Berlin - eine Biografie. Wolfram Letzner

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Berlin - eine Biografie - Wolfram Letzner страница 5

Berlin - eine Biografie - Wolfram Letzner

Скачать книгу

1844/​45 zum Anlass, ein Denkmal für die vermeintliche Begebenheit auf der Halbinsel Schildhorn errichten zu lassen. Jaczo blieb darüber hinaus jedoch eine weiterhin geheimnisumwitterte Person.

      Vermutlich vor 1130 geboren wird er erstmals 1145 anlässlich seiner Heirat mit Agatha, einer Tochter der einflussreichen polnischen Magnatenfamilie der Wlastiden erwähnt. Darüber hinaus werden seine Existenz, sein Name und seine Titel durch Münzfunde aus der Zeit um 1150 belegt. Vermutlich wurde er auch in Köpenick geboren und übernahm sein dortiges Herrschaftsgebiet als väterliches Erbe. Bei seiner Einheirat in die Familie der Wlastiden wurde Jaczo urkundlich als Fürst der Sorben (dux Sorabie) bezeichnet.

      Nach dem Tode Pribislaws 1150 machte Jaczo Erbansprüche auf die Brandenburg und das Herrschaftsgebiet der Heveller geltend und fühlte sich enterbt, als er erfuhr, dass Albrecht der Bär die Brandenburg nach dem Tode des Hevellerfürsten übernommen hatte. 1153 eroberte er daraufhin die Brandenburg, die 1157 von Albrecht zurückerobert wurde.

      Es ist aber bereits unklar, ob Jaczo im Frühjahr 1157 überhaupt noch Herr der Brandenburg war. Denn anders als die Schildhornsage nahelegt, dürfte Jaczo schon lange vorher, wenn nicht sogar seit seiner Geburt Christ gewesen sein. Ansonsten hätte er auch 1145 kaum in die polnische Piastenfamilie einheiraten können. Als Christ hätte sich Jaczo aber nach 1153 möglicherweise weder auf der Brandenburg noch im Herrschaftsgebiet der Heveller lange behaupten können.

      Gleichwohl enthält auch die Schildhornsage am Rande einige historisch belegte Elemente: Parallel zum Feldzug Albrechts gegen die Brandenburg bereitete auch Kaiser Friedrich Barbarossa einen Feldzug gegen die Polenherzöge Boleslaw IV. und Mieszko III. vor, mit denen Jaczo verbündet war. Dieser kaiserliche Feldzug gegen Jaczos polnische Verbündete führte im August 1157 zu deren Unterwerfung, die durch die Stellung fürstlicher Geiseln besiegelt wurde. Auch Jaczos einziger Sohn, dessen Name nicht überliefert ist, wurde dem Böhmenherzog Vladislav übergeben und sollte von diesem Ende September 1157 zu Kaiser Friedrich Barbarossa nach Würzburg gebracht werden. Doch der Junge starb bereits auf der Reise nach Prag und wurde im Nonnenkloster von Doksany nördlich von Prag beigesetzt.

      Jaczo, der nun seinen leiblichen Erben verloren hatte, blieb auch nach 1157 zunächst in Köpenick, wie Münzfunde auch aus den Jahren nach 1160 belegen. 1162/​63 unternahm er eine Wallfahrt ins Heilige Land. Nach seiner Rückkehr begann er sich, gestützt auf seine dortigen familiären Beziehungen, zunehmend nach Polen zu orientieren. 1163 stiftete er das Kloster Miechów nördlich von Krakau, wo er auch umfangreiche Besitzungen erwarb. Ende 1168 übertrug er bei einem Treffen in Ueckermünde am Stettiner Haff seinen Köpenicker Herrschaftsbereich für den Fall seines Ablebens den Herzögen Bogislaw und Kasimir von Pommern. Diese vertragliche Verfügung setzte aber wohl voraus, dass Jaczo auch nach seiner Unterwerfung 1157 weiter über sein ererbtes Fürstentum frei verfügen konnte.

      Gleichwohl wurde aus Jaczo von Köpenick nun zunehmend Jaksa von Miechów und beteiligte sich als solcher engagiert an den innerpolnischen Adelsauseinandersetzungen der 60er- und 70er-Jahre des 12. Jhs. Nach seinem Tode im Februar 1176 wurde er im Kloster von Miechów beigesetzt. Seinen Köpenicker Herrschaftsbereich übernahmen nun die Herzöge von Pommern auf Grundlage der vertraglichen Vereinbarung von 1168.

       Lynchmord vor der Marienkirche

      Nach dem Aussterben der Askanier in der Mark Brandenburg 1320 blieb die Nachfolgefrage zunächst ungeklärt, denn auch die Machtverhältnisse im Reich waren unklar. Erst 1322 setzte sich der Wittelsbacher Ludwig IV. in der Schlacht bei Mühldorf am Inn als König durch. 1323 erklärte er daraufhin die Mark Brandenburg zum »erledigten Reichslehen« und belehnte seinen erst achtjährigen Sohn mit der Mark.

