Termonia. Renate Doms

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Termonia - Renate Doms

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Cathy sich gewaschen und angezogen hatte, fand sie sich in der Küche ein. Ihre Großmutter schüttete gerade heiße Milch in einen Becher und stellte ihn zu dem Topf Honig auf dem Tisch. »Bei aller Magie um diesen Spiegel, Cathy, vergiss nicht, dass du deine Mutter und Onkel Milo heute noch holen musst«, erinnerte Perl ihre Enkelin und schob ihr die Brötchen hinüber.

      Cathy gab einen Löffel Honig in die Milch und begann zu rühren. »Keine Sorge, das vergess ich nicht, Großmutter.«

      »Cathy, willst du dir das mit der Schule nicht doch noch einmal überlegen? Nicht, dass wir dich nicht sehr gern hier haben, aber ich habe doch Bedenken, ob das alles so richtig ist, was wir hier tun.« Nachdenklich füllte Perl einen weiteren Becher mit Milch und setzte sich an den Tisch.

      »Keine Chance, du kannst aufhören, Großmutter. Ich geh nicht zurück. Ich werde Youla suchen und ich werde sie aufspüren. Sobald Hesekiel eine Möglichkeit gefunden hat, wie Mom und Onkel Milo ohne das Amulett zwischen Watford und Termonia hin und her reisen können, mache ich mich mit Finn und Annabelle auf den Weg.« Cathy war entschlossen und Perl wusste, dass daran nicht zu rütteln war.

      »Aber wo wollt ihr eure Suche beginnen?«

      »Zunächst werden wir uns nach einem weiteren Portal umsehen. Das am Brunnen ist ja leider nur im Winter zu sehen. Aber es gibt sicher noch andere. Wir müssen nur die Augen offen halten.« Voller Zuversicht schaute Cathy ihre Großmutter an. »Ich finde diese Hexe und bringe sie zur Strecke. Und wenn es das Letzte ist, was ich tun muss. Sie wird nicht ungestraft davonkommen, nicht solange ich das verhindern kann.« Cathy stopfte sich den letzten Bissen ihres Brötchens in den Mund und stand auf. Sie ging zu ihrer Großmutter hinüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange.

      »Danke, du bist die Beste. Ich hab dich lieb. Muss jetzt los, Finn und Annabelle warten. Bis später.« Sie schlüpfte in ihre Jacke und die Schuhe, nahm den Bogen und die Pfeile und trat vor die Tür. Ein frischer Wind blies ihr um die Nase.

      Cathy sog die Frische des Morgens in sich hinein. Es roch nach Frühling und sie liebte diesen Duft. Die ersten Frühlingsboten steckten ihre farbenfrohen Köpfe bereits aus der Erde und ein paar Vögel zwitscherten munter durcheinander. Cathy blickte zufrieden nach oben. Am Himmel über dem Berg zeichnete sich die Morgenröte ab.

      »Hallo Frau Sonne, na, schälst du dich auch langsam aus deinem Bett?«, begrüßte Cathy den Tag, schloss ihre Jacke und überlegte kurz, ob sie den Weg zu Annabelles und Finns Haus zu Fuß oder durch die Luft beschreiten sollte. Sie entschied sich zu laufen. Obwohl sie das Fliegen in letzter Zeit für sich entdeckt hatte, ging sie auch gern zu Fuß. Sie liebte dieses Land und es fühlte sich an, als sei sie nie irgendwo anders gewesen. Cathy konnte sich nicht mehr recht vorstellen, wie es vorher gewesen war, als sie nichts von der Existenz Termonias ahnte. Sie spürte, dass dieser Ort ihr zu Hause war und dass es vorherbestimmt war, dass sie hier lebte. Als sie bei ihren Freunden ankam, begann Cathys Herz ein bisschen schneller zu pochen. Sie blickte in den liebevoll angelegten Garten. Annabelle hatte sich große Mühe gegeben, den Garten so schön wie möglich zu gestalten, und Cathy fand, das war ihr gelungen. Man konnte an der Farbenpracht der Blütenspitzen, die sich bereits über der Erde zeigten, erahnen, wie sich in wenigen Wochen ein Meer bunter Blüten rechts und links des Weges entfalten wird. Hyazinthen, Tulpen, Krokusse, Narzissen und viele andere Blumen, solche die Cathy völlig unbekannt, aber nicht minder schön waren, warteten hier vor dem Haus auf weitere wärmende Sonnenstrahlen, dazu der helle Anstrich am Haus, den Finn angebracht hatte. Cathy gefiel die wundervoll frische, junge und sehr gepflegte Oase. Viel Arbeit hatten die drei in den letzten Wochen in das Haus gesteckt, und es hat sich gelohnt. Cathy verbrachte fast jede freie Minute bei Annabelle und Finn, denn das Haus war in einem bedauernswerten Zustand gewesen, als die drei aus Itros zurückkamen. Das Geschwisterpaar Quinx hatte vorher jahrelang im Tempel gelebt und Barkasan und Youla gedient. Nach der Befreiung Termonias und der Zerstörung des Tempels kehrte die beiden in ihr Elternhaus zurück. Cathys Großeltern hatten über die Jahre zwar versucht, das Haus vor dem gänzlichen Zerfall zu bewahren, aber ein unbewohntes Haus verlor im Laufe der Zeit seinen Glanz, ganz gleich, ob man kleinere Reparaturen durchführte oder nicht. Doch nun sah das Haus wieder belebt und frisch aus und Cathy war sehr stolz, dass sie dazu beigetragen hatte. Sie mochte Annabelle unheimlich gern und ihren Bruder erst recht. Noch immer hatte sie das Gefühl, dass Heerscharen von Ameisen in ihrem Bauch zu tanzen begannen, wenn sie Finn Quinx näher kam.

