Über Tremulationen. Emanuel Swedenborg

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Über Tremulationen - Emanuel Swedenborg

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historische Aufarbeitung im Gange und allen Interessierten sei David Fullers Osteopathie und Swedenborg (Seite 79) wärmstens empfohlen, der diese Zusammenhänge ausführlichst recherchiert und brillant dargelegt hat.

      Geradezu bahnbrechend ist auch Swedenborgs Beschreibung der peripheren Membranen, heute als Faszien bekannt, denn modernste Wissenschaftsarbeiten in diesem Bereich scheinen die Beobachtungen Swedenborgs zu bestätigen, dass es sich bei diesen Strukturen tatsächlich um ein primär nervös-lymphatisches Gewebe handelt, das weit mehr physiologische Bedeutung besitzt als eine rein biomechanische. Mit dem Fortschritt der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Faszien scheint man sich sogar mehr und mehr von diesem rein muskuloskelettal geprägten Bild der Faszien zu verabschieden und es immer mehr im tatsächlich ‚ganzheitlichen‘ Kontext, v.a. aber im Kontext der Sinneswahrnehmungen zu begreifen.

      ZUR ÜBERSETZUNG

      Der Begriff Tremulationen wurde weitestgehend beibehalten.2 Wo es sich eindeutig um himmlische Tremulationen handelt, wurde in der deutschen Übersetzung der Begriff ‚Schwingungen‘, für ihre physikalische Entsprechung ‚Vibrationen‘ gewählt. An dieser Stelle sei auch ausdrücklich betont, dass die vorliegende Übersetzung zudem auf der 1899 erstellten englischen Version des schwedischen Historikers Clas Teodor Odhner (1836 – 1904) beruht und somit quasi „um zwei Ecken“ übersetzt wurde. Zwar wurde darauf geachtet, den Kerngedanken im Einklang mit seinen späteren anatomisch-physiologischen Schriften zu erfassen und zu vermitteln, ausgewiesene Kenner dieser Schriften Swedenborgs sind hier aber zur kritischen Durchsicht eingeladen.

      Ich habe mir weiterhin zur Verbesserung der Übersichtlichkeit erlaubt, den Kapiteln einzelne Überschriften zuzuweisen. Da diese in den Originalschriften nicht vorhanden sind, wurden sie in eckige Klammern gesetzt. Der Index wurde vom englischsprachigen Original übernommen.

      Lassen Sie sich aber nun vom Inhalt dieses bedeutenden Werkes inspirieren und genießen sie den Einblick in Swedenborgs grandiose Beobachtungen zu den spannendsten Fragen rund um den Menschen. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen jene Freude beim Lesen, die mich dazu bewogen haben, Swedenborgs kleines Meisterwerk in deutscher Sprache zu veröffentlichen.

      Christian Hartmann

      Pähl, Mai 2013

      Emanuel Swedenborgs Abhandlung, die nun zum ersten Mal in englischer Sprache erscheint, wurde ursprünglich zum Ende des Jahres 1719 geschrieben. Dies geht aus einer Äußerung hervor, die der Autor in einem Brief vom 3. November 1719 an seinen Schwager, Dr. Eric Benzelius, Bibliothekar der Universität von Upsala, machte.

      Ich habe auch eine kleine Anatomie über unsere Lebenskräfte geschrieben, welche, wie ich behaupte, aus Tremulationen bestehen. Zu diesem Zweck habe ich mich sorgfältig mit der Anatomie der Nerven und Membranen vertraut gemacht. Somit konnte ich beweisen, welch eine Harmonie zwischen ihnen und der interessanten Geometrie der Tremulationen besteht.

       Diese und viele andere Ideen stimmen überein mit denen von Baglivius. (Giorgio Baglivi, ein Schüler Malphigis, Professor in Rom). Vorgestern reichte ich sie am Royal Medical College ein. 3

      Aus den damaligen Sitzungsprotokollen des Sundhets Collegium in Stockholm geht hervor, dass diese Arbeit Swedenborgs ordnungsgemäß empfangen und angemeldet wurde. Man beschloss, dass alle Mitglieder der Reihe nach die Abhandlung lesen und diesbezüglich Stellung nehmen sollten. Im Laufe dieses Prozesses scheint das Manuskript verschwunden zu sein. Es gibt weder einen weiteren Eintrag in den Sitzungsprotokollen der Behörde, noch ist eine Abschrift in der Bibliothek des Royal Medical College, Stockholm, erhalten geblieben. Swedenborg selbst behielt nur den ersten Grobentwurf, welcher ebenfalls verschwand. Allerdings fertigte er davon eine Kopie der Kapitel I-VI und XIII an, die glücklicherweise erhalten ist. Die Kopie umfasst alles, was vom Originalwerk noch vorhanden ist und nach dessen Vorlage die vorliegende Übersetzung angefertigt wurde.

