Von Friedland in Ostpreußen an den Jakobsweg. Ingrid Stahn

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Von Friedland in Ostpreußen an den Jakobsweg - Ingrid Stahn

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erst einmal unterzukommen.

      In Berlin lebte noch Verwandtschaft, Tante Pauline und Onkel Hans. Sie hatten keine Kinder und wollten immer eins von Großmutters 12 Kindern. Die jüngste Schwester von Andreas Mutter wurde 1938 Tante Pauline anvertraut. Sie war 14 Jahre und hieß Elisabeth. Sie sollte in Berlin eine bessere Chance für ihre Zukunft erhalten, als in Ostpreußen beim Junker zu dienen. Andreas Mutter sagte immer: Es gab für uns in Ostpreußen nur zwei Möglichkeiten, entweder beim Junker zu dienen oder beim Juden. Großmutter Anna wollte ihrer Jüngsten durch Paulines Entscheidung eine bessere Lebensperspektive einräumen. Hinzu kam, dass ihr jüngstes Kind von außergewöhnlicher Schönheit war und sie schon deshalb viel Aufmerksamkeit und Beachtung erhielt. Als Elisabeth dann in Berlin eintraf, hatte sie sich mit Typhus infiziert und war bereits daran erkrankt. Sie hatte im Zug von Königsberg nach Berlin aus dem Wasserhahn der Zugtoilette Wasser getrunken. Zehn Tage später musste Großmutter Anna im gleichen Zug nach Berlin fahren, zum Begräbnis ihres Kindes. Elisabeth war an ihrer schweren Erkrankung gestorben.

      Tante Pauline trug Pelze, Schmuck und eine lange Zigarettenspitze im Mund, Onkel Hans trug immer dunkle Jacken und spielte wunderschön Klavier. Die beiden blieben nach dem tragischen Tod Ihrer Nichte Elisabeth weiterhin kinderlos.

      Andrea mit Mutter und Bruder durften eine Nacht dort bleiben, aber für länger wollten sie die Verwandtschaft aus dem Osten nicht beherbergen. Sie sagten, dass sie nichts zu Essen hätten, außerdem stünde der Kampf um Berlin bevor, so dass alle lieber aus Berlin abreisen sollten. Die Mutter bemühte sich um einen Weitertransport aus Berlin.

      Als sie sich zwei Tage später von Onkel und Tante verabschieden wollten, war die Wohnung versiegelt. Sie hatten sich das Leben genommen. Tante Pauline und Onkel Hans wollten das Kriegsende mit seinen Auswirkungen auf die Bevölkerung nicht erleben.

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