Hier kommt der Antipastidepp. Klaus Nüchtern

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Hier kommt der Antipastidepp - Klaus Nüchtern

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Woche habe ich mir Herbstferien genommen. Die sind mir gut bekommen. Ich hatte Zeit für Dinge, die ich sonst ein bisschen vernachlässige. Unter anderem bin ich nach Greifenstein geradelt (Schönwetter) und in mich gegangen (Schlechtwetter). Und wie ich so in mich gehe, merk ich: keiner da! Interessant. Na, denk ich, offenbar bin ich aushäusig. Und richtig: Ich war außer mir! Allem Anschein nach hat mein erhöhter Nachrichtenkonsum das Fass zum Überlaufen gebracht, denn ich hab mich ja auch nicht aus Jux und Tollerei und von einem Tag auf den anderen selbst verlassen. Schuld daran trägt die Österreichische Volkspartei (ÖVP). Nicht dass ich die je gewählt hätte oder je wählen werde. Nein, um mich brauchen sich die nicht zu bemühen. Aber gar so hellraising anghaut müssten s’ auch nicht sein. Ich gehöre ja noch der Generation an, die von der Pockenimpfung (geritzt, nicht gestochen!) mehr oder weniger dezente Narben davongetragen hat, und weiß also, wenn einem das G’impfte aufgeht. Und dieser an sich zeitlich eher knapp bemessene Vorgang spielt mittlerweile sehr unschön ins Durative. Zuerst tritt der ehem. Erste Nationalratspräsident zurück, der für jeden Anlass einen knasterbärtigen Kalenderspruch parat hat („Ein altes Ross lernt keinen neuen Tritt“), und dann will er mit dem Zurücktreten, sprich: angerührtem Herumgezicke, gar nicht mehr aufhören. Das ist unwürdig! Wie’s gemacht wird, weiß man doch: Freudig die Pfade der freiwilligen Selbstverbärung betreten! Busek und Kohlmaier haben’s dem Herrn Khol ja vorgemacht: Man lässt sich ein postparteipolitisches Facialgestrüpp stehen und lernt, nicht bei jeder Gelegenheit frech zurückzureden. (Es gibt so viele schöne Hobbys: Herbstblätter pressen, Peddingrohr flechten, mit der Stricklisl spielen …) Apropos deppert reden. Die Formulierung „Der Ball liegt bei …“ ist ab sofort zu unterlassen, sonst kann ich für nichts mehr garantieren! Auch der Hinweis, „die Bevölkerung“ wünsche dies oder jenes, hat zu unterbleiben. Bevölkerung bin ich selber, und ich weiß, was ich will. Ich will, dass die ÖVP damit aufhört, mir ganz persönlich auf die Eier zu gehen – und zwar so-fort!

       Fuck meteorologische Mieselsucht!

