Weihnachtswundernacht 3. Группа авторов

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Weihnachtswundernacht 3 - Группа авторов

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Wohlstandsniveau, das er sich selbst zugebilligt hat.

       Die Hirten

      Um Pfarrer oder Priester zu werden, um „hauptamtlich“ von Gott reden zu dürfen, muss man an einer Universität die drei alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch erlernen und ein langjähriges Studium absolvieren. Größer könnte der Kontrast zu den Menschen, die die Nachricht von der Ankunft Gottes als erste erhalten, kaum sein: die Hirten als erste menschliche Zeugen, als erste Anbeter des Gotteskindes sind die „Fortsetzung-auf-zwei-Beinen“ des Bildes vom Stall. Die Hirten hören die Botschaft, folgen der Botschaft und beten das Kind an. Wir Theologen lesen den biblischen Text, mitunter sogar im Urtext, zerlegen seine einzelnen Elemente nach den Regeln, die wir gelernt haben, übersehen dabei oftmals, dass zunächst einmal wir ganz persönlich gemeint sind, hören folglich auch keine Botschaft für uns selbst (wohl aber für andere), und mit der Anbetung stehen wir sowieso auf „Kriegsfuß“. Ich beziehe mich da ausdrücklich mit ein, denn ich merke, dass ich oftmals fast schon „blinde Flecken“ für die einfache und direkte Sprache Gottes in meinem Leben habe.

      Von den Hirten möchte ich lernen, den Lichterglanz, die Lieder und die Botschaft von Gottes Ankunft im Unscheinbaren dieser Welt zunächst einmal auf mich wirken zu lassen. Ich möchte lernen, auf das, was Gott mir sagt, zu hören und es auch umzusetzen, und ich möchte staunend lernen, Gott anzubeten.

       Der Engel

      Vor vielen Jahren war ich mit meiner damaligen Freundin (und heutigen Frau) unterwegs in die Schweiz zu meinen Eltern. Ich fuhr damals so einen wunderschönen alten VW Variant, mit Motor hinten und Doppelvergaser. Etwa auf der Höhe von Stuttgart passierte es: ein Hinterreifen platzte. Glücklicherweise konnte ich das Auto gut und schnell auf dem Seitenstreifen zum Stehen bringen. Ich stieg aus, positionierte das Warndreieck und wollte dann den Wagenheber und das Ersatzrad aktivieren – jedoch: Der Wagenheber war eingerostet und unbrauchbar, und das Ersatzrad war platt. Ratlos schaute ich abwechselnd zu den nutzlosen Hilfsmitteln, dem geplatzten Reifen am Auto und meiner Freundin. Keine fünf Minuten später hielt auf der Gegenfahrbahn ein großer Abschleppwagen des ADAC, der Fahrer stieg mit einer Werkzeugtasche bewaffnet aus, holte von der großen Ladefläche einen Reifen mit Felge und kam zu uns herüber. Ohne große Worte zu machen, bockte er den Wagen hoch, wechselte das Rad und verschwand, ohne irgendetwas in Rechnung zu stellen, wieder auf die andere Straßenseite, noch ehe wir uns richtig bedanken konnten, und fuhr davon.

      Es ist mir ja fast ein bisschen peinlich, aber meine erste bewusste „Engelbegegnung“ war die mit einem „gelben Engel“. Seitdem habe ich gelernt, darauf zu achten und zu lernen: Es gibt Engel, die uns genau im richtigen Moment begegnen, aber es gibt auch viele Momente, in denen wir sie klagend vermissen. Jeder Mensch kann für einen anderen zum Engel werden, wenn wir den Mut und die Sensibilität entwickeln, auch für andere da zu sein.

      Ich lerne, dass unsere Welt in dem Maße froher und menschlicher wird, in dem wir unsere „Engelmöglichkeiten“ entdecken und anderen zugutekommen lassen – gäbe es mehr davon, gäbe es weit weniger Gleichgültigkeit und mehr Zivilcourage. Ich lerne, in den Engeln, die mir begegnen, die Schönheit der Fürsorge Gottes zu entdecken.

      CLEMENS BITTLINGER

      Ich bin anscheinend der einzige Bösewicht in dieser berühmten, rührenden Geschichte voller freundlicher, wunderbarer Menschen. Dabei habe ich einfach nur versucht, das zu bewahren, was ich mir hart erarbeitet hatte und was mir von Rechts wegen zustand.

      Sicher, ich habe mal wieder einige Familien gegen mich aufgebracht, es sind ein paar Kinder umgekommen, Kollateralschaden nennt man das wohl heutzutage.