      Doch die Reichspolitik blieb weiter unruhig und geriet noch 1323 auch in Konflikt mit den Machtansprüchen Papst Johannes XXII. Dieser steigerte die kirchlichen Ansprüche auf Abgaben ins Unermessliche und geriet hierüber vor allem mit dem dem Armutsgebot verpflichteten Orden der Franziskaner in Streit. Als der Papst das Armutsgebot für Ketzerei erklärte, floh die Führung des Franziskanerordens zu Ludwig IV. 1324 exkommunizierte Johannes XXII. daraufhin Ludwig und erklärte ihn wenig später als König für abgesetzt. Es erwies sich jedoch, dass mit der Exkommunikation eines Königs anders als in den Jahrhunderten zuvor in Deutschland nicht mehr ohne weiteres Politik zu machen war. Ausläufer dieser weltpolitischen Auseinandersetzung des 14. Jhs. streiften aber auch die Mark Brandenburg.

      So behauptete Herzog Rudolf I. aus der askanischen Seitenlinie Sachsen-Wittenberg, der zudem mit einer brandenburgischen Askaniertochter verheiratet war, eigene Ansprüche auf die Mark Brandenburg und den Markgrafentitel. Angesichts dessen war die Bevölkerung der Mark, wie auch die Bürgerschaft von Berlin/​Cölln, in Anhänger der Wittelsbacher und der sächsisch-askanischen Ansprüche gespalten.

      In dieser Situation suchte am 16. August 1325, dem letzten Tag des Laurentiusmarktes, der Propst Nikolaus von Bernau, einer um 1230 entstandenen Stadt nordöstlich von Berlin, seinen Berliner Amtsbruder Propst Eberhard auf, um in dessen Sprengel in der Marienkirche eine Gastpredigt zu halten. Über Nikolaus wissen wir nicht viel mehr, als dass er der Hofkaplan des letzten askanischen Markgrafen Woldemar gewesen und nach dessen Tod 1319 vermutlich vom Bischof von Brandenburg zum Propst in Bernau ernannt worden war. Sicher ist aber, dass er ein engagierter Vertreter des Papsttums und in der Auseinandersetzung zwischen dem gebannten König Ludwig IV. und Herzog Rudolf I. von Sachsen, schon aufgrund seiner askanisch geprägten Vergangenheit, ein Gefolgsmann des Letzteren war.

      Am 16. August 1325 predigte er jedenfalls zornerfüllt von der Kanzel der Marienkirche, beschimpfte die Bürger, weil sie den fälligen Peterspfennig noch immer schuldeten und weiter zum gebannten König hielten. Als er immer heftiger gegen den Wittelsbacher Markgrafen wütete und den königstreuen Bürgern schließlich mit Kirchenstrafen drohte, wuchs die Erregung unter den Zuhörern. Aus Murren wurden Wutschreie. Schließlich zerrte die Volksmenge Nikolaus aus der Marienkirche auf den Neuen Markt, wo man ihn erschlug und auf einem Scheiterhaufen verbrannte.

      Papst Johannes XXII. verhängte daraufhin für mehr als 20 Jahre über Berlin/​Cölln den Kirchenbann. Entgegen der Meinung vieler Chronisten tat dies der Entwicklung Berlins aber kaum Abbruch. So wurde die geistliche Versorgung der Stadt vom Berliner Kloster der in Opposition zum Papst stehenden Franziskaner gewährleistet. Gleichwohl blieb der päpstliche Bann ein Schönheitsfehler für die aufstrebende Handelsstadt Berlin/​Cölln, von dem man sich erst 1347 durch die Zahlung eines hohen Sühnegeldes von 850 Mark Silber an den Bischof von Brandenburg freikaufen konnte. Außerdem musste die Stadt ein steinernes Sühnekreuz am Ort der Tat errichten. Dieses Kreuz steht auch heute noch neben dem Hauptportal der Marienkirche.

       Der erste Hohenzoller in der Mark sorgt für Recht und Ordnung

      Friedrich wurde am 21. September 1371 auf der Cadolzburg bei Fürth, der Residenz seines Vaters, des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg aus dem Geschlecht der Hohenzollern, geboren. Die ursprünglich aus Schwaben stammenden Hohenzollern waren seit 1192 Burggrafen von Nürnberg, womit sich ihr Herrschaftsschwerpunkt nach Franken verlagerte. Angesichts des Verfalls der Königsmacht hatte das Amt des Burggrafen von Nürnberg zu dieser Zeit aber schon beträchtlich an Bedeutung verloren. Der eigentliche Wert dieses Amtes lag aber darin, dass seine Träger seit 1180 als unmittelbare Reichsfürsten galten.

      Die Hohenzollern hatten im Laufe der Zeit einiges an Territorien in Franken gewonnen, die sie von der Cadolzburg aus regierten. Seit 1397 herrschte Friedrich als Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg über die ansbachischen Gebiete der Hohenzollern um die Cadolzburg. 1401 heiratete er Elisabeth von Bayern-Landshut (1383 – 1442), mit der er zehn Kinder hatte, darunter den ältesten Sohn Johann (den Alchemist) (1406 –

Скачать книгу