Vergebung befreit. Sascha Ansahl
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Nun ja, wie soll ich es beschreiben, plötzlich wusste ich, dass alles lebt. Ich fühlte, dass alles von einer nicht beschreibbaren, lebendigen, liebenden Kraft durchdrungen ist, und ich spürte diese Kraft des Lebens so deutlich in mir und um mich herum.
Auch verstand ich, dass ich diese Kraft unter anderem dazu nutzen konnte, Freude zu bringen. Es war alles so erfüllend, aufwühlend und aufregend zugleich.
Auf der anderen Seite war das neue Leben so nicht zu leben. Es war auch zu viel für mich. Keiner konnte meine neuen Gedankengänge nachvollziehen. Diese Bewusstseinsöffnung, der Blick in meine Seele, in mein Herz, das war so nicht zu machen. Nicht auf diese Weise. Außerdem verstand ich zu diesem Zeitpunkt nichts von dem, was mit mir geschah. Ich konnte mich nur auf die neu gewonnenen Gefühle und Erfahrungen stützen. Aber alle waren scheinbar gegen mich, und keiner, auch niemand in meiner Familie oder Freunde wollten dieses Leben mit mir teilen. Selbst wenn sie es gewollt hätten, sie hätten es nicht gekonnt. Nach dieser enormen Öffnung fiel ich dann für lange Zeit in extreme Depressionen. Ich möchte nur ganz kurz beschreiben, was das bedeutet. In den Tiefphasen, diese hielten immer so ca. drei Monate an, setzte eine totale emotionale und gedankliche Isolation ein.
Ich war nicht in der Lage, auf Gespräche zu agieren oder zu reagieren. Ich konnte nicht in die Öffentlichkeit gehen. Panikattacken bis zur Bewegungslosigkeit waren an der Tagesordnung. Oft saß ich stundenlang nur da und starrte an die Decke. Ich weiß bis heute nicht, wie ich es geschafft habe, in dieser Zeit noch ein Familienvater zu sein und mich um meine Familie zu kümmern.
In den Hochphasen kam das Wissen wieder zum Vorschein. In diesen Zeiten fühlte ich die Verbindung in meinem Herzen so deutlich. Ich wusste wieder, alles ist möglich. Diese Phasen waren mit der tiefen Suche nach Gott oder nach weiterem Wissen geprägt. Es gab Zeiten, in denen ich glaubte, das Gras wachsen zu hören.
In diesen Phasen beschäftigte ich mich mit den verschiedensten Themen, der Körpersprache, positivem Denken und vielem mehr. Ich verschlang Bücher über Bücher. Beginnend mit den Hochphasen hatte ich somit alle drei Monate ein neues Thema und jedes Mal war ich fest davon überzeugt: „Jetzt habe ich es gefunden.“
Ich wusste zu dieser Zeit nicht, was in mir so stark suchte, aber die neuen Themen gaben mir erst einmal ein Gefühl von: „Ah, das ist es jetzt“, damit lässt sich alles das, was ich suchte, erklären. Dass das ein großer Irrtum sein sollte, erfuhr ich erst 20 Jahre später.
Dann trieb alles auf die Spitze zu. Ich saß sieben Stunden im parkenden Auto irgendwo in der Nähe von Freising. In diesen sieben Stunden wollte mich die negative Stimme in meinem Kopf endgültig vernichten.
Die negativen Gedanken waren so dunkel, dass es nur noch darum ging, mich jetzt selbst zu töten. Es kamen dann Gedanken wie: „Bring dich um, jetzt. Es macht keinen Sinn zu leben.“ Dann konterte eine andere Stimme in mir: „Nein, was wird dann aus deinen Kindern und deiner Frau?“ Dann wieder das Gegenargument: „Es ist besser für die Kinder, wenn du nicht mehr lebst.“ Und so ging es eine ganze Weile weiter.
Diese sieben Stunden veränderten mein Leben und ich kann heute Gott nur dankbar sein, dass Er ein Einsehen mit mir hatte. Eine so gravierende Selbstmordattacke wie diese kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht, und das machte mir wirklich Angst, irgendwann nicht mehr Herr der Lage zu sein. Es machte mir große Angst.
