Man hat's nicht leicht, so als Student. Hans Hüfner

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Man hat's nicht leicht, so als Student - Hans Hüfner

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Sommer 1945 die persönliche und berufliche Situation von Hans Hüfner eine Neuorientierung erfahren.

      Viele Episoden beschreiben auf humorvolle Art, wie der nicht immer einfache Alltag gemeistert wurde. Auch zahlreiche Vergnügungen und der Urlaub kamen nicht zu kurz. Mit dem Fahrrad fuhren die Studenten mehrere Jahre in Folge während der Semesterferien an die Ostsee. Die kurzweiligen Reisebeschreibungen geben beiläufig Eindrücke vom Leben im Nachkriegsdeutschland. Unterwegs sahen die Studenten noch vielerorts Ruinen, auch kleine Landstädtchen, welche oftmals zum Ende des Krieges noch sinnlos zerstört wurden. Es ist eine Zeit des Mangels und der Entbehrung, aber wie es mein Vater selbst beschrieb, war es eine interessante Zeit. Vielleicht lag es auch daran, dass die Studenten in seinem Semester alle noch den Krieg in seiner letzten Phase unfreiwillig miterleben mussten, auch die schwierige Zeit zwischen 1945 und 1947 meistern mussten und daher um so hoffnungsvoller einen Neustart begannen.

      Von den Zeitzeugen aus jenen Jahren, die man befragen könnte, leben nur noch wenige. Ich greife deshalb auf die stummen Zeugen aus diesen Jahren zurück – Briefe –, die damals geschrieben, gesammelt und sorgfältig aufbewahrt wurden und somit für die Nachgeborenen erhalten blieben. Ergänzend zum Text meines Vaters geben diese Briefe doch persönliche Eindrücke des Schreibenden wieder. Jeder Mensch erlebte Ereignisse wie beispielsweise den 17. Juni 1953 sehr unterschiedlich, doch meist sind die persönlichen Sichtweisen auf das Geschehen nicht auf’s Papier gebracht worden. Dieses Ereignis und andere politische Höhepunkte fanden in jenen Jahren des Studiums meines Vaters statt und sollen deshalb nicht unerwähnt bleiben.

      Übergangslos beginnt nach dem Studium der „Ernst des Lebens“, in dem die erworbenen theoretischen Kenntnisse und Fähigkeiten zur praktischen Ausübung in volkseigenen Betrieben angewandt werden konnten. Das Berufsleben wird an dieser Stelle nicht aufgeführt, jedoch schienen die ersten beiden Arbeitsstellen interessant gewesen zu sein und das nicht nur auf Grund der Arbeit, sondern auch auf Grund der gemeinsamen Ausflüge und Veranstaltungen der Arbeitskollegen. Zeigen sie doch einen kleinen Ausschnitt des Lebens im Ostteil Deutschlands zu einer Zeit, die noch lange von den Folgen des Krieges geprägt war. In einer folgenden Publikation könnte dieses Thema ausführlicher zu Wort kommen.

      Die Lebensmittelkarten wurden erst Ende der 1950er Jahre für immer abgeschafft. Aber was danach folgte, die Mauer, war noch einschneidender für die Menschen.

      Dresden, Juni 2018

       DIE VORSTUDIENANSTALT

      KREISKOMMISSION LEIPZIG

      6. Januar 1948, Rückkehr auf die Schulbank nach fünfjähriger Unterbrechung. Bereits drei Jahre zuvor, Ostern 1945, sollte ich meine Schulzeit an der Fürstenschule St. Augustin zu Grimma mit dem Abitur abschließen. Aber die Verhältnisse ließen das nicht zu im Frühjahr 1945. Immerhin hatte ich die letzten Wochen des Krieges unverletzt überlebt. Dass uns die Russen nach der bedingungslosen Kapitulation nach Hause geschickt hatten und nicht nach Sibirien, grenzte fast an ein Wunder, hat mir Jahre der Gefangenschaft erspart. Dass ich nun hier, an einer „Vorstudienanstalt“, mit einer Verspätung von vier Monaten noch antreten durfte, um die Hochschulreife zu erwerben, war ein weiteres Wunder.

      Nach meiner Entlassung aus der Wehrmacht, welche laut amerikanischem „Certificate of Discharge“ am 11. Juni 1945 erfolgte, hatte ich ausreichend Zeit und Muse, darüber nachzudenken, wie es nun mit mir weitergehen sollte. Irgendwie musste ich ja versuchen, meinen Lebensunterhalt durch eigener Hände Arbeit zu verdienen. Die Entscheidung, Maurer zu werden, war kein Zufall. Ein Bauberuf war schon früher einmal in die engere Wahl gezogen worden. Den letzten Anstoß lieferten aber die deutschen Trümmerfelder, die der Krieg hinterlassen hatte, eine Garantie dafür, dass zu meinen Lebzeiten die Arbeit nicht ausgehen würde.

