Wenn das Unterbewusstsein spricht. Brigitte Papenfuß
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Unbewusste Programme und Wirksuggestionen
Frau Papenfuß lehnte sich bequem zurück. „In diesem Zustand sind Sie erhöht suggestibel. Alles, was man Ihnen in diesem Zustand suggeriert, geht ungefiltert direkt in Ihr Unterbewusstsein ein und wird dort zu einer festen, bleibenden Überzeugung. Eine Überzeugung, die man auch als “feste Regel“ bezeichnen könnte oder auch als “unbewusstes Programm“.
Manfred schluckte. „Bedeutet das, dass Sie einen Menschen durch Hypnose umprogrammieren können wie einen Computer? Und dass dieses neue Programm, also diese neue, unbewusste Regel dann auch nach Beendigung der Hypnose bestehen bleibt?“ „Genau das bedeutet es“, antwortete Frau Papenfuß ernst.
„Ich gebe Ihnen ein banales Beispiel: Stellen Sie sich vor, ein Hypnotiseur würde jemandem im Zustand der hypnotischen Trance suggerieren, dass jede Form von Kaffee, die er von nun an trinkt, wie Salzwasser schmeckt. Dieser Mensch würde nach der Hypnose noch einige Male versuchen, Kaffee zu trinken. Aber jedes Mal, wenn er den ersten Schluck nähme, würde er das Gesicht verziehen, weil er nur reines Salzwasser schmeckt. Wenn er das drei Mal probiert hätte, dann würde er vermutlich keinen Kaffee mehr anrühren -für den Rest seines Lebens. Und wenn der Hypnotiseur dann noch suggeriert hätte, der Betreffende würde alles, was während der Hypnose geschehen wäre, am Ende der Hypnose vergessen haben, dann wüsste er noch nicht einmal, warum das so wäre. Dies würde natürlich kein seriöser Hypnotiseur der Welt machen, aber möglich wäre es ohne weiteres.“
Ungläubig schaute Manfred die Hypnosetherapeutin an. „Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass so etwas möglich sein soll. Schließlich weiß ich doch, wie Kaffee schmeckt. Und wenn ich einen Kaffee mit klarem Wasser frisch aufbrühe, dann kann der nicht nach Salz schmecken. Ist doch logisch, oder?“ „Stimmt, das ist absolut logisch“, pflichtete die Hypnosetherapeutin ihm bei. „Kommen Sie, wir gehen das Ganze noch einmal logisch durch: Wann haben Sie zum ersten Mal in Ihrem Leben Kaffee getrunken?“ Manfred blickt sie überrascht an. Er überlegte. „Vielleicht so mit sieben oder acht Jahren, so genau weiß ich das nicht mehr.“ Frau Papenfuß lächelte. „Also ist es schon sehr lange her, vielleicht dreißig oder vierzig Jahre. Bereits beim ersten Mal, als Sie Kaffee getrunken haben, haben Sie die persönliche Erfahrung gemacht, wie Kaffee schmeckt. Sie haben also ein unbewusstes Programm gebildet für den Geschmack von Kaffee. Und im Laufe der Zeit kamen hier noch viele weitere Programme hinzu, also für Kaffee mit Milch, mit Zucker, mit Zucker und Milch oder für Cappuccino. Heute haben Sie wahrscheinlich einige tausend unbewusste Programme für den Geschmack von Kaffee – eines für jede Variation. Und von diesen vielen tausend Programmen haben Sie einige wenige, die Sie besonders häufig abrufen. Das sind genau die Programme für die Arten der Kaffeezubereitung, die Sie besonders gerne mögen - zum Beispiel Kaffee mit Milch und einem Stück Zucker oder Espresso mit zwei Stück Zucker. Und wenn Sie sich heute einen Kaffee bestellen, dann bestellen Sie diesen exakt nach Ihrer unbewussten Vorstellung, wie dieser Kaffee Ihnen am besten schmeckt. Und wenn Sie dann den ersten Schluck getrunken haben, dann lernen Sie nicht neu, wie Kaffee schmeckt. Vielmehr passiert da blitzschnell etwas ganz anderes: Sie nehmen beim ersten Schluck Geschmacksreize wahr, die sofort das zu dieser Zubereitung passende, unbewusste Programm auslösen. Und dieses Programm wird sofort, ohne dass Sie bewusst darüber nachdenken, mit Ihrem Lieblingsprogramm für Kaffeegeschmack verglichen. Wenn die Geschmacksabweichung von Ihrer unbewussten Vorstellung gering ist, dann trinken Sie den Kaffee mit Genuss. Ist die Geschmacksabweichung größer, dann fügen Sie vielleicht noch etwas Milch oder Zucker hinzu.
