Del Rio trug Klettverschluss. Roman Wallat
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»Oder ich leihe dir meinen Pokal.« Oskar Wallat zeigt sich zuvorkommend.
Wie unschwer zu erkennen ist, befanden sich die Beteiligten der G-Jugend im Anschluss an das Turnier auf einem Höhenflug, den man ihnen verzeihen sollte. Neben dem Turniersieg gab es auch viel Sonnenschein, der die eine oder andere Person etwas verbrannte.
In einer starken Mannschaft scheinen sich auf natürliche Art und Weise die Einzelstücke, sprich die Spieler, an der Stelle einzufügen, an der sie für die Mannschaft am besten funktionieren. Lesen Sie bitte Folgendes:
Spieler
Moritz Jaquet: Torwart. Bombensicher, zuverlässig und cool. Kein Mitspieler, kein Trainer, kein Elternteil bekommt das Zittern, wenn ein Ball aufs Tor fliegt.
Marcus Benz: Der Abwehrchef. Breite Brust. Italienisch: Cannavaro. Athletisch, schnell, zweikampfstark.
Johannes Scholz: Funktioniert vom Zentrum aus. Bei starken Gegnern als Abfangjäger vor Marcus; bei schwächeren: »Lass dir die Haare lang wachsen, und du bist Pirlo.«
Oskar Wallat: Die Unterstützung für Marcus und Johannes (Kommentar nach dem Turniersieg auf dem Rasen sitzend, den Himmel betrachtend: »Die Welt ist schön in Gehrden«).
Lennart Faubel: Die rechte Mittelfeldseite. Mit langen Schritten die Linie entlang. Looks like Thomas Müller. Moritz Poppe: Die linke Offensive. Das Dribbling vor dem Herrn. Der grandiose linke Fuß. Der Motor schlechthin.
Leonard Keller: Die Leichtigkeit des Fußballseins. Schwebt über den Platz. Tore, Assists, Übersteiger, gute Frisur.
Julian Hura: Back-up für Mittelfeld und Offensive. Höchstes Engagement.
Luca Lichtenberg: Ballsicher, gewandt. Frisur – bei dem Vornamen … tutto a posto.
Thomas: Der härteste Schuss, der weiteste Einwurf, der höchste Kopfball. Groooooßes Potenzial.
Vincent Klimmek: Eine Mischung aus Cassano und Ballotelli. Verrückte Kurzhaarfrisur. Taucht irgendwo auf und schießt ein Tor. Lässt sich anschließend auswechseln und unterhält sich mit Passanten über Walkie-Talkies.
Coaches
Frank Jaquet und Roman Wallat.
Die legendären Wennigser Jugendfußball-Tage
Was für eine Saison! Was für eine G-Jugend! Am finalen Tag der Saison gab es rekordverdächtige drei Wennigser Mannschaften! Eine G1, betreut von Martin Röhl. Die uns bekannte G2, betreut von Coach Wallat, aber auch eine G3: Gefühlt hatte Motivationsmeister Rico Kruppa in Nullkommanix mit der G3 eine neue, eine allerjüngste Mannschaft formiert, die sofort für Furore sorgte. Und nun saßen sie alle in einem Tor: die Spieler aller drei Teams, ca. dreißig an der Zahl, in Trikots, Trainingsjacken, abgekämpft, durchgeschwitzt und mit nassen Haaren, aber mit Medaillen um den Hals und mit Pokalen bewaffnet. Derweil formulierte G-Jugend-Oberaufseher Headcoach Martin Röhl mit gewohnter Eloquenz ein Saison-Abschluss-Statement, dem die im Halbkreis formierten Eltern andächtig zuhörten. Was hatte es diese Saison auch alles zu erleben gegeben! Trainingseinheiten, in denen ganz offiziell durch Kabinen um Hütchen gedribbelt wurde, geschuldet einer sensationellen Nachfrage: Weit über vierzig Kinder zwischen drei und sieben Jahren kickten in dieser Saison beim TSV W. Trainingseinheiten, die unterbrochen werden mussten, weil es herrliche Regenbögen zu bestaunen gab, Trainingseinheiten mit mehr als zehn Trainern, Turniersiege, die Sparkassen-Cup-Endrunde, strahlende Kinder, stolze Trainer, es gab einfach alles und dann auch noch dies: die Wennigser Jugendfußball-Tage, die legendären Wennigser Jugendfußball-Tage, eine hochsommerliche Turnierveranstaltung für Jugendmannschaften aus der Region …
Spieler aus Generationen, die sich mittlerweile in einer Ausstellung im altehrwürdigen Wennigser Heimatmuseum wiederfinden, können sich nach Auskunft von Taktik-Coach Wallat an folgende Koordinaten erinnern: direkt vor den großen Ferien, irgendwann im Juli, durchwachsenes Wetter, durchdringende, fast tropische Waldluft, Mini-Turniermodus mit vier Mannschaften, alle gegen alle, und am Ende gewinnt immer – der Gegner. Aber halt. Scheinbar gibt es Revolutionen: Die Jüngsten, die G3 feierte einen Turniersieg! Sie gewann das Turnier der allerjüngsten Mannschaften.