      Ich hatte zunächst nun das Nahziel, die Berufsausbildung als Maurer abzuschließen. Am 20. August 1945 begann ich meine Arbeit als Maurerlehrling in der Firma „Baumeister Friedrich Sebastian“ in Groitzsch. Den Lehrvertrag musste mein Vater unterschreiben, weil ich vor dem Gesetz nicht als mündig galt. Kein Mensch wusste, ob und wann die Bauschulen ihren Lehrbetrieb wieder aufnehmen würden.

       Arbeit als Maurerlehrling u. a. beim Aufbau des Bahnhofs in Groitzsch bei Leipzig

      Auch die Zusage, dass wir eines Tages ohne Prüfungen und sonstige Formalitäten nach der Entlassung aus der Wehrmacht einen „Vorsemestervermerk“ erhalten würden, war mit dem Ende des Dritten Reiches hinfällig geworden.

      Wider Erwarten wurde bereits im Oktober 1945 an der Fürstenschule zu Grimma mit der Bildung einer Abiturientenklasse der Unterrichtsbetrieb wieder aufgenommen. Ich hatte auch eine entsprechende Einladung erhalten, mich aber dann doch entschieden, die begonnene Berufsausbildung nicht abzubrechen, auch weil ich das damals als Grundlage für ein Fach- oder Hochschulstudium betrachtete. Einige meiner früheren Klassenkameraden, mein Freund Günther F. gehörte dazu, hatten diese Möglichkeit genutzt, im Mai 1946 das Abitur abgelegt und bereits im Herbst 1946 das Studium an einer Hochschule aufgenommen. Ich konnte meine Berufsausbildung als Maurer erst im Frühjahr 1947 mit der Gesellenprüfung abschließen. Etwa zur gleichen Zeit wurde in der Presse durch eine „Kreiskommission Leipzig zur Förderung des Arbeiterstudiums und minderbemittelter Studenten und Schüler“ für die Teilnahme an einem Vorbereitungslehrgang zum Hochschulstudium geworben. Ohne Zweifel konnte ich als hochgradig minderbemittelt gelten, was meine finanziellen Verhältnisse betraf und sowohl meiner Herkunft als auch meiner beruflichen Tätigkeit nach, betrachtete ich mich als Arbeiter, als was sonst. Deshalb glaubte ich, die erforderlichen Voraussetzungen zur Teilnahme an diesem Vorbereitungslehrgang zu erfüllen. Ich hatte aber nicht bedacht, dass es noch weitere Auswahlkriterien geben könnte.

      Mit einer Arbeitsverpflichtung, „bis auf weiteres als Hilfsarbeiter beim Arbeitsamt Aue“, die mir in den Abendstunden des 19. Juli 1947, einem Sonnabend, die Volkspolizei ins Haus brachte, wurde diese Bewerbung praktisch gegenstandslos. „Bis auf weiteres“ konnte im ungünstigsten Falle auch lebenslänglich sein und weil „lebenslänglich als Hilfsarbeiter“ keine besonders attraktive Perspektive für meine Zukunft verhieß, machte ich mich, statt nach Aue, in westlicher Richtung auf den Weg. Um mich dieser unbefristeten Arbeitsverpflichtung in den Uranbergbau zu entziehen, hatte ich im Juli 1947, nicht ganz freiwillig, die sowjetische Besatzungszone verlassen und war in die britische Besatzungszone über gewechselt. Dort erreichte mich, von meinen Eltern nachgesandt, ein Schreiben mit folgender Begründung:

       Schreiben der Kreiskommission Leipzig vom 1. September 1947

      „Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Sie für den III. Vorbereitungslehrgang zum Hochschulstudium Herbst 1947 nicht zugelassen werden konnten.“

      Grund:

      „Sie scheinen sich am Neuaufbau nicht aktiv zu beteiligen, da Sie weder der FdJ noch einer der antifaschistischen Parteien angehören.

      Der „Vorbereitungslehrgang zum Hochschulstudium“ war damit für mich kein Thema mehr, was mir schließlich auch durch diese Kreiskommission schriftlich bestätigt wurde. Was mich veranlasste, noch einmal an diese Kreiskommission zu schreiben, war die Begründung der Ablehnung. Ich gehörte ja tatsächlich keiner Partei an, aber was meine Beteiligung am Neuaufbau betraf, da meinte ich, meinen Beitrag unter schwierigsten Bedingungen geleistet zu haben. Offenbar spielte das aber nur eine untergeordnete Rolle und wog das nicht vorhandene Parteibuch nicht auf. Ich verfasste mein Schreiben, kein Gnadengesuch, mit kritischen Betrachtungen zu den Gründen

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