      Mein Sommer war schön. Sollte der Sommer, wie der Kurier in seiner Ausgabe vom 14. August behauptet, jetzt vorbei sein, wird mein Sommer dennoch schön gewesen sein. Das Fundament, auf denen die fantasielose Schlagzeile „Das war der Sommer“ ruht, muss als äußerst fragil bezeichnet werden. Laut Hoher Warte (Wer kontrolliert die eigentlich? Die Hohe-Warte-Gläubigkeit grenzt hierzulande ja schon an Massenpsychose!!) hat es heuer in Wien erst zwölf Tage mit mindestens dreißig Grad gegeben. 2003 sollen es vierzig gewesen sein – laut Hoher Warte und Kurier. Jeder Meteorologe, der bei Sinnen ist, wird bestätigen, dass solche Schwankungen völlig im Bereich des Normalen liegen, ja, dass die Sommer bei uns früher generell so ausgesehen haben. Was schreibt der Kurier? „Mieser Juli, mieser August – laut Meteorologen ist der Sommer gelaufen.“ In Portugal brennen die Wälder, auf anderen Erdteilen herrschen Dürre, Hungersnot und fragwürdige Bekleidungssitten, der Kurier aber hat nichts Besseres zu tun, als die Saat der Mieselsucht in die Herzen der Österreicher zu streuen, die dieser achten Todsünde, weiß Gott, nur allzu gerne die Tür öffnen und ein bequemes Bettchen aufschütteln. Der Kurier ist ein malvolentes, meteorologisch miesmacherisches Mainstreamblatt, das sich auf populistische Weise an die hegemoniale Nörgelfreudigkeit der Mehrheit ranschmeißt und dieses fragwürdige Tun dann auch noch hinter „Expertenmeinungen“ verschanzt. Eine Zeitung mit einem minimalen Originalitätsanspruch würde nicht nur die mit „FFW“ gezeichneten Kästchen auf Seite eins umgehend einstellen, sie würde vielleicht auch den Mut aufbringen, das dürre und völlig unspektakuläre Faktum eines kurzen, mit erträglichen Niederschlagsmengen einhergehenden Kälteeinbruchs der Leserschaft mit etwas mehr Pfiff näherzubringen: „Temperaturen sinken, Sexualtrieb taut auf!“ Wär mal was anderes. Auch mit „Endlich: gutes Wetter für dicke Bücher“ hätte man sich auf der Espritskala um ein paar Grad nach oben arbeiten können. Gewerkschaftliche Kampfparolen wie „15 Grad und 35 Stunden sind genug!“ wird sich von einer Kapitalistenzeitung ohnedies niemand erwarten.

       Wir lümmelten auf leichten Stühlen

      Über die Jahrzehnte habe ich es geschafft, mir eine ganz schön komplexe Identität zuzulegen. So bin ich zum Beispiel Gastgartensitzer, Nachtschwitzer und Vorteilskartenbesitzer. Staatsstipendien und Ehrenkreuze gibt’s dafür keine, aber das macht nichts, reich und glücklich bin ich auch so. Das heißt, ich wäre es, würde man mir wenigstens mit stummem Wohlwollen oder freundlicher Ignoranz begegnen: Hier geht einer, der hat eine Vorteilskarte im Portemonnaie, möge ihm das Leben lang und süß, das Sterben aber kurz und leicht sein – so sollte es durch die Rüben der Bundesbahner rauschen. Was aber tun sie? Sie werfen mich in Tulln samt Frau und Kind aus dem Zug, weil ich nicht sechzig Euro für eine Karte nach Krems zahlen will, die man auf dieser „Selbstbedienungsstrecke“ nur mehr am Schalter lösen darf – eine unangekündigt eingeführte Regelung, aus deren schmutzigem Haupte zwei ridiküle Hörner sprießen, Willkür und Bürokratie geheißen. Zwischen beide wird eines donnernden Tages eine blitzende Axt herniedersausen und dem Biest den Schädel spalten. Ein Schwarm heißhungriger Heuschrecken aber wird in die Mundhöhlen jener frechen Frevler fliegen, die die Terrasse am Westbahnhof zerstört haben. Sie werden kommen und werden euch fressen! Die Terrasse des Westbahnhofs war lange Zeit einer der wenigen wirklich urbanen Orte Wiens gewesen. Unbehelligt von dröhnenden Stammtischdrohnenschwärmen konnte man im kühlen Lichte cooler Neonanemonen leger auf leichten Alustühlen lümmeln, mariahilferstraßenwärts blicken und den Wolken beim Reisen zusehn. Mit hellen Stirnen und in kurzen Hosen hingen wir milde gestimmt hier ab und tunkten den Mund ins schaumbekrönte Bierglas. Nun aber haben sie den schönen Beton und den schönen Balkon zugestellt und kaputtgemacht mit Schanigartenschmonzes der unpackbarsten Art. Tranige Topfbäume und harzende Holzzäune höhnen den Herrn, denn die Bundesbahnbeuteln sind jetzt vom Hirnschwund vollends erfasst. Weine, Klofrau, weine! Kein Centstück wird fürderhin aus meinem Hosensack springen, um klingend am Trinkgeldteller zu kreisen. Ich aber steh sprachlos, und kalt im Winde klirren unbeflaggt die Fahnenstangen.

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