„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“. Ulrike Glatz

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„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“ - Ulrike Glatz

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Mann. So brachte er die bis dahin schleppend verlaufenden Wiederaufbauarbeiten am Dom energisch wieder in Gang. Im Quadratbau ersetzte er eine eingestürzte Säule und begann mit dem Neubau einer daran anschließenden Basilika. Sein Tod verhinderte den Weiterbau. Mit seinem Namen sind vor allem hochrangige Werke der Buchkunst verknüpft, wie der sog. Codex Egberti, eine Prachthandschrift mit einem Bilderzyklus zum Leben Jesu. Auch eine hervorragende Gold­schmiedewerkstatt existierte zu seiner Zeit in Trier. Von deren außerordentlicher Kunstfertigkeit zeugen das reiche Reliquiar zur Aufbewahrung eines Kreuznagels Christi ebenso wie der Tragaltar zur Aufbewahrung einer Sandale des Apostels Andreas.

      Mit Erzbischof Poppo übernahm 1016 ein Mann mit vielfältigen Begabungen und Interessen das Erzbistum Trier. Unter ihm wurde die schon wieder ins Stocken geratene Dombaustelle erneut in Angriff genommen, allerdings mit einem völlig neuen Plan. Diese Neukonzeption bestimmt das Bild der Westseite des Domes bis heute. Zuerst wurde die Erneuerung des Quadratbaus vollendet. Im Anschluss baute man ein Langhaus, dessen Ausdehnung durch die Maße des Quadratbaus festgelegt war. Nach Westen wurde der Bau durch eine Doppelturmfront mit einer Apsis abgeschlossen. Diese eindrucksvolle Fassade gehört zu den Höhepunkten der Architektur im 11. Jh. Mit den Bauarbeiten war bald nach 1030 begonnen worden. Die Vollendung erlebte Erzbischof Poppo nicht mehr. Er starb, wie die Quellen berichten, 1047 an den direkten Folgen seines Eifers beim Dombau. So soll er eines Tages auf der Baustelle gesessen haben, die Sonne schien heißer als gewöhnlich und glühte auf sein Haupt, das kahl war. Sein Gehirn entzündete sich, er wurde vom Fieber ergriffen und starb. So wird sein Tod in den Gesta Treverorum (Taten der Treverer, Geschichten und Aufzeichnungen, um 1100) beschrieben. Erst unter seinen Nachfolgern konnte der Westbau beendet werden.

      Nicht nur dem Dom hat Erzbischof Poppo durch eine außergewöhnliche Baumaßnahme seine bis heute prägende Gestalt gegeben. Ein weiteres Bauwerk in Trier verdankt ihm seine Rettung. Die Porta Nigra, das nördliche römische Stadttor, war nach dem Ende der römischen Herrschaft in den nachfolgenden Jahrhunderten als Steinbruch genutzt worden. Simeon, ein Mönch aus dem Sinai-Kloster, begegnete in Trier Erzbischof Poppo und begleitete ihn auf einer zweijährigen Pilgerfahrt in das Heilige Land. Nach der Rückkehr bewegte Poppo Simeon dazu, als Eremit im Ostturm der Porta Nigra zu leben. Simeon starb nach wenigen Jahren und wurde dort auch begraben. Erzbischof Poppo betrieb nun in Rom die Heiligsprechung des Eremiten und baute in die Porta Nigra eine Doppelkirche zum Gedenken an den Heiligen ein. In unmittelbarer Nähe gründete er ein Kanonikerstift, das mit Einkünften gut ausgestattet wurde. Hier fand Poppo auf seinen Wunsch hin seine letzte Ruhestätte in der Nähe des so verehrten Heiligen und Freundes. Der Kirchenbau wurde später um eine romanische Apsis erweitert. Im frühen 19. Jh., als Trier zu Frankreich gehörte, bestimmte Kaiser Napoleon, dass die Kirche abgetragen werden sollte, um den Bau in den „alten Stand“ zu versetzen. Nur die Apsis blieb bei den Abbrucharbeiten erhalten und erinnert an den einstmaligen Kultort des hl. Simeon und die Rettung der Porta Nigra im Mittelalter.

      Der Trierer Dom erfuhr im Laufe seiner Geschichte viele Veränderungen, Renovierungen, Um- und Anbauten. Durch die geniale Planung unter Erzbischof Poppo wurde der spätantike Quadratbau so im späteren mittelalterlichen Dom verankert, dass er bis heute Bestand hat.

       www.bistum-trier.de

      Literatur

      Jochen Zink, Die Baugeschichte des Trierer Domes von den Anfängen im 4. Jh. bis zur letzten Restaurierung, in: Franz Ronig, Der Trierer Dom, Jahrbuch d. Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Neuss 1980, S. 17ff.

