„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“. Ulrike Glatz

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„. . . in einer steinernen Urkunde lesen“ - Ulrike Glatz

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im Mittelalter.

      Als Willigis 975 von Kaiser Otto II. zum Erzbischof von Mainz erhoben wurde, übernahm er eines der wichtigsten Bistümer nördlich der Alpen. Schon im 4. Jh. Bischofssitz, hatte das Bistum Mainz durch außergewöhnliche Bischofspersönlichkeiten wie Bonifatius eine Vormachtstellung erreicht. Willigis stand als Erzbischof der größten Kirchenprovinz mit 15 Suffraganbistümern, also nachgeordneten Bistümern, vor. Das Territorium reichte von Chur (Schweiz) im Süden bis Verden an der Aller im Norden und Prag im Osten. Auch innerhalb des Reiches erfüllte Willigis entscheidende Aufgaben. Als Reichserzkanzler war er der mächtigste geistliche Reichsfürst, was sich darin zeigte, dass er für den dreijährigen Otto III. nach dem frühen Tod Ottos II. die Regentschaft führte. Zugleich war er Berater der Witwe Ottos II., der aus Byzanz stammenden Kaiserin Theophanu. Der Nachfolger des kinderlosen Otto III., Heinrich II., gelangte mit der Hilfe von Willigis auf den Thron, der ihn kurzerhand in Mainz krönte, ohne dass eine Wahl durch die Reichsfürsten stattgefunden hätte. Die Legitimation wurde trotzdem nicht in Frage gestellt, die Salbung durch den Mainzer Erzbischof erhob ihn zur Königswürde.

      Es verwundert nicht, dass Willigis hier in seiner Residenz mit dem Bau eines neuen Domes ein Zeichen setzten wollte, das dem Anspruch des Erzbischofs gerecht wurde. Der Bau sollte nicht an der Stelle des alten Domes, wohl der spätkarolingischen/ottonischen Johanniskirche entstehen, sondern auf einer Fläche östlich zum Rhein hin. Der alte Dom behielt seine Funktion bis zur Weihe des Neubaus, nicht nur aus Gründen der Tradition. Willigis hatte so auch während der Bauzeit eine repräsentative Bischofskirche zur Verfügung. Die Johanniskirche wurde später durch ein Paradies, einen langen Gang, mit dem neuen Dom verbunden. So begann am Ende des 10. Jhs. das große Werk. Es entstand eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika mit einem Querhaus im Westen sowie einem Ostquerhaus mit flankierenden Türmen. Die Dimension des Neubaus war gewaltig. Seine Länge entsprach fast dem heutigen Dom, das westliche Querhaus überragte sogar das heutige, aus staufischer Zeit stammende. Die unteren Geschosse der beiden Rundtürme sowie die Mauerflächen über den beiden östlichen Portalen haben sich noch vom Willigis-Bau erhalten. Die architektonische Gliederung der Türme bestand aus Lisenen, Rundbogenfriesen und horizontalen Gesimsen. Auch vom Westquerhaus stecken noch Reste in der Südwand der Gotthardkapelle.

      Im Osten schloss sich ein Atrium an, ein geschlossener Säulen– oder Arkadenhof, mit einer vorgelagerten Eingangskirche, wahrscheinlich einer Marienkirche.

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      Mainz, Dom, Marktportal mit Bronzetür des Erzbischofs Willigis

      Mit seinem Neubau bezog sich Willigis unmittelbar auf den Bau von Alt-Sankt Peter in Rom. Wie in Rom stand und steht heute noch der Hauptaltar im Westchor des Domes, während dem Ostchor untergeordnete liturgische Aufgaben zukommen. Das ausladende Westquerhaus und das Atrium mit der Marienkirche, später Liebfrauenkirche, haben ihr Vorbild ebenfalls in Rom. So manifestierte sich die Vorstellung, Mainz als zweites Rom zu sehen. Zusammen mit der Johanniskirche, dem alten Dom, entstand unter Willigis eine „Kirchenfamilie“ von einmaliger Ausprägung.