An dem darauffolgenden Tag ging ich zu meinem Hausarzt und beschrieb ihm meine Hochs und Tiefs und das damit verbundene zehrende Leben. Ich war fast ein wenig verwundert, dass es für mein Problem sogar eine Bezeichnung gab. Es gab mir eine Art von Sicherheit. Bis ich mich für Gott und die Liebe entschied und vollkommen heilte. Während dieses Jahres bekam ich dann noch Hodenkrebs, aber dieser konnte mit einem kleinen Eingriff heilen, ohne weitere Blessuren zu hinterlassen. Mein damaliger Urologe wollte mich aufschneiden lassen und alles Mögliche mit mir anstellen, er wollte sicher sein, dass der Krebs nicht gestreut hatte. Ich lehnte das alles ab. Während dieser Zeit gab es immer etwas in mir, das vollkommen im Vertrauen war.
Dem Leben mit dem Herzen begegnen
Eines Abends besuchte ich einen Vortrag über Spiritualität und Verschwörungstheorien. Als ich nun an der Reihe war und dem spirituellen Lehrer meine Fragen stellen wollte, geschah etwas Wundersames. Der Vortrag wurde von einem kleinen Kamerateam aufgezeichnet und ich sah aus dem Augenwinkel, wie der Kameramann sich gerade hinter den Vortragenden, dem ich gegenüber saß, bewegte. In dem Moment, als ich meine Frage stellte, antwortete zu meiner Überraschung nicht der Lehrer auf meine Frage, sondern der Kameramann hinter dem Lehrer. Er schaute mir unvermittelt, direkt und tief in die Augen und antwortete, statt dem Lehrer, mit den Worten: „Die Wahrheit findest du nur in dir selbst.“
Es war wie ein Paukenschlag. In einem Bruchteil weniger Sekunden veränderte der Kameramann sich, und ich fiel in die tiefen Augen eines Ozeans von Weisheit. In meinem Kopf läuteten die Glocken. Ich war total ergriffen. Dieser eine Satz: „Die Wahrheit findest du nur in dir selbst!“ Nichts war mehr wie vorher. Ich verließ völlig benommen den Vortrag, ohne mich daran erinnern zu können, ob ich am Ende noch mit dem Lehrer gesprochen hatte oder nicht. Es dröhnte in meinem Kopf nur noch dieser eine Satz: „Die Wahrheit findest du nur in dir selbst.“ Immer und immer wieder. Während der ganzen Fahrt auf meinem zweistündigen Heimweg konnte ich an nichts anderes mehr denken als an diese Worte.
„Die Wahrheit findest du nur in dir selbst.“
Gott kann dem Menschen über die verschiedensten Wege eine Botschaft geben. Gott ist allzeit bereit dazu. So können große Seelen und Engel Menschen überstrahlen, um Botschaften zu übermitteln.
So machte ich mich weiter auf den Weg, die Wahrheit in mir zu finden, und nahm an meinem ersten spirituellen Seminar teil. Es öffneten sich weitere riesige Türen, noch mehr Wissen trat ein. Alte suchende, spirituelle Hasen, die am Seminar teilnahmen, fragten mich, wie lange ich denn schon auf dem Weg sei. Ich glaube, sie waren über meine Art und Weise und vielleicht auch über das Wissen, welches ich von mir gab, verwundert.
Ehrlich gesagt, ich wusste nicht einmal genau, was sie eigentlich damit meinten.
Aber ich verstand all die Worte über Gott, die sie sprachen. Nichts von dem war mir fremd. So hinterließ das Seminar seine Wirkung, und in mir begann sich etwas stark zu verändern. Ich konnte deutlich spüren, dass meine Studien der heiligen Schriften des Hinduismus und der christlichen Schriften und der vieler Heiliger, wie das Wissen, welches ich im Kopf über all die Jahre angesammelt hatte, welches ich intellektuell verstand, nun langsam in mein Herz sickerte. Sehr gut erinnere ich mich daran, wie ich an einem Abend nach Hause kam und zu meiner Frau sagte: „Ich glaube, ich bin jetzt spirituell, ich habe keine Ahnung, was das bedeutet, aber es ist wohl so. Ich fühle so eine tiefe Veränderung in mir.“
Wir hatten zu dieser Zeit beide keine Ahnung, was diese Worte bedeuten sollten.
Doch alles veränderte sich rasend schnell. Ich betrat die Autobahn des Bewusstwerdens. Ich überholte mich mit meinem inneren Wissen, mit meinen neuen Erkenntnissen immer wieder selbst. Immer wenn ich glaubte, die richtige Antwort gefunden zu haben oder neues Wissen in mich eindrang, hatte ich kaum Zeit, es zu verstehen oder zu integrieren. So ging es rasant weiter. Ich begann, tiefe Gebete aus meinem Herzen zu Gott zu sprechen. Ich wollte nur noch seine Liebe fühlen, mich ganz von ihm einnehmen lassen. Meine innere Führung funktionierte wundervoll und ich lernte besser zuzuhören.