ROSAROT war ihre Brille … Die Fortsetzung. Anabella Freimann

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ROSAROT war ihre Brille … Die Fortsetzung - Anabella Freimann

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gefärbten Bäume fotografieren wollte und keine nackten Männer.

      Was sagt ihr da? „Na, dann merke dir doch einfach, was du später aufschreiben willst.“

      Ihr armen Noch-Nichts-Davon-Wissenden-ihr habt ja keine Ahnung! Ich beneide euch ein wenig um euer noch tadellos funktionierendes Gedächtnis! Aber nur ein wenig. Manchmal ist es besser, sich nicht alles zu merken.

      Doch wie gesagt – in der Sauna kommen mir die besten Ideen zum Schreiben. Ich frage mich, warum das so ist. Vielleicht lösen sich die zugemüllten Gedankengänge durch die hundert Grad Luftfeuchtigkeit wie von selbst auf? Puff, weg sind sie! Die nächtelangen Grübeleien schweben als mehr oder weniger farbige Dampfwölkchen nach oben und lösen sich auf der obersten Saunabank in Nichts auf? Den Rest wedelt der Saunameister mit seinem Tuch elegant nach draußen. Ein Duft von buntem Herbstlaub bleibt. Es könnte allerdings sein, dass noch einige Schlacken abgetragen werden müssen. Nur zu!

      Ich, die Frau, die den Herbst des Lebens schon eine Weile überschritten hat, harre aus. Moment. Eine Weile den Herbst des Lebens überschritten? Falsch, keine Ressentiments! Ich bin längst darüber hinaus und wandle auf dem Winterweg, von dem es kein Zurück gibt.

      Ich wandle auf einem Pfad, auf dem die Vergangenheit wieder lebendig wird und die verpassten Gelegenheiten mir in Form von diffusen Schattengestalten nur ein hämisches Grinsen schenken. Ätsch, vorbei, vorbei!

      Ich versuche, sie zu übersehen und es gelingt mir sogar. Denn ganz weit hinten, versteckt zwischen einigen Birken, erweckt etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Ich habe dieses Gebäude noch nie gesehen. Oder wollte es nicht sehen. Es ist rosarot angestrichen. Über dem Eingang hängt ein dunkelrotes Schild. Ich kann die weiße Schrift darauf nicht erkennen, so sehr ich auch meine Augen aufreiße und wieder zusammenkneife. Wo ist bloß meine Lesebrille? Ohne die geht schon lange nichts mehr. Ha, ich trage sie auf dem Kopf, hochgeschoben für Gelegenheiten wie diese. Karl Valentin lässt grüßen, er fragt seine Frau Klara ja auch, wo seine Brille ist und sie weist auf seine Stirn. Da hat er sie dann gefunden, aber er ist unzufrieden und meint: „Aber ohne Etui.“ Also auch so einer, der nie zufrieden war …

      Jetzt setze ich das Nasenfahrrad auf und habe Klarheit. „Das Fundbüro für verpasste Gelegenheiten“ steht da in großen Buchstaben geschrieben. Wer hat sich das ausgedacht? Mein zweites Ich? Oder? Ich ahne es. Langsam manifestieren sich aus den grauen Schatten Gestalten. Ich kenne sie und habe sie immer Frau Angst und Frau Vernunft genannt. Was haben sie schon alles in mir angerichtet!

      Vorbei, vorbei? Was ist vorbei? Gibt es für irgendetwas ein absolutes Vorbei? Ich meine jetzt nicht die biologischen „Vorbeis“, wie Kinderkriegen und so weiter. Ich meine Verliebt sein, Euphorie empfinden, Flirten, Träumen, Hoffen, Bangen, Wünschen, ja sogar Liebeskummer zu haben und so weiter.

      Ich denke, das ist jedem selbst überlassen. Vorbei ist alles erst, wenn man aufgehört hat zu leben.

       Ich bin zu alt, um nur zu spielen.

       Zu jung, um ohne Wunsch zu sein.

       (Johann Wolfgang Goethe)

       ALLES NEU MACHT EIN KALENDER?

      Es kribbelt in meinen Fingern und ich mache mich mit Freude daran, meinen neuen Wochenplaner anzulegen. Ja tatsächlich, es macht mir echt Spaß.

      Ein unbeschriebenes Blatt, sprich ein Neues Jahr, wartet nur darauf, vollgeschrieben zu werden.

