Das Kartell der Skorpione. Mario Monteiro
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Читать онлайн книгу Das Kartell der Skorpione - Mario Monteiro страница 15
»Aha!«
Was hatte es für einen Sinn, nicht damit herauszurücken?
»Also nicht nur Kekse?« Robby stierte auf seine wunden Zehen und stotterte. Zum hundertsten Mal die gleiche Geschichte. Haargenau wird er alles von neuem erzählen. Und aufpassen, dass er ja nichts vergisst. Vor allem das mit Arminio nicht. Und den hatten sie ja nur gekriegt, weil er sich so dusselig angestellt hatte.
»Gleich am ersten Tag haben sie ihn geschnappt.«
»Arminio ... also los, wer ist Arminio? Ein Freund?«
Robby nickte.
»Also weiter!«
»Der Aufseher hat ihn mit der aufgerissenen Kekspackung erwischt. Und aufs Büro geschleift. Wir haben ihn von draußen schreien hören. Zu dritt, der Geschäftsführer, der Aufseher und noch so einer. Wir sind doch nur rausgekommen, weil Jacó zufällig ein paar Reais in der Tasche hatte. Damit hat er an der Kasse gezahlt und wir standen hinter ihm und nix wie raus aus dem Super.«
»Okay! Und was war mit Arminio?«
Robby schwitzte plötzlich. Immer fing er an zu schwitzen, wenn ihn jemand nach Arminio fragte. Und dann sah er den Freund wieder vor sich. Genauso wie damals im Super, als der Aufseher hinter ihnen her war.
»Los, mach schon!«, drängte Boris.
»Sie haben ... Arminio ...«, eine einzelne Träne stand im Auge des Jungen, »sie haben ihn doch in die Kühlkammer gesperrt. Dort wo das Fleisch drin hängt. Nur zur Strafe, hätte der Chef vom Super gesagt.
»Und dann?«
Robby weinte. »Die ganze Nacht war er drin. Und dann, am anderen Morgen ...«
Boris fluchte. »Diese Schweine! Hör auf mit der Flennerei, in deinem Alter!«
Robby fuhr mit den Fingern in seine Augen.
»Aber darum haben sie dich hier nicht verdroschen.«
Robby druckste und hatte den Kopf bis auf die Knie gesenkt. Wieso wollte denn Boris alles so genau wissen? Es hätte ja doch keinen Sinn. »Wir haben ... den Kerl, den Aufseher meine ich ... wir haben ihn doch abgepasst.«
»Wer ... wir?«
»Jorge, Emani und Curt und ... ich.«
Boris verstand. Den Rest konnte er sich selber denken.
»Wir wollten’s dem Schweinehund mal richtig geben. Hat er doch verdient. Oder nicht?«
»Hat er.«
»Wär’ ja auch nicht so schlimm gewesen, wenn Augusto nicht noch gekommen wär’. Weißt du, der Augusto ist mordsstark und hat schon eine richtige Pistole.«
Boris legte seine Hand auf Robbys Schulter. »Also gut, wie war das mit dem Kerl vom Super?«
»Ich ... ach, ich weiß doch auch nicht mehr so genau ... Ich glaube, Emani war’s ... . ja ja, Emani. Der hat angefangen. Der hat ihn in die Nieren getreten und dann in den Sack! Weißt du, mit aller Wucht. Ganz klar, der Aufseher ging in die Kniee. Hat richtig geblökt. Gebettelt hat er sogar. Gebettelt!« Robby strahlte plötzlich. »Curtchen wollte ihm immer das Maul zuhalten. Und dann hatte ihm Jorge den Fuß auf den Hals gesetzt.«
»Recht so«, ermunterte Boris. »Und weiter. Was dann?«
»Wir stießen ihn in die Rippen, bis er aufschrie. Mehr wollten wir doch gar nicht. Aber Augusto hatte auf einmal eine Pistole in der Hand. Wir wussen doch gar nicht, dass der so ein Ding hatte.«
Boris krümmte den Zeigefinger. »Stimmt’s?«
Robby zögerte. Dann war es raus.
»Zweimal hat er abgedrückt und dann ... ach ... ich weiß nicht mehr wie oft. Wir rannten doch gleich weg und die vom Super hinter uns her. Nur mich haben sie gekriegt, wegen der blöden Sandalen.« Robby zeigte auf die nackten, blaugeschlagenen Füße. »Nur wegen dem blöden Wasserschacht, in dem ich hängen blieb. Ich landete einfach mit der Nase in der Rinne.«
Robby jappte. »Und irgendeiner immer den Fuß in meinem Genick. Assasino“ – schrien sie. Ich sei der Mörder. Totschlagen, nix wie drauf. Fertigmachen, brüllten die nur noch. Und ich konnt’ doch gar nix sagen, mit dem Gesicht auf dem Kanaldeckel.«
»Wer hat ›Mörder‹ geschrieen?«
»Alle! Es war doch ein ganzer Haufen. Ich hab doch nix gesehn. Immer das Gesicht im Rinnstein! Nur den hundsgemeinen Boss vom Super ... den hab ich immer brüllen hören und der ist doch schuld an allem ... nur weil ich gesehen hab’, dass die den Arminio die ganze Nacht im Eiskeller hatten.«
»Und Arminio? Der war doch ...?«
Robby zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Sie hätten keinen Arminio gekannt, behaupteten sie im Super.«
Boris gab Robby einen Klaps auf die Schulter. »Mein lieber, da sitzt du aber ganz schön in der Tinte.«
»Zum Glück kamen die Bullen.«
»Zum Glück?«
»Klar. Sonst hätte mich der Geschäftsführer noch auf der Straße abgemurkst. Und ich war’s doch gar nicht, der geschossen hat ... ich nicht.«
»Hast du die Pistole nicht in der Hand gehabt? Nicht eine Sekunde lang?«
»Nein«, schrie Robby entsetzt.
»Pst«, machte Boris. »Ganz bestimmt nicht?«
»Nein«, wehrte sich Robby. Der Delegado brülle auch jedes Mal, ich sei’s gewesen . Und ich soll’s zugeben, dann ließe er mich laufen.« Robby hielt das blutbesudelte T-Shirt hoch. Nichts als Striemen und blaue Flecken. »Ich hätte die Pistole gehabt und nachher weggeworfen, behaupten sie dauernd. Sie hätten die Waffe gefunden.«
»Hat dir der Martinez die Pistole gezeigt?«
»Nein.«
»Wenn das wahr ist, was du da sagst ...«
»Aber ich schwör’s.«
»Da kannst du dich umgucken, wie du hier rauskommst.«
Robby starrte ihn aus verweinten Augen an.
»Wenn du’s nicht zugibst, schlagen die dich da droben noch halb kaputt.«
Sie müssten es ihm einfach glauben, schluchzte Robby.
»Einen Dreck müssen die ... nichts als einen Schuldigen muss der Martinez vorzeigen, einen der alles zugibt und unterschreibt.«
»Ich kann nicht schreiben.«
Boris zog die Lippen nach unten und grinste. »Daumenabdruck genügt.«
Woher