      Einige Zitate aus Swedenborgs Korrespondenz mit Benzelius geben uns einen Einblick in die Geschichte dieser zweiten Kopie sowie in den Inhalt seiner Arbeit.

      Stockholm, Mitte Januar, 1720

      Mit der letzten Post schicke ich Ihnen meine neuesten literarischen Bemühungen. Sollten diese sowie die folgenden Ihre Zustimmung finden, würde mich das sehr freuen. Es ist gewiss richtig, das Baglivius als erster diese Theorie entwickelte, Descartes sich ihrer annahm und später auch Borellus. Allerdings hat noch niemand bisher Beweise hierzu erbracht, geschweige denn den Sachverhalt voll und ganz behandelt. Auch wenn ich das Thema bzw. die Theorie an sich gerne anderen überlasse, so erhebe ich doch den Anspruch, meine Beweise als neu und als meine eigenen zu bezeichnen. Ich muss allerdings gestehen, im Nachhinein festgestellt zu haben, dass ein erheblicher Teil dessen was ich entdeckte, zeitgleich mit Baglivius geschah; welch ein anregender Gedanke. Beispielsweise was ich über die Funktion der Meningen zu sagen habe.

       Das Ganze wird einen großen Raum einnehmen und sieben bis acht Wochen brauchen, selbst wenn ich Ihnen zweimal wöchentlich Teile davon schicke. Die hiesigen Ärzte wollen das Thema erörtern und äußerten sich bisher positiv. 4

      Stockholm, 24. Februar 1720

      Ich beende nun meinen Artikel und sende Ihnen Kapitel XIII, damit es nicht in Bezug auf die exakte Bedeutung zu Streitigkeiten (unter den Professoren in Upsala) kommt. Es wäre sehr wünschenswert, in Hinblick auf die möglicherweise aufkommenden Einwände, den Dingen besondere Beachtung entgegenzubringen, die dazu beitragen die Themen in ein richtiges Licht für mich zu setzen. Meiner Meinung nach sollten solche Einwände vorgebracht werden, die mir in einem gewissen Maße behilflich sind zu erkennen, ob ich auf dem richtigen oder falschen Weg bin. Sich lediglich vieles über den ‚animal spirit‘ vorzustellen und nur die Dinge in Bezug auf ihre Chemie und Funktion, jedoch nichts, was ihre Geometrie betrifft, anzuerkennen, scheint mir eine schwache Kritik.

      So lege ich es als Grundprinzip fest, dass Tremulationen in der membraneigenen Flüssigkeit beginnen. Um sich ausbreiten zu können, bedarf es einer gewissen Spannung zwischen den Membranen und den harten Strukturen, aber auch mit den Blutgefäßen, so dass sich letztlich alle lymphatischen Gefäße oder jene der Nervenflüssigkeit in schlüssiger Verbindung befinden. Wie jede andere Flüssigkeit übertragen sie augenblicklich einen Druck auf die Umgebung, und folglich kommunizieren sie eine vibrierende Bewegung an die Membranen und die Knochen, so dass nahezu der gesamte Körper in einen Zustand subtiler Kovibration gebracht wird, welche eine Wahrnehmung verursacht.

       Ich gehe davon aus, dass die Herren Akademiker so vernünftig sind, ihre kindlichen Vorurteile beiseite zu schieben und die Argumente gegeneinander abzuwägen, um zu sehen, welches am ehesten zutrifft. 5

      29. Februar 1720

       Ich schicke Ihnen hier die Fortsetzung des vorangehenden Teils und wünsche mir sehr, dass es die Zustimmung der sich mit diesem Thema befassenden Gelehrten findet. Da ich jedoch diesbezüglich meine Zweifel habe, werde ich einige Zeit vergehen lassen, um zu hören, welche Bedenken möglicherweise erhoben werden.

      Falls jemand eine gegenteilige Meinung unterhält, nützen auch die besten Argumente nichts. Jemand mit vorgefassten Meinungen ist meist total blind. Dennoch, zu Ihrem Wohle und im Dienste des Volkes, werde ich aus ganzem Herzen hinterlassen, was verlangt wird. Vorsicht muss geboten sein, um nicht aufgrund neuer Entdeckungen oder bisher unbekannter Argumentationen den Bannfluch der Gelehrten auf sich zu ziehen. Das nächste Kapitel enthält meines Erachtens bessere und einleuchtende Beweise bezüglich unserer Sinne und Sinneswahrnehmungen. Weitere Notizen, die jedoch noch nicht ausgearbeitet sind, betreffen den Mechanismus unserer Leidenschaft und die

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