      Aber noch ein weiteres Ziel verfolgte Willigis mit seinem Neubau. Für den Dom hatte er eine zweiflüglige Bronzetür, das Marktportal, anfertigen lassen. Die Inschrift nennt Willigis, der nach Karl dem Großen als erster ein solches Werk herstellen ließ. Damit wird der Bezug deutlich, denn Kaiser Karl hatte an der Aachener Pfalzkapelle, der Krönungskirche, ein Bronzeportal anbringen lassen. Willigis war bei seinem Amtsantritt vom Papst das Privileg verliehen worden, Vorrang vor allen Bischöfen im nördlichen Reich zu haben, besonders im Hinblick auf Salbung und Krönung des Königs. So war Willigis an Krönungen in Aachen beteiligt. 997 wurde nun durch ein Dekret angeordnet, dass nur der Bischof von Lüttich als Ortsbischof und der Erzbischof von Köln in Aachen die Messe lesen durften, die aber unverzichtbarer Bestandteil des Krönungszeremoniells war. Willigis konnte folglich in Aachen keine Krönung mehr vollziehen und beschloss mit dem Mainzer Dom eine eigene Krönungskirche zu schaffen. Durch die Bronzetüren und ihre Inschrift wird dieser Anspruch offensichtlich. Tatsächlich sind Krönungen überliefert, allerdings noch im alten Dom. Die Pläne gingen nicht in Erfüllung, Aachen behauptete seinen Rang als Krönungskirche.

      Tragischerweise brannte der neue Dom am Tag der Weihe, dem Johannistag (24.Juni) 1009 ab. Obwohl sofort mit dem Wiederaufbau begonnen wurde, erlebte Willigis die Vollendung nicht mehr, er starb 1011. Die Bauarbeiten zogen sich lange hin und konnten erst unter Erzbischof Bardo abgeschlossen werden. In Gegenwart Kaiser Konrads. II. und seines Sohnes und Nachfolgers Heinrich III. wurde der Dom 1036 geweiht.

      Willigis initiierte in Mainz noch eine weitere Großbaustelle, den Neubau des Stiftes St. Stephan hoch über der Stadt. Wie der Dom besaß auch die Stephanskirche einen Ost- und einen Westchor. Das Stift war Ausgangspunkt für die Organisation der Pfarreien in Mainz und darüber hinaus. Willigis wurde dort nach seinem Tod bestattet.

      Seit der Zeit des Erzbischofs Willigis hat der Dom immer wieder Zerstörungen, Wiederherstellungen und Neugestaltungen erfahren, ohne dass Standort und Grundrissdisposition des ersten Dombaus grundlegend verändert wurden. Der Dom ist bis heute Grabstätte der Mainzer Erzbischöfe bzw. Bischöfe, deren eindrucksvolle Grabdenkmäler seit dem 13. Jh. hier erhalten sind.

       www.bistummainz.de

      Literatur

      Basilika Nova Moguntina – 1000 Jahre Willigis-Dom St. Martin in Mainz, Aufsatzband, Mainz 2010.

      Dethard von Winterfeld, Zur Baugeschichte des Mainzer Domes, in: Der verschwundene Dom (Katalog), Mainz 2011, S. 44ff.

      Denn jene frommen Kaiser schienen es sich zum löblichen Vorsatz gemacht zu haben, … dieses damals fast herabgekommene Speyer auf ihre Kosten zu verjüngen und ihrem Gedächtnisse zu weihen …

      Bis heute dominiert der romanische Kaiserdom in Speyer das Bild der Stadt durch seine Größe und Gestalt. Er ist einbezogen in das Stadtgefüge. Alle wichtigen Straßen der alten Stadt führen auf den Dom zu, vor allem die heutige Maximilianstraße, die direkt auf den Westbau des Domes ausgerichtet ist.

      Das Erbe der Ottonen, deren Machtzentrum in Sachsen lag, traten mit Konrad II. die Salier an, die ihre Besitzungen im Worms- und im Speyergau hatten. Nach seiner Wahl in Kamba, einem untergegangenen Ort gegenüber von Oppenheim, wurde Konrad II. 1024 im Mainzer Dom durch Erzbischof Aribo zum König gekrönt. Die Grablege seiner Vorfahren war der Dom zu Worms, doch wollte Konrad II. mit dem Aufstieg seines Geschlechtes auch deutliche Zeichen setzen. Die Planung für einen neuen Dom in Speyer begann. Der Sage nach soll er am selben Tag die Grundsteine für Kloster Limburg an der Haardt anstelle einer salischen Burg und für den Dom in Speyer gelegt haben. Auch aus familiären Gründen wandte er sich von Worms ab (s. Worms, Dom S. 38) und Speyer zu, was dieser kleinen, bis zu diesem Zeitpunkt unbedeutenden Bischofsstadt einen bemerkenswerten Aufschwung bescherte, weit über die Zeit der Salier hinaus.

      In einem ersten Bauabschnitt wurde eine dreischiffige Basilika mit mächtigem Westbau, Kuppel und zwei Türmen sowie einem östlichen Querhaus, großem Chor, Vierungskuppel und ebenfalls zwei flankierenden Türmen konzipiert. Das Mittelschiff sollte flach gedeckt werden. Doch bereits 1039 starb Konrad II. Der Bau war bis dahin noch nicht über die Fundamente hinaus gekommen. Trotzdem

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