Wenn das Unterbewusstsein spricht. Brigitte Papenfuß

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Wenn das Unterbewusstsein spricht - Brigitte Papenfuß

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eine kleine Weile, bis er antwortete. „Ehrlich gesagt, auf das Autofahren selbst habe ich mich gar nicht so richtig konzentriert. Das Fahren ging eigentlich wie von selbst, hierüber habe ich gar nicht nachgedacht. Ich war vielmehr während der ganzen Zeit mit meinen Gedanken und Problemen beschäftigt und mit der Frage, was mich jetzt wohl bei Ihnen erwarten würde.“ „Sehen Sie“, erklärte Frau Papenfuß. „Während der gesamten Autofahrt waren Ihre unbewussten Programme am Werke. So hatten Sie Gelegenheit, über alles Mögliche nachzudenken, was mit der eigentlichen Tätigkeit des Autofahrens nichts zu tun hatte. Wäre das allerdings heute Ihre erste Fahrstunde gewesen, dann hätten Sie bestimmt an nichts anderes gedacht, als sich mit Lenken, Bremsen und Gas geben zu beschäftigen. Heute verfügen Sie als erfahrener Autofahrer über so viele unbewusste Programme zum Thema Autofahren, dass das Fahren wie von ganz allein geht. Das Gleiche gilt natürlich auch für alle anderen Lebensbereiche wie Fahrradfahren, Skifahren oder auch das Sprechen. Wir sind in der Lage, uns hier bei einer Tasse Kaffee flüssig zu unterhalten, ohne dass wir einen einzigen Satz mühsam und bewusst formulieren müssten.“

      Frau Papenfuß nahm die Kaffeekanne und schaute Manfred kurz fragend an. Er nickte. „Danke, gerne“ und hielt ihr seine Tasse entgegen. Die Hypnosetherapeutin goss Kaffee nach. Als Manfred die Tasse an den Mund führte, nahm er den Geschmack des Kaffees sichtbar bewusst wahr. Frau Papenfuß grinste schelmisch. „Schmeckt noch wie Kaffee, oder?“ Er fühlte sich ertappt und grinste bejahend zurück – aber es war ein nachdenkliches Grinsen.

      „Aber das Unterbewusstsein beeinflusst unser Leben in noch weit höherem Maße“, fuhr Frau Papenfuß fort. „Es steuert jede einzelne Zelle unseres Körpers und somit alle Körperfunktionen. Die hier angelegten, unbewussten Programme entscheiden über Gesundheit oder Krankheit, Abneigung oder Zuneigung einem anderen Menschen gegenüber oder sogar gegenüber dem Leben selbst.

      Das Unterbewusstsein wertet nicht. Es reagiert nur auf jede Art von Reizen, indem es nahezu ohne jede Zeitverzögerung blitzschnell die entsprechenden Programme aktiviert, die durch diese Reize ausgelöst werden. Hierbei ist es ihm völlig egal, ob seine unbewussten Reaktionen gut oder schlecht für uns sind. Es kann keinerlei Entscheidungen treffen, denn es verwaltet nur Erfahrungen, die zu unbewussten Programmen geworden sind. Neue Erfahrungen lässt es nur zu, wenn es hierfür noch keine Programme gibt. Unbewusste Programme können sehr nützlich sein und uns das Leben erleichtern wie zum Beispiel beim Thema Autofahren.

      Problematisch wird es allerdings, wenn jemand ungünstige unbewusste Programme hat. Diese können dann die Lebensqualität extrem verringern. Auch hierfür will ich Ihnen ein Beispiel geben: Stellen Sie sich vor, ein kleiner Junge, sagen wir mal drei Jahre alt, sitzt vor seinem Teller und möchte irgendetwas absolut nicht essen, sagen wir mal Fisch. Seine Mutter sitzt daneben, schiebt ihm ein Stück in den Mund und zwingt ihn zu schlucken. In diesem Moment empfindet das Kind Ekel und schon hat es das unbewusste Programm: Fisch ist ekelig, kann man nicht essen.

      Jahre später ist der Junge ein erwachsener Mann. Das auslösende Ereignis ist längst verdrängt und vollkommen vergessen. Und der Mann fragt sich, warum er während seines ganzen Lebens eine solche Abscheu vor Fisch hatte, dass er sich noch nicht einmal überwinden konnte, jemals ein Stück zu probieren. Und das, obwohl es immer appetitlich ausgesehen hatte, wenn seine Tischnachbarn Fisch aßen.“

      Manfred hatte aufmerksam zugehört. Er war noch nachdenklicher geworden. Im Stillen fragte er sich, ob es in seinem Unterbewusstsein ein Programm geben könnte, das seine unerklärlichen, immer wiederkehrenden Anfälle von Eifersucht auslöste. Und wenn ja, ob man dies ändern könnte …

      „Könnte der Mann, der als Kind genötigt wurde, Fisch zu essen, seine Aversion gegen Fisch durch Hypnose beseitigen lassen?“, fragte er hoffnungsvoll. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, dann bräuchten Sie ihn dazu doch nur in eine hypnotische Trance zu versetzen und ihm zu suggerieren, dass Fisch die leckerste Speise der Welt sei.“

