Frau und Weltreise. Elke Klinger

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Frau und Weltreise - Elke Klinger

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zu bestehen. Wir beklagen uns über die Enge, die wir mitunter spüren, doch gleichfalls gibt es gute Gründe, warum wir darin verankert bleiben. Es geht um Sicherheit, um das Gefühl der Zugehörigkeit, um Gewohnheit. Wir schenken uns ein paar Tage Urlaub im Jahr, schwelgen in den herrlichen Momenten. Denn das Glück, das Schöne und Besondere lassen sich am stärksten in der Begrenztheit spüren. Wir wissen, es geht bald wieder zurück in den Alltag. Also genießen wir und frönen der Herrlichkeit der Reise, der Freiheit, der Gelassenheit. Automatisch kommt da der Gedanke in uns auf: Mensch, irgendwann einmal, da mach ich das für länger. Erholt aus dem Urlaub zurück klinken wir uns wieder ein in unser Leben mit Arbeit, Freunden, Familie, ein wenig Sport, einem Ausflug am Wochenende. Alles ist gut.

      Glücklich zu sein mit dem, was ist, auf der einen Seite, und dann doch diese Stimme in uns, die da immer wieder anfragt, klopft, nachhakt, nicht lockerlässt.

      Ich selbst betrachte mein Leben von hinten. Ich möchte am Ende nicht sagen: „Ach, hätte ich nur …“ Ich will sagen: „Ich habe es getan, ich habe es versucht, ich habe es erlebt, gelebt, durchlebt. Ich war mittendrin. Ich habe mir ein eigenes Bild geschaffen.“ Das ist meine Art zu leben. Ja, es begleiten einen Ängste dabei. Zweifel kommen auf. Ist man mutig genug? Überschätzt man sich? Wird man einsam sein? Wie kommt man mit all dem klar, was da auf einen einstürmt?

      Doch so weit kommt es meist gar nicht. Zu diesem Punkt gelangt man erst, wenn man tatsächlich in Erwägung zieht, einmal für eine Weile die Leinen loszulassen, an Bord seines Lebens zu gehen und sich bei sich selbst willkommen heißt.

      Das Lesen meiner Erlebnisse kann ein Anstoß sein – oder zumindest die Überprüfung für dich selbst, was sich für dich stimmig anfühlt. Ist es für dich das Leben im Alltag mit all seinen wunderbaren Momenten und Details, die grandios sind. Dann genieße sie und kümmere dich nicht um die Gedanken der Unzufriedenheit. Oder rüttelt und zerrt und rumort es beim Lesen immer stärker in dir, so beschließe an dem Tag: Ja, ich tue es. Für eine Zeit gehe ich einen anderen Weg. Es gibt kein Richtig oder Falsch in dieser Frage. Es geht nur um eine Entscheidung, die dir hilft, in dem was ist, glücklich zu sein.

      Mein Traum ist es, mich in das Abenteuer mit mir zu stürzen, denn ich glaube, dass das, was mit mir selbst auf dieser Reise geschehen wird, das Aufregendste von allem sein wird.

      Am Ende werden wir es wissen. Also aufgemacht, um zu erleben.

       Mein Umbau

      Wir leiten seit vielen Jahren eine Firma, haben diese gegründet und aufgebaut. Der Gedanke, nach 25 Jahren Selbstständigkeit einmal etwas ganz anderes zu tun und zu erfahren, war für uns beide, Sten und mich, sehr reizvoll. Ganz der Frage folgend: Wann hast du das letzten Mal etwas zum ersten Mal getan? Nicht, dass es in unserer Firma nicht immer wieder neue Herausforderungen gibt. Doch einmal vollkommen neue Perspektiven einzunehmen, komplett unwissend zu sein, den Sichtabstand zu vergrößern, um anders sehen zu können, das ist es, was uns das Leuchten in die Augen treibt.

      Ich bin wohl so ein Planungsmensch. Ob ich mir das nun eingestehen will oder nicht. Ob das gut ist oder was auch immer. Klar ändert sich im Innen ständig etwas, doch die Grundzüge stehen. So scheint mir. Da haben wir nun in ach so weiter Ferne vor, für ein Jahr sämtliche Ufer hinter uns zu lassen. Wie das gehen soll, davon habe ich momentan nicht den blassesten Schimmer. Ich bin komplett eingepackt in unserer Firma. Vieles läuft über meinen Tisch. Die Kundenprojekte haben mich im Visier und ich sie. Wenn wir das wirklich durchziehen wollen, bedeutet das, einen kompletten Umbau meiner Selbst. Alles muss weg. Ist das dann mein eigener Ausverkauf? Ist ja nun nicht so, dass ich nahe der Sechzig wäre und ans Aufhören denken würde. Hm, nee, alles andere ist der Fall. Ich stehe mittendrin – in meinem Leben, im Geschäft, in meinem Tun. Irgendwas ist reizvoll an dem Gedanken, diese geplante Reise als Anlass zu nehmen, mich selbst umzubauen. Und irgendetwas daran ist bedrohlich. Reißt mir geradezu die Füße weg, wenn ich nur daran denke. Es ist, als ruckele ich selbst an der alleruntersten Karte meines eigenen Kartenhauses. Dumm nur, dass ich nicht daneben stehe, um zuzuschauen, sondern obenauf, da, wo sich die beiden höchsten Karten an der Kante nur zart berühren. Um nicht zu viel Kraft auszuüben, um ja nicht zu stürzen. Ja, da oben balanciere ich umher. Immer gewahr, abstürzen zu können. Und dann das. Da nehme ich mir doch allen Ernstes vor, mein Kartenhaus mit allem, was drin steht, angebaut, ausgebessert und geflickt wurde, abzutragen. Die große Frage nur: Was wird aus mir?

