Del Rio trug Klettverschluss. Roman Wallat

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Del Rio trug Klettverschluss - Roman Wallat

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Sonnenbrille, als würde er in den Urlaub fahren statt zur ersten Partie der neuen F2 nach Northen-Lenthe …

      Was dort passieren würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, aber vielleicht schon erahnbar. Was tut man, wenn das Wetter herrlich warm ist, eine mediterrane Brise weht, und einem zum Kicken ein Sportplatz in sattem Florida-Grün zur Verfügung steht? Man konzentriert sich auf die schönen Dinge des Lebens: auf Traumtore, eine herrliche Bogenlampe von Finn Röhl in der sechsten Minute zur 1:0-Führung, ein Vollspann-Geschoss von Leonard Keller zum 2:3-Anschlusstreffer, Mittelfeldkombinationen im Direktspiel-Modus, die dem gegnerischen Trainer das Nach-Spiel-Kompliment entlockt: »Tolle Spielzüge von euch«, wählt den schneeweißen Trikotsatz und lässt den Gegner gewinnen (2:4). Headcoach Röhl enthüllte mir nach dem Spiel eine ganz andere Ansicht auf die Dinge: Statt auf Ergebnis-Fußball zu setzen, sprich auf kurzfristige Befriedigung der fußballerischen Sinnesreize, gehe es dem neuformierten F-Jugend-Trainerteam vor allem um wirkliche Entwicklung, um Teamformung. Man könne auch von einer Spielphilosophie sprechen, die darauf aufbaut, jeden Spieler im Team nachhaltig zu stärken, ihm Freude durch Teilhabe zu schenken. »Da ist nichts mit kurzfristiger Rendite. Aber das kommt. Die Jungs finden sich zusammen, orientieren sich, und alle haben das gemeinsame Erlebnis, alle sind beteiligt. Und das Team wird besser.« Coach Röhl lächelt und sammelt ein gelbes Spieler-Leibchen vom Rasen auf; die Sonne schickt ihr Licht über den Sportplatz von Northen-Lenthe.

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      Der Sommertransfer

      Auto parken, Ball in die Luft schießen, und ab geht’s: Kicken auf dem Parkplatz. Straßenfußball. Für spielfreie Samstage weiterzuempfehlen: sinnlos durch die Gegend düsen, einen Parkplatz irgendwo in der Prärie finden und dann raus, egal ob zwei Jahre alt oder 47. Alle gegen alle. Wenn es keinen offiziellen Teil des Tages gegeben hätte, wäre es das schon gewesen: Parkplatz-Kicken in Gehrden. Aber so lächelte Headcoach Röhl und rief: »Jungs, wenn ihr noch wirklich spielen wollt …«

      Wollten sie … nicht alle von Beginn an – scheint jetzt Mode zu sein: Finn wollte draußen bleiben, und selbst Leo rief: »Ich will Auswechselspieler sein!« »Auswechselspieler, das ist cool«, hörte ich einen dreijährigen Bruder am Spielfeldrand murmeln.

      Sofern es einen Plan fürs Spiel gab, erfüllte sich dieser unmittelbar: Sommereinkauf Johann Mantai, nach Auskunft des F-Jugend-Managers Frank Jaquet für »gar nicht so viel Geld« von keinem geringeren Verein als dem FC Gallien verpflichtet, sorgte mit einem feuersprühenden Antritt für das erste Ausrufezeichen.

      Kurz danach dann Folgendes: Johannes Scholz, bester Abräumer seit Katsche Schwarzenbeck, grätscht, spielt sein bombastisches Stellungsspiel aus, ein Gehrdener Spieler kann nur noch bedrängt abschließen, Torwart Lennart Faubel hält mit toller Fußabwehr, Oskar Wallat drängt mit seiner üblichen Oberarm-Abdräng-Kraft den Gegner ab, Leo marschiert über links, setzt Johann Mantai ein, der sich über rechts durchsetzt und wie donnerstags im Training bis zur Ermüdung trainiert, mit voller Schärfe flankt, Gegner fälscht ab, und es steht 1:0 …

      Soweit der Plan – aber was geschah dann? Im Sommer ist die Welt schön in Gehrden und man räumt Turniersiege ab und im Herbst ist einfach nur: Herbst? War es schlicht naturverbundener Fußball? Oder der Wunsch nach Chaos? Gegen körperlich präsentere Gehrdener lief ergebnistechnisch nicht mehr viel zusammen, und die Partie endete am Schluss 1:5.