      Entsetzt blickte die Hypnosetherapeutin ihn an. „Eine solche Wirksuggestion, so nennt man das, würde ich niemals geben. Das Fatale bei Wirksuggestionen ist, dass sie sehr sorgfältig formuliert werden müssen und dass man sich nach allen Seiten vergewissern muss, dass sie genau das enthalten, was der Klient damit erreichen möchte. Das Unterbewusstsein nimmt jede Wirksuggestion wortwörtlich an. Es interpretiert nicht. Es fragt sich nicht, was der Hypnotiseur jetzt mit dieser Wirksuggestion gemeint haben könnte. Es nimmt sie gnadenlos genauso an, wie sie gegeben wurde.“

      „Aber Sie haben doch die ganze Zeit von solchen Wirksuggestionen gesprochen.“ Manfred wirkte etwas irritiert und seine gerade aufkeimende Hoffnung begann zu schwinden. „Ich habe Ihnen anhand von Beispielen die Wirkungsweise des Unterbewusstseins erklärt“, schmunzelte die Hypnosetherapeutin.

      „Lassen Sie uns doch einfach einmal gemeinsam überlegen, was man mit einer solchen Wirksuggestion tatsächlich bewirken würde. Was denken Sie?“ Manfred überlegte einen Moment und schaute Frau Papenfuß verständnislos an. „Nun ja, der Mann würde gerne Fisch essen.“ „Stimmt“, antwortete sie. „Der Mann würde gerne Fisch essen. Fisch wäre für ihn die leckerste Speise der Welt.“ Manfred schaute sie verständnislos an. „Das sage ich doch. Und damit wäre doch das Problem des Mannes gelöst.“

      „Davon bin ich nicht ganz so überzeugt“, gluckste Frau Papenfuß vor Vergnügen. „Stellen Sie sich vor, der Mann sitzt mit Freunden in einem Restaurant und bestellt sich, nachdem er Fischsuppe als Vorspeise und Forelle zum Hauptgang hatte, zum Dessert nun einen Krabbencocktail, während die anderen vor ihren Eisbechern sitzen. Er kommt aber gar nicht mehr dazu, sein Dessert anzurühren, weil er bereits bei der Forelle einen allergischen Schock erleidet und mit Blaulicht in höchster Lebensgefahr ins nächste Krankenhaus gefahren wird. Die Aversion gegen Fisch hatte ihn nämlich vor seiner Fischallergie geschützt. Ob damit das Problem des Mannes wirklich gelöst ist, wage ich zu bezweifeln“, grinste die Hypnosetherapeutin.

      Während Frau Papenfuß erzählt hatte, waren Manfred kalte Schauer den Rücken heruntergelaufen. Er hatte schlagartig begriffen, dass man mit Hypnose gravierende Veränderungen in kürzester Zeit herbeiführen konnte. Hierbei musste man als Hypnotiseur offensichtlich aber auch sehr umsichtig und präzise zu Werke gehen.

      „Kann man“, fragte er, „eine solche Wirksuggestion, die sich als fehlerhaft herausgestellt hat, wieder korrigieren?“ „Das kann man“, erklärte Frau Papenfuß. „Dies setzt allerdings voraus, dass der Hypnotiseur präzise gearbeitet und die Wirksuggestion wörtlich protokolliert hat.“

      „Wirksuggestionen“, sinnierte sie, „sind sowieso immer nur die zweitbeste Lösung. Bei der SOL Hypnose verwenden wir Wirksuggestionen so gut wie nie. Und wenn es doch irgendwann einmal nicht anders gehen sollte, zum Beispiel, wenn keine ausreichende Trancetiefe für eine analytische Hypnose erreicht werden kann, dann sprechen wir diese Wirksuggestionen vor der Hypnose ganz klar mit unseren Klienten ab. Wir formulieren sie sorgfältig und prüfen sie gemeinsam mit unseren Klienten nach allen Seiten ab. Dann wird die Wirksuggestion Wort für Wort aufgeschrieben und von unseren Klienten gegengezeichnet. Während der Hypnose lesen wir dann die Suggestion wörtlich ab. Aber, wie gesagt, wir verwenden solche Wirksuggestionen so gut wie nie. Der wesentliche Vorteil einer Wirksuggestion besteht allerdings darin, dass sie bereits bei einer sehr geringen Trancetiefe gut vom Unterbewusstsein angenommen wird. Insofern sind Wirksuggestionen genau dann das Mittel der Wahl, wenn der Hypnotisand nur geringe Trancetiefen erreicht. Dies ist allerdings eher die Ausnahme als die Regel.“

      „Was machen Sie denn stattdessen?“, fragte Manfred wissbegierig. „Ganz einfach“, erklärte die Hypnosetherapeutin. „Wir leiten möglichst tiefe Trancen auf absolut neutrale Weise ein, indem wir nur Wohlbefinden und Entspannung suggerieren – nichts anderes. Hiermit schließen wir aus, dass wir irgendetwas Unbeabsichtigtes suggerieren. Und wenn eine genügende

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