Der Herkules: 300 Jahre in Kassel. Группа авторов

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Der Herkules: 300 Jahre in Kassel - Группа авторов

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      Joachim Schröder (Hg.)

      Der Herkules

       300 Jahre

       in Kassel

      Vom Wahrzeichen

       zum Welterbe

      Beiträge von Hans D. Baumann, Helmut Bernert,

      Wolfram Boder, Gerd Fenner, Hardy Fischer, Jens Flemming,

      Siegfried Hoß, Harald Kimpel, Folckert Lüken-Isberner,

      Hartmut Müller, Sabine Naumer, Karl-Heinz Nickel,

      Christian Presche, Astrid Schlegel, Joachim Schröder,

      Dirk Schwarze, Martina Sitt, Andreas Skorka, Rüdiger Splitter

      Mit ‚Geburtstagsgeschenken‘ für den Herkules von Otmar Alt,

      F. W. Bernstein, Peter Gaymann, Hubertus Giebe,

      James Francis Gill, Gerhard Glück, Felix Kramer, Til Mette,

      Rainer G. Mordmüller, Pit Morell (Jean Pierre Morell),

      Albert Schindehütte, Hans Traxler, Otto Waalkes

Inhalt

      Vorwort

      In der Nacht strahlt er im grün leuchtenden Scheinwerferlicht, am Tage wacht er, weit sichtbar, über die Stadt. Wer in Kassel und den umliegenden Gemeinden wohnt, kann ihn von vielen Stadt- und Ortsteilen aus sehen. Wer Kassel auf den großen Verkehrsachsen passiert, dem kommt der Herkules ganz automatisch in den Blick. Deshalb kennen das Wahrzeichen Kassels sehr wahrscheinlich mehr Menschen als ihnen bewusst ist.

      Der Herkules ist eine stattliche Figur. Als Lieblingsheld der Antike ebenso wie als Kupferstatue, die monumental von dem Oktogonschloss herab auf Kassel blickt. Die Figur ist Teil oder besser: Spitze eines Ensembles aus Pyramide, Oktogonschloss und den beeindruckenden Wasserspielen, das gemeinsam mit dem Bergpark Wilhelmshöhe 2013 zum Weltkulturerbe geadelt wurde.

      Über seine Bedeutung als Sehenswürdigkeit hinaus ist der Herkules identitätsstiftend für die Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt. Als die Sanierung der Statue anstand, spendeten sie in der beispielhaften Aktion „Wir retten unseren Herkules“ eine halbe Million Euro.

      Am 30. November 2017 feiert unser Wahrzeichen seinen Geburtstag: Seit 300 Jahren steht er in 596 Meter Höhe über Kassel. Ein Anlass und geradezu eine Selbstverständlichkeit für uns, das Wahrzeichen unserer Stadt zu würdigen. Daraus ist wieder ein bemerkenswerter Band entstanden, der 39. in unserer Reihe „Die Region trifft sich – die Region erinnert sich“.

      Die Autorinnen und Autoren zeichnen in vielen Facetten die Wirkung nach, die der Herkules hatte und hat. Im Jahr der documenta 14 stellen sie auch den Bezug zu früheren Welt-Kunstausstellungen her. Damit entsteht eine Erinnerungsgeschichte unseres Wahrzeichens. Hinzu kommen „Geburtstagswerke“, die eine Reihe namhafter Künstler auf Anregung des Direktors der Museumslandschaft Hessen Kassel für den Herkules geschaffen haben und von denen eine Auswahl in diesem Buch zu sehen ist. Sie lassen unseren Helden würdig, witzig oder karikiert erscheinen. Der Leser darf gespannt sein auf diesen interessanten und schön bebilderten Band.

      Das Buch ist ein echtes „Kasseler Gewächs“. Ich danke dem Herausgeber, Dr. Joachim Schröder, und den Autorinnen und Autoren, die in unterschiedlicher Weise aktiv im kulturellen Leben Kassels verankert sind. Den beteiligten Institutionen danke ich für ihre großzügige Unterstützung. Alle dokumentieren mit ihrem Beitrag die Verbundenheit mit unserem Wahrzeichen.