      Annabelles Bruder hatte ihr gehörig den Kopf verdreht und Cathy war verliebt bis über beide Ohren. Diese Verliebtheit machte es ihr jedoch schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Noch hatte sie ihre neu erworbenen Fähigkeiten nicht jederzeit voll und ganz im Griff und Finns Anwesenheit während ihrer Übungsstunden lenkte sie immer wieder aufs Neue ab. Annabelle rollte dann stets genervt mit den Augen und scheuchte ihren Bruder fort, damit sie mit Cathy in Ruhe trainieren konnte.

      Noch einmal atmete Cathy tief ein, um sich ein bisschen zu beruhigen, dann klopfte sie an die Tür.

      »He, du bist ja überpünktlich«, wurde sie von Annabelle begrüßt. »Komm rein! Mein Bruder liegt noch immer in den Federn. Er hat gestern bis in die tiefe Nacht in dem Buch gelesen, dass du ihm geschenkt hast. Eigentlich tut er kaum noch was anderes, wenn du nicht hier bist.«

      Cathy lächelte zufrieden. Als sie das letzte Mal in Watford gewesen war, um noch ein paar Sachen zu holen, hatte sie beschlossen, einige ihrer Bücher nach Termonia mitzunehmen. Ein paar ihrer Märchen und Fabeln hatte sie Finn gegeben, der sichtlich begeistert über die Drachenbuchreihe war, aber die Geschichte des jungen Zauberers hatte es ihm besonders angetan. Er schaffte es nur mit Mühe, das Buch wegzulegen, doch Annabelle bestand darauf, dass erst die Pflichten erledigt wurden.

      »Hm, wenn ich geahnt hätte, dass er sich die Nächte um die Ohren schlägt, hätte ich ihm wohl besser keine Bücher geben sollen«, sagte Cathy und marschierte geradewegs an Annabelle vorbei die Treppe hoch. »Keine Sorge, ich schmeiß ihn aus dem Bett.«

      »Tu das, ich mach derweil das Frühstück. Hast du Hunger?«, fragte Annabelle ihrer Freundin hinterher.

      »Nein, danke, Hunger hab ich seit Omas leckerem Frühstück nicht mehr. Aber eine Tasse Tee, die trinke ich noch mit.«

      Wenig später stand Cathy mit klopfendem Herzen vor Finns Tür, atmete noch einmal tief durch und trat dann leise ein.

      Die Decke bis an die Nasenspitze gezogen schnarchte Finn vor sich hin. Cathy musste schmunzeln, als sie die knarzenden Töne vernahm, die ihr Freund von sich gab. Das Buch, das er gelesen hatte, lag aufgeschlagen auf dem Boden. Es hatte den Anschein, als war Finn über dem Lesen eingeschlafen und das Buch war heruntergerutscht. Leise ging sie hinüber zum Bett, hob das Buch auf und legte es auf den kleinen Tisch, der neben Finns Schrank stand. Dabei stieß sie gegen den Wasserkrug, der bedrohlich zur Seite kippte. In letzter Sekunde konnte Cathy verhindern, dass er umfiel, jedoch nicht ohne Geräusche zu machen.

      »Annabelle, lass mich schlafen und hör auf, solchen Lärm zu machen«, moserte Finn unter seiner Decke hervor und drehte sich ohne aufzuschauen an die Wand.

      »Ich bin’s. Wach auf du Schlafmütze«, lachte Cathy und zuppelte an der Bettdecke. Dann setzte sie sich auf die Bettkante.

      Verschlafen drehte Finn sich zu ihr um und grinste. »Ach, du bist das. Na dann …«, freute er sich, griff nach ihrer Hand und zog sie zu sich herunter.

      Die Ameisen in Cathys Bauch schienen ein Wettrennen zu veranstalten. Ihr Herz pochte so schnell, dass sie befürchtete, es könnte sich überschlagen. Sie lag neben ihrem Freund und ihre Gedanken rasten wie Kugelblitze durch ihren Kopf.

      Finn hielt sie in seinem Arm und strich ihr zärtlich über den Rücken. »Von dir lass

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