      »Unergründlich«, meinte Coach Martin Röhl.

      Trotz der Unergründlichkeit des Daseins gab es ein paar weitere Eyecatcher: eine klasse Doppelhand- Volley-Abwehr von Vincent Klimmek bei seinem Torhüter-Debüt in Halbzeit zwei, eine hervorragende Kombination über Leo und Finn, die bei Lennart und Johann endete, von denen keiner so egoistisch war, dass er den Ball nehmen wollte, um ein Tor zu schießen …

      Und nach der Partie kickten Julian, Oskar und Vincent einfach weiter: toller Rasen, cooles Tor mit Netz und die Lust zu kicken, simple to kick.

      That’s it.

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      La Hallenrunde è finita

      La Hallenrunde è finita, und es gab mal wieder denkwürdige Erlebnisse. Nur im Winter, nur in der Hallensaison passieren sonntagmorgens kurz nach dem Aufstehen grandiose Dinge. Vor einigen Wochen in Barsinghausen, Sporthalle, KGS:

      Zwei Coaches beim Besprechen.

      »Roman, hast du Torwarthandschuhe dabei?«

      »Nö. Martin, hast du keine?«

      »Nee.«

      Ein Dilemma. Die Coaches haben die Handschuhe vergessen! Ein Torwart ohne Handschuhe? Das ist wie Cappuccino ohne Espresso. Non è possibile. Die Coaches schauen sich betroffen an – da kommt plötzlich der große Retter: Herr Christian Scholz! Herr Scholz, Vater von Johannes, hat eine erlösende Idee: Sein Sohn hat noch seine privaten Handschuhe zu Haus. Und so gurkt Christian Scholz an diesem tristen Januarmorgen von Barsinghausen retour nach Wennigsen, allein um ein paar Torwarthandschuhe an Land zu ziehen, damit Vincent Klimmek bei seiner rasanten Torwart-Karriere nicht abrupt gestoppt würde (durch gebrochene Zeigefinger etc.). Da er zu Hause erschrocken feststellt, dass die Handschuhe seines Sohnes nicht eben einen einsatzfähigen Eindruck machen, kramt seine Ehefrau Mandy kurzerhand das Geburtstagsgeschenk für den Monat April heraus. Und Christian taucht mit nagelneuen Torwarthandschuhen in Barsinghausen auf.

      »Papa, was ist das?« Jo Scholz’ Augen nehmen eine noch nie da gewesene Dimension an.

      »Johannes, das sind deine Torwarthandschuhe.«

      »Hä?«

      »Ja, die wollten wir dir zum Geburtstag schenken!«

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      Der beste Spieler der Galaxie

      Aber nicht nur die Hallenrunde, auch das Hallentraining hatte seine illustren Seiten. Allein der exzentrische Termin des Hallentrainings verlieh dieser Trainingseinheit eine besondere Note: Freitag, 15 Uhr. Vielleicht lag es an der verlorenen Mittagsschlaf-Phase oder der Hetzerei diverser Eltern von der Arbeit zum Training, aber größter Beliebtheit bei diesem Training erfreute sich die Pause – die Pause vor dem Beginn. Väter kickten Bälle auf das Tor ihrer Söhne, leider landeten manche auf der Tribüne, Trainer mutierten zu Bolzplatz-Jungs und vergaßen die Uhrzeit, und die Typen von der Waldorfschule, Vincent, Oskar und Co, spielten an der blauen Matratze Fangen nach undurchschaubaren Regeln. Auf jeden Fall war alles besser, als in der Umkleide abzuhängen: ein Geruch, dessen genauer Zusammensetzung man nicht in einem chemischen Versuch auf die Spur kommen sollte, durchdrang die Räumlichkeiten.

      Dennoch musste man sich dort umziehen.

      Freitag, 15. März, 14:58 Uhr, Umkleide, die Spieler bereiten sich auf das große Freitag-Trainings-Hallenturnier inklusive Mädchen-Duell vor, die Luft ist wie beschrieben bedröhnend. Die entscheidenden Fragen werden jetzt geklärt:

      Lenny im Original-Portugal-Trikot: »Ich bin der schlechteste Spieler von allen.«

      Rick im Messi-Trikot: »Nein, ich bin der

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