Keine Lust und trotzdem fit. Gert von Kunhardt

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Keine Lust und trotzdem fit - Gert von Kunhardt

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glaube ich nicht

      Das müsstest du mal miterleben: Auf unseren Seminaren kultivieren wir jedes Mal ein Aha-Erlebnis besonderer Art. Wir laufen mit allen Teilnehmern, gleich welcher Altersgruppe, einen Halbstundenlauf, ohne dazwischen anzuhalten oder Schritt zu gehen. Aus dem Stand laufen wir mit Untrainierten 30 Minuten lang. Das wird vorher auch nicht angekündigt. Im Gegenteil wiegeln wir bei Nachfragen nach Zeit und Distanz sofort ab: „Ach, wir machen nur eine kleine Laufdemonstration.“ Wir laufen auch nicht, wir joggeln14, d. h., wir laufen bummelnd durch den Wald und beschäftigen uns dabei mit den Abläufen im menschlichen Körper. Wir achten darauf, dass jeder mitdenkt.

      Für uns ist es wichtig, mit Verstand zu laufen, d. h. sich die Notwendigkeit eines „übertrieben“ langsamen Laufes (subjektive Unterforderung) vor Augen zu führen und ganz bewusst die ersten 1-5 Minuten langsam zu traben (joggeln statt joggen). Joggeln, als bummelndes Laufen, ist das gesündeste Training überhaupt.

      So erklären wir während des Laufens, wie sich die Anpassungsphänomene im Blutkreislauf abspielen, wie wir die Druckverhältnisse in den Gelenken minimieren und die Entstehung von zu viel Milchsäure verhindern können. Das fordert gespannte Aufmerksamkeit, über der die Teilnehmer ganz vergessen, dass sie eine halbe Stunde andauernd laufen. Auf die Frage: „Was schätzen Sie, wie lange wir gelaufen sind?“, werden regelmäßig Zeiten zwischen 15 und 20 Minuten genannt. Bisher hat noch jeder der über 18.000 Seminar-Teilnehmer 30 Minuten joggeln ohne die geringsten Probleme geschafft.

      Als wir dies unserem ersten Seminar-Arzt erklärten, wollte er wegen des hohen Risikos nicht mitmachen und forderte von uns, dass wir von allen vorher eine ärztliche Untersuchung attestieren lassen sollten. Gut, dass wir das nicht gemacht haben. Denn das hätte nur Angst ausgelöst. Hier liegt der Hauptgrund, weswegen sich die meisten Menschen nicht trauen, eine halbe Stunde lang gemütlich durch den Wald zu laufen. Sie sind unsicher. Durch eine ärztliche Untersuchung werden sie noch mehr verunsichert. Sie glauben: Dauerlauf ist gefährlich.

      Das stimmt aber ganz und gar nicht. Im Gegenteil ist es die gesündeste und einfachste Bewegungsform überhaupt. Laufen kann jeder! Ob jung oder alt, ob begabt oder nicht, ob Tag oder Nacht, jeder kann sofort laufen, traben, joggeln. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass entspannte Menschen nicht nur die besten Ergebnisse erzielen, sondern auch die größten Gesundheitsgewinne dazu.

      Ein regelmäßiger gemütlicher Dauerlauf hat unglaublich gute Wirkungen. Wildor Hollmann erklärt das so: „Zurzeit wird das über 100 Jahre alte Aspirin gefeiert.

      Studien beweisen, dass es in der Lage ist, die Herzinfarktwahrscheinlichkeit um 47 % zu senken. Mit Recht also wird ein solches Medikament gefeiert, obwohl das natürlich seine unerwünschten Nebenwirkungen hat. Gäbe es nun ein Medikament, welches folgende gesicherte Eigenschaften besäße:

      ■ hochprozentige Senkung des Sauerstoffbedarfs des Herzens,

      ■ Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit,

      ■ Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes,

      ■ Verminderung der Thrombosegefahr,

      ■ Reduzierung der die Arteriosklerose verursachenden Substanzen bei gleichzeitiger

      ■ Steigerung der diesbezüglichen Abwehrkräfte und

      ■ Begünstigung hormoneller Reaktionen,

      wie würde wohl ein solches Supermedikament weltweit tagein, tagaus gefeiert werden? Die regelmäßige Einnahme eines solchen Präparats würde zur Selbstverständlichkeit unseres Alltags zählen. Aber all das ist durch ein entsprechend betriebenes Ausdauertraining möglich, und es zeigt obendrein keine unphysiologischen Nebenwirkungen. Vornehmlich trifft das auf den langsamen Dauerlauf zu.“15

       Das Joggeln ist eine Art großartiger Impfung gegen 80 % aller uns bedrohenden Krankheiten.

      Was hindert uns, das Wundermittel zu nehmen?

      Immer noch keine Motivation, loszulegen? Es braucht tatsächlich nur täglich 15 Minuten. Wer heute immer noch einen Halbstundenlauf fordert, um gute Herz-Kreislauf-Effekte zu erzielen, muss umdenken. Längst überholt! Wir haben in unserem eigenen Institut für Bewegungstherapie und Rehabilitation herausgefunden, dass schon zehn Minuten Ausdauertraining auf dem hochelastischen Trampolin pro Tag bei Puls 110 Schläge/Minute bereits nach drei Wochen (!) eine um 14 % verbesserte Sauerstoffaufnahmekapazität bewirkt.

      25 per Zeitungsaufruf ausgesuchte „untrainierte“ Personen zwischen 40 und 60 Jahren trainierten auf hochelastischen Trampolinen drei Wochen lang täglich zehn Minuten bei einer Pulsfrequenz von 110 Schläge/Min. nach der Devise „Schwingen“, nicht Springen (!), und konnten eine deutlich verbesserte Herz-Kreislauf-Leistung erreichen. Die Teilnehmer hatten bei gleichem Versuchsaufbau und gleicher Wattleistung auf einem Fahrradergometer anschließend einen signifikant niedrigeren Pulsschlag (14 Schläge weniger pro Minute).16 Das Herz schlägt langsamer und kann sich außerdem zwischen den Schlägen besser erholen und versorgen.

      Ist es wirklich unvorstellbar, jeden Tag ein Viertelstunde zu joggeln oder auf einem hochelastischen Trampolin zu schwingen? Keine Lust dazu? Kauf dir einen Hund!17 Der muss sowieso jeden Tag Gassi gehen. Und wie der sich freut, wenn du mit ihm läufst! Schon um dieser Freude willen lohnt es sich.

      Wenn du dir keinen Hund kaufen kannst, weil es der Vermieter nicht erlaubt oder du allergisch gegen Hundehaare bist, dann lauf so, als hättest du einen Hund! Frische Luft, Wind, Wetter, Licht, Wärme oder Kälte stimulieren Körper, Geist und Seele. In einer Langzeitstudie mit 52.656 Teilnehmern über einen Zeitraum von 1971-2002 ermittelte das American College of Sportsmedicine in San Francisco, dass moderates Laufen (Joggeln) die Lebenserwartung bei Männern um 6,2 und bei Frauen um 5,6 Jahre verlängert. Das gilt übrigens nicht für angestrengt laufende Jogger.18

      Bedenke: Joggeln ist das hochwirksamste Präventionsprogramm, das wir heute kennen.

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