Die G1 und die G2 belegten bei einem parallel veranstalteten G-Jugend-Turnier, in dem die etwas älteren Kinder spielten, den zweiten und vierten Platz. Moralisch betrachtet sollte man keine einzelne Spieler herausheben, aber da Gewinnen immer – und allen – Spaß macht, am Ende der Saison eine klitzekleine Ausnahme. Irgendwer hat es so formuliert: »Hast du den Treno im Team, kann die Party beginnen!« Moritz Poppe, besser bekannt als »treno senza freni« (frei übersetzt: »Zug ohne Bremsen«) ging mal wieder ab wie nichts und trieb seine G1 zum zweiten Platz.
Bei der Bewertung des vierten Platzes der Wennigser G2 gingen die Meinungen dann weit, sehr weit auseinander. Ein betroffener Spieler, Vincent Klimmek, besser bekannt als Vincent Balotelli-Klimmek, berichtete seinem Vater bei der Ankunft zu Hause: »Wir sind Letzter geworden, Allerallerletzter.«
Oskar Wallat, ein anderer betroffener Spieler, berichtete einer Nachbarin beim nach Hause kommen über den Gartenzaun hinweg: »Hm … wir sind Vierter geworden.«
»Super, Glückwunsch! Und wie viele Mannschaften haben mitgespielt?«
»Äh, ich glaube, 16 Mannschaften.«
»Klasse.«
Vermutlich waren da tatsächlich 16 Mannschaften, irgendwie, zusammengenommen, auf dem gesamten Gelände verteilt, bei allen Turnieren …
Mit diesen letzten, fröhlichen Eindrücken geht es in die Sommerferien. Menotti fährt in den Süden, unbekannt wohin, und für viele Beteiligte findet eine erste Phase ihren Abschluss. Die G-Jugend-Zeit ist vorüber. Die Zeit des absoluten Beginns, die Phase, in der aus einem lustigen Chaos heraus allerhand Interessantes und Famoses entsteht, ist Geschichte. Für die älteren Spieler beginnt die Zukunft! Und die Zukunft heißt F2.
Menotti, unversehrt in den Norden zurückgekehrt, berichtet von nun an über Spiele der neuen Wennigser F2, betreut von Headcoach Röhl und Coach Wallat.
Und wir werden hierbei erleben, wie sich der Sommer-Neuzugang vom FC Gallien schlägt, auf welch kreative, ja nahezu perfide Weise Eltern Geburtstagsgeschenke ihrer Kinder zweckentfremden, wir werden eine ziemlich verblüffende Antwort auf die Frage nach dem besten Spieler der gesamten Galaxie erhalten. Ja, wir werden so einiges erleben, zunächst aber werden wir erfahren, was sich im Kopf von Headcoach Röhl abspielt!
Keine kurzfristige Rendite
»Hey, ich hab dich in der Schule gesehen … Hey, dich auch!« Julian Hura tanzt vor Freude im Kreis herum. Finn Röhl, blond und cool und bereits in Klasse zwei, zuckt mit der Schulter: Schule? Was ist das? Cold Coffee.
Rewe-Parkplatz, Wennigsen, Montag, 17:02 Uhr, kurvende Autos, subtropische Temperaturen, eine Riege von Jungs hängt ab, die über die Sommerferien ca. ein bis zwei Jahre älter geworden sind. Alle riesig, die Haare länger,