Laszive Landhausriten. Thomas Neumeier
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Читать онлайн книгу Laszive Landhausriten - Thomas Neumeier страница 8
»Und? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«, fragte sie.
»Was soll ich denn gesucht haben?«, entgegnete Leo der Frage.
»Jeder, der hierher kommt, sucht etwas«, führte Hilde an. »Jeder hat einen Grund, weshalb er hier ist. Welcher ist deiner, Leo?«
Leo wusste nicht recht, worauf ihre Frage abzielte und was er darauf antworten sollte. War dies womöglich eine Fangfrage? War Hilde im Begriff herauszufinden, wie er sich den Zutritt ergaunert hatte?
Leo beschloss, bei der Wahrheit zu bleiben, soweit er es vertreten konnte.
»Eigentlich bin ich wegen einer Freundin hier«, sagte er. »Sie muss sich hier irgendwo herumtreiben.«
»Wie ist ihr Name? Vielleicht kenne ich sie.«
»Ihr Name ist Sandra.«
»Beschreib sie mir.«
»Unmerklich kleiner als du, dunkelbraune Haare bis zu den Schulterblättern, hübsches Gesicht, dreiunddreißig Jahre alt.«
Hilde nickte wissend . »Ich glaube, ich weiß, wen du meinst. Habt ihr eine Beziehung?«
»Nein. Das heißt, doch. Wir haben sozusagen eine kollegiale Beziehung. Wir waren mal zusammen, aber das ist etliche Jahre her.«
»Wie kommt es dann, dass sie dich eingeladen hat?«
»Oh, sie ... sie hat mich gar nicht eingeladen.« Leo beschlich die vage Ahnung, dass er gerade dabei war, sich um Kopf und Kragen zu plappern. Er gebot sich, sorgfältiger abzuwägen, was er sagen wollte.
»Es soll gewissermaßen eine Überraschung für sie sein, dass ich heute hier bin«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu.
»Eine Überraschung, verstehe«, meinte Hilde, und Leo spürte, dass er ihr Misstrauen geweckt hatte. Er haderte mit sich. Durfte er zu diesem Zeitpunkt schon alle Masken fallen lassen, oder würde das womöglich unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen? Fürs Erste beschloss er, den Schein so lange wie möglich aufrechtzuerhalten.
»Eingeladen hat dich also jemand anders«, fuhr Hilde fort. »Verrate es mir! Wer?«
»Nein, das möchte ich für mich behalten«, blockte Leo wenig stilvoll ab.
»Also bitte!«, erwiderte Hilde. »Du wärst der Erste, der nicht mit seinen Beziehungen und Seilschaften angibt. Na los, rück schon raus damit!«
»Nein, lieber nicht.«
Leo hoffte inständig, dass sie seine Standhaftigkeit nicht zu sehr auf die Probe stellen würde. Er wollte ihr nach Möglichkeit nicht verraten, dass er an den Losungsspruch gelangt war, indem er Sandras E-Mail-Account gehackt hatte, und hielt es deshalb für eine gute Idee, zum Gegenangriff überzugehen.
»Bist du hier Stammgast?«, fragte er.
Hilde nickte bestätigend. »Seit zwei Jahren.«
»Und was war es, das du gesucht und hier gefunden hast?«, legte Leo nach.
»Freiheit, Selbstbestimmung, Spaß, Abenteuer«, kam es von Hilde, als hätte sie die Antwort irgendwo abgelesen.
»Hattest du das vorher nicht?«, fragte Leo.
An ihrer Mimik erkannte er, dass er zu weit gegangen war. Er hatte zwar mit diesem hübschen Ding gevögelt, doch sie waren einander fremd. Er hatte keinerlei Anspruch, derart intime Antworten von ihr zu fordern.
Um das Schweigen zu brechen, hob er seinen Drink, um mit ihr auf den heutigen Abend anzustoßen. Hilde entsprach der Geste. Anschließend tranken sie. Leo nahm nur einen kleinen Schluck, Hilde hingegen leerte ihr Glas auf ex.
»Wow«, gab Leo mehr verwundert als erstaunt von sich. »Geht das bei dir immer so schnell?«
»So hat wohl jeder sein eigenes Fachgebiet, auf dem er schnell ist«, entgegnete Hilde mit einem kecken Lächeln. »Ich nehme an, du hast vor, auf deine Freundin zu warten.«
Sie formulierte diese Annahme im Tonfall einer Frage.
»Nun ja, das ging mir durch den Kopf«, antwortete Leo wahrheitsgetreu.
»Dann werde ich dich jetzt allein lassen«, sagte Hilde und erhob sich aus dem sprudelnden Wasser.
»Wo willst du hin?«, fragte Leo.
»Ich weiß noch nicht«, erwiderte sie. »Ich brauche noch etwas Zerstreuung, nehme ich an.«
Sie klimperte mit ihren Augen, dann wandte sie sich um und stieg über Beckenmauern zurück ins Trockene, wo sie ihre Handtücher abgelegt hatten. Bevor sie den Raum verließ, schenkte sie Leo noch ein Lächeln - ein Lächeln, das er erwiderte.
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