      Unsere wunderbare Region hat außerordentliche Schätze zu bieten. Das beweisen wir mit diesem Band über „unseren“ Herkules ein weiteres Mal. Vielleicht regt es die Leserinnen und Leser an, den Herkules, die Wasserspiele, das Schloss Wilhelmshöhe, die Löwenburg und den Bergpark zu besuchen – endlich einmal oder nach langer Zeit wieder.

       Ingo Buchholz

      Vorstandsvorsitzender der Kasseler Sparkasse

      Einleitung

      Joachim Schröder

      1 Herkules auf der Pyramide

      Herkules feiert am 30. November 2017 seinen 300. ‚Geburtstag‘. Seitdem schaut er von der Spitze seiner Pyramide auf dem Karlsberg aus 596 m Höhe auf Kassel, ausgezeichnet als Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Bergpark Wilhelmshöhe. Er ist ‚unser Herkules‘ – das unbestrittene Wahrzeichen der Stadt, ja der Region! (Abb. 1)

      Wie und seit wann er dazu geworden ist, welche Wirkung der Kasseler Herkules hatte, wie sich das Verständnis der Figur gewandelt hat, worin seine kulturgeschichtliche Bedeutung – ohne den Mythos des antiken Helden natürlich nicht denkbar – besteht: Dies sind die Themen dieses Buches.

      In einer Ausstellung im Herkules-Jubiläumsjahr 2017 wurden der Herkules auf dem Karlsberg mit seinen antiken ‚Wurzeln‘, seine Entstehung Anfang des 18. Jahrhunderts, seine Beziehung zu Kassel sowie Aspekte seiner künstlerischen Rezeption präsentiert. Der Herkules wird auch im Jahr 2018 Teil der großen Landesausstellung für den Landgrafen Carl von Hessen-Cassel, den Erbauer des Herkules-Monuments, sein. Die Beiträge in diesem Buch beschränken sich deswegen im Wesentlichen auf das ausgehende 18. Jahrhundert und reichen bis ins 21. Jahrhundert.

      Was unter ‚dem Herkules‘ zu verstehen ist – ausschließlich die Figur des Herkules oder das Ensemble aus Figur, Pyramide, Oktogon und Wasserspielen – ist durchaus diskussionswürdig. Nach unserem Verständnis darf das Ensemble nicht ausgespart werden, da es als Gesamtkunstwerk zu verstehen ist und als Bestandteil des UNESCO-Welterbes gilt. (Abb. 2) Der Fokus liegt auf der Figur.

      Der Herkules-Mythos wurde in etlichen antiken Quellen überliefert, vielfach ausgestaltet und variiert: Herakles, den die Römer Herkules nannten, war der Lieblingsheld der Antike; seine positiven Züge waren überragend, aber seine negativen Züge wurden nicht verschwiegen.

      Schon seine Zeugung – seine Eltern waren der oberste olympische Gott Zeus und die mykenische Königin Alkmene –, seine Geburt als Halbgott und seine Kindheit waren spektakulär. Als junger Mann entschied er sich am Scheidewege für den steilen, steinigen Weg der Tugend. Die zwölf Arbeiten im Auftrag seines Vetters Eurystheus, die er geduldig und erfolgreich bewältigte, verschafften ihm den Ruf eines starken und klugen Tugendhelden und Kulturstifters, da er Ungeheuer und unzivilisierte Wesen mit übermenschlicher Kraft, mit List und Einfallsreichtum besiegte. Bei seiner ersten Tat, dem Sieg über den Löwen von Nemea, erwarb er sich das Löwenfell, das neben der Keule, die er schon als jugendlicher Hirte brauchte, zu seinen dauernden Attributen wurde. Bei seiner letzten Tat kehrte er sogar mit dem Höllenhund aus der Unterwelt zurück. Dies u. a. erlaubte später sogar eine christliche Deutung des Herkules.

      Nur mit seiner Hilfe besiegten die olympischen Götter die aufständischen Giganten. Wegen einer Untat – Herkules tötete arglistig den Iphitos – musste er erniedrigende Dienste bei Königin Omphale leisten. Andere Abenteuer führten ihn durch Asien, Europa, Nordafrika bis an

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