Zeitalters, darf Arbeit sogar Freude bereiten. Wir müssen nicht mehr so hart arbeiten wie früher. Und wir können uns aussuchen, was wir tun wollen. Wer seinen eigenen Weg verfolgt, hat nicht das Gefühl, zu arbeiten. Man fühlt sich getragen von seiner Neugier. Sie beschäftigen sich nicht mit etwas, sondern etwas beschäftigt Sie. Besteht das „Hintergrundprogramm“ aus den eigenen Werten, haben Sie Ihr Muster. Verbinden Sie dieses Muster mit Ihrer Neugier, zahlt sich Ihr Leben auch in barer Münze aus.

       In unseren Breitengraden ist es nicht üblich, wirtschaftlichen Erfolg mit diesen Werten zu verbinden. Nein, es gilt geradezu als verwerflich, mit seinen persönlichen und sozialen Interessen Geld verdienen zu wollen. Harte Arbeit ist im Sinne der Protestantischen Ethik - eines der tragenden Hintergrundprogramme der westlichen Zivilisation - der einzige Weg, um nach dem Tod erlöst zu werden und das ewige Leben zu empfangen. Arbeit in diesem Sinne ist mehr eine Strafe oder Bewährung: Die Vertreibung aus dem Paradies ist der Beginn der Notwendigkeit zur Arbeit, die Arbeit ist der einzige Weg zurück in den Himmel. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“, heißt eine berühmte Formel unseres gesellschaftlichen Wertesystems, die dieses Prinzip vulgarisiert. Oder auch „Dienst ist Dienst, Schnaps ist Schnaps“. Arbeit im klassischen Sinne ist Martyrium: Es bereitet Schmerzen. Und es soll Schmerzen bereiten. Arbeit, das wusste schließlich schon Karl Marx im 19. Jahrhundert, ist Entfremdung vom eigenen Ich.

       Die Frage ist nicht, wovon man lebt. Sondern wofür.

       I

       n unserer modernen Ökonomie ist es zum ersten Mal möglich, die historische Trennung von „Arbeit“ und „Vergnügen“, „9 to 5“ und „5 to 9“, Arbeitszeit und Urlaubszeit aufzuheben. Es gibt immer mehr Menschen, die die deutschen Ladenöffnungszeiten auch tatsächlich nutzen können, weil sie selbst nicht mehr in dieser Zeit gezwungen sind, zu arbeiten.

       Aber Sie „arbeiten“ gerne, wann immer Sie wollen, auch am Wochenende, oder in der Nacht, wenn Sie Ihren Weg gehen. Sie tun das, was Sie trägt. Und das machen Sie permanent und gerne. Wer ganz bei sich ist, kennt seinen Wert, seine Werte und seinen Preis, mit dem er sich verkaufen kann.

       Um dorthin zu gelangen, müssen wir noch einmal zurück zum Sterben. Wie fühle ich mich beim Gedanken daran? Habe ich Angst davor? Warum widerstrebt es mir, zu sterben? Gibt es etwas, wofür ich mein Leben hingeben würde? Solche Fragen innerlich zu beantworten, ist alles andere als tödlich. Es veranlasst einen dazu, sich Gedanken über das Leben und seinen Wert zu machen. Wenn es etwas gibt, wofür man sterben würde, dann ist es auch wert, dafür zu leben.

       Was beschäftigt Sie so sehr, dass Sie dem Ihr ganzes Leben widmen würden? Und warum tun Sie es nicht? Weil wir alle immer lieber auf Nummer sicher gehen.

       Durch die klassische Trennung von Job und Vergnügen landen wir nach der Ausbildung in einem Job, der uns mehr oder weniger liegt, bekommen eine Entschädigung für die Zeit, die wir dort verbringen, anstatt Arbeit und Vergnügen miteinander zu verbinden. Wir müssten weniger leiden und würden uns nicht teilweise sinnlosem Zeitvertreib, Hobbys oder chronischem Partyrausch hingeben. Worauf warten Sie - auf Ihre Rente?

       Benutzen Sie Fragen nach dem Tod, um die Möglichkeiten zu entdecken. Nehmen Sie sich dafür Zeit, ein bisschen Einsamkeit, einen Block und einen Stift. Keine Ablenkung, kein E-Mail in der Nähe, kein Mobiltelefon, nicht einmal ein normales Telefon. Mieten Sie eine Hütte auf der Alm. Nehmen Sie nicht Ihren Partner mit. Wenn ich noch ein Jahr zu leben hätte, was würde ich mit der verbleibenden Zeit anfangen? Was hätte Priorität? Wenn der Arzt sagt, Sie hätten noch dreißig Tage, worauf würden Sie sich konzentrieren? Was, wenn es ein Tag wäre? Eine Stunde? Und wie viel Zeit würden Sie damit verbringen, sich selbst zu bedauern?