      Etwa im November beginnt die erste Phase. Ich starte durch für den Kauf eines neuen Exemplars. Bei amazon.de findet man unendlich viele Angebote. Doch ich möchte den Kalender vor dem Kauf in der Hand halten können. Es ist wie bei einem Kleidungsstück. Das Foto im Onlinekatalog sieht toll aus, also bestellt man. Wenn dann aber die Lieferung kommt, ist man enttäuscht. Der Stoff fasst sich fad an und die Farben sind zu blass. Also wieder retour.

      Ich prüfe also sorgfältig. Wie fühlt er sich an? Entspricht er meinen Vorstellungen? Habe ich Platz, alle Termine übersichtlich notieren zu können? Sind Seiten vorgesehen für Adressen? Ist eine Lasche da, in welche ich einen Stift einfügen kann? Und wie ist das Äußere? Nicht zu schlicht sollte er aussehen, aber auch nicht zu schrill, eher mit einem eleganten Touch.

      Den jetzigen Kalender kaufte ich in Leipzig, als ich auf den Anschlusszug nach Berlin wartete. Ich verliebte mich sofort in diesen einen, der beim Darüberstreichen ein samtiges Gefühl an den Fingern hinterließ und den ein Gemälde von Claude Monet zierte. Den oder keinen, dachte ich. Und ich suchte gar nicht erst weiter.

      Nun liegt er vor mir, der „Neue“. Ich möchte ihn wirklich „vollschreiben“ und möglichst wenig Leere erzeugen. Am 31.12. möchte ich zufrieden zurückblicken und wieder mit Freude und voller Erwartung das Neue Jahr begrüßen.

      Neben mir liegt noch der Kalender vom letzten Jahr. Ich durchblättere ihn neugierig. Interessant. Man sieht genau, an welchen Tagen es mir gut ging. Da ist jede Zeile vollgeschrieben, Termine sind durchgestrichen, als erledigt abgehakt, oder einem neuen Tag zugeordnet.

      Dann gibt es da aber auch Tage, an denen mich ein leeres Blatt regelrecht anstarrt. Da ging es mir mies. Eine Woche, sogar zwei Wochen. Ab und zu ein eingetragener wichtiger Termin, der dort stehen geblieben ist. Unerledigt, scheint’s … Unzufriedenheit erzeugend, damals …

      Danach plötzlich ein Auftrieb: Wieder tägliche Eintragungen, alte Termine abgearbeitet, täglich die „5 Tibeter“ ausgeübt, sogar das Walken in Angriff genommen.

      Stolz habe ich die Zeit eingetragen. Manche Tage war ich eine volle Stunde unterwegs. Da ist die Schrift klar und zügig.

      Und dann, oh, noch so viel Tage bis zur nächsten Berlinreise. Hier scheint die Schrift irgendwie von der Vorfreude gefärbt zu sein! Zugabfahrtszeiten, Wagen-Nummer, Platzkartennummer und S-Bahn-Verbindungen zur Tochter und zur Enkelin schließen sich an. Dann ein Konzerttermin in der O2-world, die jetzt Mercedes Benz heißt. Ein Hinweis auf den neuen Queen-Film, den ich unbedingt sehen will. Das Treffen mit meinem Zwilling Bea, die ich aus Secondlife kenne.

      Ach ja, es war schön, wieder einmal in Berlin gewesen zu sein. Ich liebe diese Stadt nun mal, sie ist meine zweite Heimat.

      Das Urenkelchen wächst heran und der Film hat mich sehr berührt. Das Treffen mit Bea war lustig. Wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Witzig, dass sogar unsere Kalender die gleiche Farbe und Ausstattung aufwiesen.

      Ich finde auch Bemerkungen anderer Art in den Kalenderblättern. Anmerkungen, Aphorismen, Gedanken, zum Beispiel mögliche Titel für meine neuen Manuskripte.

      Oder ein Fremdwort, das ich nachschlagen will. Wenn ich so etwas nicht sofort notiere, verschwindet es vorübergehend aus meinem Gedächtnis. Manchmal kommt es durch irgendeine Gedankenverbindung urplötzlich zurück.

      Nun sitze ich da und beginne das Neue in Angriff zu nehmen. Soll ich nun das Alte wegwerfen? Nein. Ich hebe die Blätter auf. Man kann nur daraus lernen. Denn das Auf und Ab ist normal. So ist das Leben. oder besser: So ist mein Leben.

      Welche Pläne gibt es nun für 2019 einzutragen? Mitte März habe ich die nächste Lesung in unserem ehemaligen Heimatort. Am 26. März, das ist unser Hochzeitstag, fahren wir nach Oberhof ins Panorama-Hotel. Schöne Erinnerungen verbinden wir mit diesem Ort.

      Meinen Geburtstag im Mai feiern wir auf der „Allemannia“.

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