      Pirmin selbst, Bischof und Christi Bekenner,

      bewohnt dieses Haus und heiligt den Ort …

      Das Volk der Franken hier suchte er mit klarer Lehre zu gewinnen

      Und erbaute für Gott sehr viele heilige Stätten …

      In der Südwestpfalz, wenige Kilometer nördlich der Grenze zu Lothringen, liegt das Städtchen Hornbach, das aus einem im 8. Jh. gegründeten Benediktinerkloster entstanden ist. Vom engeren Klausurbereich nördlich der evangelischen Kirche aus dem späten 18. Jh. haben sich die Grundmauern der karolingischen Klosterkirche erhalten. Daneben liegt der spätgotische Kreuzgang mit den ehemaligen Klosterbauten, die heute als Hotel und Klostermuseum genutzt werden. Zum Klosterbereich gehörten auch die kreuzförmige romanische Kirche des Fabianstiftes und die Ruinen einer etwas jüngeren Kapelle, die möglicherweise dem hl. Michael geweiht war. Umgeben sind Kloster und anschließende Stadt mit Rathaus von einer in großen Teilen erhaltenen Befestigungsmauer.

      Auf seinem langen Weg war der Mönch Pirmin 742 in die Einöde des Pfälzer Waldes gekommen. Leben und Persönlichkeit des Klostergründers sind in einer nach seinem Tod entstandenen Vita überliefert. So hatte er 724 sein erstes Kloster auf der Insel Reichenau gegründet. Mittelzell war auch das älteste Kloster auf der Insel im Bodensee, eingerichtet nach der benediktinischen Ordensregel. Pirmin gilt als der geistige Schöpfer der Reichenauer Klosterlandschaft. Weitere Klostergründungen folgten, darunter Murbach im Elsass. Belegt ist sein Wirkungskreis im Alemannischen und im Elsass, weshalb er auch als Apostel der Alemannen gilt. Seine geistige Herkunft dürfte entgegen früherer Annahmen im iro-fränkischen Mönchtum liegen, er war einer seiner letzten Vertreter. Für seine Gründungen erreichte er die „Große Klosterfreiheit“, die Unabhängigkeit vom zuständigen Diözesanbischof. Das Kloster sollte nach seiner Auffassung seinen eigenen Bischof haben.

      Hornbach, Kapelle über dem Pirminius-Grab im Chor der ehemaligen Abteikirche

      Sein spirituelles Ideal war die „Peregrinatio“, das klösterliche Leben in der Fremde, das er sehr konsequent betrieb. Bei seinen Unternehmungen konnte sich Pirmin auf die Förderung und den Beistand des fränkischen Hausmeiers Karl Martell stützen, der die karolingische Dynastie begründete. Klöster waren Ausgangspunkte für die Kolonisation und Entwicklung einer Infrastruktur und Verbündete bei der Sicherung der Herrschaft.

      Kloster Hornbach wurde die letzte Klostergründung Pirmins. In der Vita wird berichtet, dass ein Adliger namens Warnharius von den Taten des Pirmin gehört hatte, und ihn deshalb zu sich rief. Er zeigte ihm seine Güter und versprach ihm Land, um einen Ort für den Gottesdienst zu schaffen. An dieser Stelle erbaute Pirmin die erste kleine Kirche in Fachwerk. Warnharius gehörte zum Adelsgeschlecht der Widonen, den späteren Saliern. Das Kloster entwickelte sich, Pirmin versammelte einen Kreis von Mönchen, weshalb der Bau einer größeren Klosterkirche begonnen wurde. Von diesen Anfängen haben sich Fundamentmauern einer einschiffigen Saalkirche innerhalb einer späteren, größeren, romanischen Pfeilerbasilika erhalten. Warnharius schenkte dem Kloster darüber hinaus einen großen Waldbezirk zur Sicherung der Einkünfte. An der Stelle, an der die Schweinehirten des Klosters im Wald ihre Hütten hatten, entstand eine Siedlung. Daraus entwickelte sich später Pirmasens. Als Pirmin 753 starb, konnte er vor der Chorapsis in der Klosterkirche in einer gemauerten Grabkammer beigesetzt werden. Zur Grabkammer führten vom Chor einige Stufen hinunter. Schon bald nach seinem Tod verehrte man ihn als Heiligen und Kirchenpatron. Hrabanus Maurus, Abt von Fulda und späterer Erzbischof von Mainz, formulierte im frühen 9. Jh. die Grabinschrift, deren Text überliefert ist. In späterer Zeit wurde ein in Sandstein gearbeitetes Fenster in die Grabkammer eingefügt. Wahrscheinlich konnten durch diese Öffnung die Pilger den Schrein des Heiligen sehen und verehren.

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