Betrachtet man das Ganze aus der Distanz, dann findet hier ein blitzartiges Zusammenspiel von tausenden unbewussten Programmen statt, über die Sie nicht eine Sekunde bewusst nachdenken. Ihrem Körper fehlt Zucker oder Koffein und schon verspüren Sie Lust auf eine Tasse Kaffee. Oder Sie setzen sich in geselliger Runde an einen Tisch. Dann sind Sie in einer Situation, in der bei Ihnen vielleicht das unbewusste Programm “Kaffeetrinken“ ausgelöst wird. Wenn Sie also einen Schluck Kaffee trinken, dann sind vorher bereits eine Vielzahl von unbewussten Programmen ausgelöst worden. Diese Programme haben bei Ihnen Empfindungen ausgelöst, die schließlich zu Handlungen geführt haben. Und während der ganzen Zeit haben Sie nicht einmal bewusst darüber nachgedacht. So wie Sie unbewusste Geschmacksprogramme für Kaffee haben, so haben Sie diese auch für Salz und Wasser. Und jetzt kommt der Hypnotiseur daher und suggeriert Ihnen, dass jede Form von Kaffee ab jetzt wie Salzwasser schmeckt. Was passiert da, Ihrer Meinung nach?“
„Das Geschmacksprogramm für Kaffee wird ausgetauscht gegen das Geschmacksprogramm von Salz?“, antwortete Manfred fragend. „Genau“, stimmte Frau Papenfuß zu. „Das Geschmacksprogramm für Kaffee ist nicht weg, aber es wird nach einer solchen Suggestion einfach nicht mehr ausgelöst. Stattdessen wird dann aber das Geschmacksprogramm für Salz ausgelöst. Also schmeckt der Kaffee nach Salzwasser.“
„Aber“, setzte Manfred nach, „wenn das so ist, dann kann ich doch den Geschmack von Kaffee neu erlernen und neue Geschmacksprogramme bilden.“ „Stimmt genau“, lächelte Frau Papenfuß, „funktioniert aber nicht wirklich. Da gibt es nämlich jetzt einen kleinen Haken, wodurch das Neuerlernen von Kaffeegeschmack verhindert wird: Sie haben bereits ein unbewusstes Geschmacksprogramm für Kaffee, und zwar jetzt das von Salz. Und in dem Moment wo Sie etwas bewusst neu erfahren wollen, wie in unserem Beispiel den Geschmack von Kaffee, dann wird beim ersten Geschmacksreiz automatisch abgefragt, ob bereits ein unbewusstes Programm für diesen Reiz vorhanden ist oder, ob etwas neues gelernt, also ein neues Programm angelegt werden muss. Ist aber bereits ein Programm vorhanden, wie in unserem Falle jetzt das für Salz, dann wird dieses automatisch ausgelöst und der Geschmacksreiz nicht weiter beachtet. So schmeckt für den Betreffenden das, was alle anderen genüsslich als Kaffee trinken, wie Salzwasser. Sie haben nicht die Spur einer Chance, ein einmal angelegtes, unbewusstes Programm bewusst zu ändern, auch wenn Sie das noch so gerne möchten. Das liegt einfach daran, dass Ihr Unterbewusstsein eine Million mal schneller arbeitet als Ihr bewusstes Denken.“
Manfreds Voreingenommenheit begann allmählich zu schwinden. Er hatte sich noch nie Gedanken darüber gemacht, wie sehr sein Leben möglicherweise durch unbewusste Programme beeinflusst werden würde. Im Gegenteil, er war bisher immer der festen Überzeugung gewesen, als rational denkender Mensch vollkommen bewusst durchs Leben zu gehen. Und nun begann er zu ahnen, dass seine Lebensqualität in hohem Maße von seinen eigenen, unbewussten Programmen abhängig sein könnte. Vielleicht wäre eine Hypnose für ihn ja genau das Richtige, um seine bedrückenden Probleme zu lösen oder sie wenigstens zu verringern. Er hörte hoch interessiert zu, als Frau Papenfuß mit ihren Erklärungen fortfuhr:
„Das Unterbewusstsein mit seinen vielen Billiarden Programmen ist aber für uns Menschen ausgesprochen praktisch. Es dient nämlich dazu, uns Menschen viel leistungsfähiger zu machen. Sie können sich das Unterbewusstsein als riesige Datenbank von Regeln und Programmen vorstellen. Hier sind für fast alle Situationen unseres Lebens unbewusste Programme vorhanden, die automatisch in einer bestimmten Situation ausgelöst werden.
Sie sind doch eben mit dem Auto hierher gefahren. Haben Sie während dieser Autofahrt bewusst darüber nachgedacht, ob Sie das Lenkrad nach rechts oder links bewegen sollten, oder haben Sie vielleicht bewusste Entscheidungen