       Die Beantwortung dieser Fragen ist der Beginn einer lebenslangen Recherche nach dem wirklich Wichtigen in ihrem Leben - Ihrem viel zitierten „Sinn des Lebens“: Ihrem Sinn, Ihren Werten.

       Das Geheimnis: Hätten wir den Tod nicht, würden wir uns keine Gedanken um unser Leben machen. Wir haben den Tod, um unser Leben zu verstehen. Ein reiches, sinnvolles Leben erfordert deshalb eine Auseinandersetzung mit unserem eigenen Tod.

       Dann spüren wir uns selbst. Je näher wir unseren eigenen, eigentlichen Werten kommen, umso lebendiger fühlen wir uns. Man kann seine Werte an der eigenen Lebendigkeit und Energie ermessen, die in uns hervorgerufen wird. Sie wird sich auch auf ihre gesamte Umgebung übertragen, inklusive auf Ihre Angestellten und Kunden, sobald diese Werte „gelebt“ werden.

       Sie sind tiefer und deshalb überdauernder als alles andere. Eine der größten und erfolgreichsten Hotelketten dieser Welt ist das Hyatt Regency Hotel. In seiner Autobiographie erklärt der Hotelerbe das Grundprinzip des langfristigen Hyatt-Erfolges: Die „core values“ des Gründervaters werden von Generation zu Generation weitergegeben und von allen Teilnehmern gelebt. Es handelt sich dabei nicht um Reißbrettvisionen aus Wochenendtagungen, sondern um tiefe menschliche Werte, die nach Ansicht der Hyatt-Familie echt und dauerhaft sind. Allen voran: Der „spirit to serve“.

       Die Möglichkeit, immer danach zu schauen, was den Gästen fehlt und was sie erwarten, sich voll und ganz in ihre Person und deren Wünsche zu versetzen, steigert automatisch die Qualität und befördert den Fortschritt, so dass bei gleich bleibenden Werten in der über 70jährigen Geschichte der Hyatt-Kette eigentlich kein Stein auf dem anderen geblieben ist.

       Ihr Renomée als eine der führenden internationalen Hotelketten gibt diesen „core values“ recht, ganz nach dem Lampedusa-Motto „Es muss sich alles verändern, damit alles bleibt, wie es ist.“

       Werte-Paradigma: Die „Performance Scale“

       D

       ie folgenden sieben Kapitel beschreiben alle Stadien des Wachstums eines Geschäftes bis zu dem Moment, wenn aus einer ursprünglichen Beschäftigung ein Unternehmen wird. Über diese „sieben Brücken“ muss man gehen - es führt kein Weg daran vorbei.

       Die einzige Alternative ist Stillstand oder Rückgang. Das ist kein Zwang: Man wird sich automatisch auf einer höheren Stufe wiederfinden. Das erkennt man an dem mentalen Wachstum des Unternehmens, der Verfasstheit und der eigenen Verfassung. Wenn man jedoch einmal den Weg zu einer selbständigen Karriere eingeschlagen hat, wäre es traurig, einen Rückzieher zu machen.

       Betrachten Sie es als Ihre Vorbereitungszeit zu Ihrem persönlichen Big Bang, nach dem Sie in der Welt der Wirtschaft mitmischen und dabei Ihre persönlichen Ziele verwirklichen und immer zufriedener werden.

       Die „Performance Scale“ (Abbildung 1) skizziert Ihr Leistungsspektrum. Die folgende Entwicklung bis zum Launch ist nicht nur der Planung gewidmet, sondern auch um Ihre Mission zu entdecken, sich Ziele zu setzen, das Verkaufen zu lernen und eine Reihe Projekte auszuprobieren, um zu testen, wie Ihre Träume in der wirklichen Welt da draußen ankommen.

       Man könnte diese untere Hälfte der „Performance Scale“ auch Theorie, die obere Praxis nennen. Wir sprechen lieber von der Konzeptions- und der Aktionsphase.

       Bei unserem Ansatz geht es nicht um Zahlen. Wenn Sie einen Businessplan erfüllen wollen, werden Sie hier nicht fündig. Obwohl wir dringend dazu raten, einen zu erstellen.

       Ein großes Missverständnis in unserem modernen Diskurs liegt darin, dass

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