      Manchmal werde ich deswegen als machtbesessener, kindermordender Tyrann beschrieben. Mag sein, aber verurteilen Sie mich nicht zu voreilig. Was wären Sie denn im Stande zu tun, wenn Sie das bewahren müssten, was Sie sich so hart erarbeitet haben? Um bei anderen beliebt zu sein, um Ihr kleines Königreich zu bewahren?

      Ich war durch ein paar geschickte Schachzüge und Geldgeschäfte auf den Thron gekommen, gegen den Willen der jüdischen Gelehrten, weil ich „rein technisch“ gar kein gebürtiger Jude war, obwohl ich von Kindheit an alle jüdischen Riten eingehalten habe – und da gibt es so einige.

      Es ist doch selbstverständlich, dass mir sehr daran gelegen war, es mir auf dem Thron gemütlich zu machen und meine Macht über meinen Tod hinaus zu etablieren. Welcher König will das nicht?

      Und das war schwierig genug in dieser Zeit, in der man ständig die Balance halten musste, um einerseits die allmächtigen römischen Herrscher gnädig zu stimmen und es sich gleichzeitig mit den religiösen Fanatikern nicht zu verscherzen, die in meinem Volk so viel Beachtung genießen.

      Es war ein Spagat! Für die Römer sorgte ich mit harter Hand für Ordnung und unterdrückte jeglichen Widerstand in meinem Volk. Ich engagierte mich für den Erhalt der Olympischen Spiele und ließ Samaria ausbauen zu Ehren von Caesar Augustus. Und natürlich sammelte ich Steuern für sie ein. Tempelsteuer, Besatzungssteuer, für alles hatten wir eine Steuer. 75 % ihres Einkommens quetschte ich aus dem Volk heraus. Viele verloren dadurch ihre Höfe oder wurden versklavt, aber um meinen Status bei den Römern nicht zu verspielen, hätte ich sogar noch mehr aus diesen armen Seelen herausgeholt, wenn es irgendwie gegangen wäre.

      Nicht, dass ich nicht auch eine fürsorgliche Seite habe. Nach einer großen Dürre vor 25 Jahren gab es eine Hungersnot und Seuchen. Damals ließ ich in Ägypten Getreide kaufen und erließ den Bürgern ein Drittel ihrer Steuern. Das war doch nett. Eine Ausnahme zwar, aber nett.

      Dass ich sonst einen eher weniger netten Eindruck machte, machte mich bei meinen eigenen Leuten natürlich nicht unbedingt beliebter. Deswegen, und weil mir die Römer einen schwelenden Aufstand als Schwäche ausgelegt hätten, sah ich mich gezwungen, dem Volk meine religiöse Seite zu zeigen. Ich ließ einen bombastischen Tempel bauen: zur Ehre Gottes natürlich. Natürlich. Das sollte diese religiösen Trottel doch wohl stolz auf mich machen, sodass sie zukünftig mit Ehrfurcht über mich reden würden. Über mich, den König, der einen Tempel gebaut hatte, größer und schöner als der gute alte Salomon damals. Und wehe, wenn nicht.

      So ein Tempel baut sich natürlich nicht von alleine, und wieder einmal brauchten wir Ideen, wie wir noch mehr Steuern aus den Menschen herausholen konnten. Irgendwann kam uns die Idee einer Steuerzählung, für die jeder Jude in seine Heimatstadt ziehen musste, um sich dort eintragen zu lassen. Diese Aktion sollte uns das Geldeintreiben erleichtern.

      Sie sehen, meine Furcht, das Amt, das mir zustand, zu verlieren, war durchaus begründet. Dass sich keiner meiner Söhne aus sieben Ehen als geeigneter Nachfolger herauskristallisierte, sodass ich mich ständig gezwungen sah, mein Testament zu ändern, half auch nicht gerade. Wie gesagt, es war ein Machtkampf, den ich mit allen Mitteln gewinnen musste.

      Gerade in diesen Jahren der Volkszählung wurde ich dann an einen dritten Gegner erinnert, der mir angeblich den Thron streitig machen wollte. Eines Nachmittags bekamen wir im Palast Besuch von ein paar Sterndeutern, die auf ihren Kamelen von weit her gereist waren, weil sie angeblich einen Stern gesehen hatten, den sie dahingehend deuteten, dass in unserer Gegend ein großer König geboren worden war, dem sie Geschenke bringen wollten. Als ob die Dinge nicht schon kompliziert genug waren!

      „Was wollt ihr ihm denn schenken?“, wollte ich wissen.

      „Gold, als Zeichen seiner Herrschaft!“, sagte der erste.

      „Weihrauch, weil er nicht nur König, sondern auch Priester dieses Volkes sein soll!“, sprach der nächste dieser äußerst interessanten

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