      Toll ist, ich habe noch Zeit. Ich muss nichts überstürzen, nicht hetzen. Torschlusspanik kann gern vor dem Tor Halt machen. Reden nicht immer alle von Chancen, wenn es darum geht, in eine neue Phase seines Lebens einzutreten? Ich frage mich nur gerade, ob ich so etwas überhaupt will. Eine neue Chance. Das, was ich tue, macht mir eine Menge Spaß. Ich weiß, wo ich hingehöre. Sehe Sinn in dem, was ich tue. Habe Erfolg.

      Klar, es ist ’ne Menge zu tun. Immer. Ja, wir schreiben gerade das Jahr 2008 und haben eine Wirtschaftskrise, die mir persönlich voll zu schaffen macht. Nicht, weil ich für die ganze Welt zuständig wäre, doch irgendwas kratzt mich innerlich ganz gewaltig, wenn ich an unsere Mitarbeiter denke, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob wir alle halten können. Vor allem, wenn ich auf die Projekte sehe, die definitiv weniger werden. Ich mache mich fertig. Es macht mich fertig. Ich weiß, das tut mir nicht gut, doch ich komme nicht umhin. Die Firma mit den Leuten ist einfach mein Ding. Ich habe sie mit aufgebaut, fühle mich verantwortlich für das, was da passiert oder eben auch nicht. Gern möchte ich in diesen Tagen den Satz aus mir herausschreien: „Ich geh dann mal die Welt retten!“

      Wenn es denn so einfach wäre. Ja, es lähmt mich zu sehen, wie alles um uns herum und in uns selbst stagniert. Wo soll ich den Optimismus hernehmen, den ich so gern verstreuen möchte, wenn ich ihn gerade selbst nicht in mir finden kann? Ist das mit dem Umbau meiner Selbst vielleicht doch keine so schlechte Idee? Ziehe ich mich doch einfach mal zurück und spinne herum, was ich denn gern täte, wenn ich denn könnte und wöllte und dürfte. Ich merke, wie ich beginne, an dem Gedanken Freude zu haben. Mich selbst wieder einmal neu erfinden. Da spüre ich doch tatsächlich einen Hauch an Vorfreude. Wollen wir mal sehen, wo das noch hinführt.

       Hallo Zukunft, bitte kommen

      Was für ein Luxus. Ich genehmige mir selbst, darüber nachzudenken, wo es mit mir hingehen soll, kann, darf. Das ist doch glatt ein Fest. Wann gibt’s das schon mal? Meinen Gedanken freien Lauf lassen. Ohne Leine und Beißkorb. Die Möglichkeiten sprudeln lassen, als wären sie ein frisch ausbrechender Vulkan. Schon merkwürdig. Noch ist alles beim Alten. Und doch ist alles anders. Ich freue mich auf das, was vor mir liegt. Ohne eine Ahnung davon zu haben. Allein der Gedanke daran lässt mich ein paar klitzekleine Millimeter weit über dem Boden schweben. Mich immer wieder neu zu erfinden scheint eines meiner Geheimrezepte zu sein, die ich mir selbst zubereite, derer ich mir bisher trotzdem nicht bewusst war. Welche Bedeutung es für mich hat, in den von uns selbst entwickelten Strukturen unserer eigenen Firma meine eigene Rolle alle paar Jahre zu wandeln. Hin zu dem, was mich zieht, anzieht, interessiert, beschäftigt und begeistert.

      Als Fotografin fing ich einmal an. Voll gepackt mit Leidenschaft habe ich fotografiert. Alles, was mir vor die Linse kam – Mode, Maschinen, Glaskannen und Mikrochips. Ich hatte mein eigenes Studio, zwei Lehrlinge, später Mitarbeiter. Tag und Nacht, Nacht und Tag stand ich im Studio, trug meine Generatoren durch die Gegend, habe Hintergründe auf- und wieder abgebaut. Schwerlasttransporter und Feinsinn in einem. Nach Jahren kam die Beratung

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