Hängematten-Lektüre. Gerhild Decker
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„Geduld“ – Zauberwort – ich kann es ehrlich gesagt nicht mehr hören, übte mich dennoch brav darin. Da unweigerlich „Ruhe“ dazugehört, bringt es aber durchaus nicht nur Vorteile. So blieb manches gewohnte Fitnesstraining auf der Strecke.
Als ich wieder einmal zaghaft mit dem Walken beginnen wollte, bekam ich gleich die Quittung. Mein rechtes Knie schwoll danach so stark an, dass es punktiert werden musste. Dann folgten 15 Akupunkturbehandlungen und immer wieder hörte ich mein „Zauberwort“!
Als es mir gerade etwas besser ging, erwischte mich ein grippaler Infekt.
Triefende Nase, Luftnot, dick angeschwollene Augenlider, Kopf wie ein „Bahnhof“. Frösteln…. Ja, in diesem Zustand kam dann der irrwitzige Sehnsuchtsgedanke nach einem befreienden Erkältungsbad und damit wurde von mir der „Badewannentango“ kreiert.
Nach exakt eingehaltener 20 Minuten Badedauer, untermalt von schöner Entspannungsmusik aus dem Radio, wollte ich meinem Wohlfühlbad entsteigen.
Sie ahnen was folgt?
Etliche Stemmversuche, die Wanne zu verlassen, scheiterten kläglich. Ich rutsche und wand mich im eukalyptusgeschwängerten Badewasser, das offensichtlich nur aus ätherischen Ölen bestand. Schließlich zog ich den Badewannenstöpsel und hoffte, mich nach Ablauf des Wassers, ganz sicher aus der misslichen Lage befreien zu können. Es blieb beim Wunschgedanken und weiterhin glitschig.
Einziger Trost bei meinen kläglichen Rutschversuchen blieb das Radio, aus dem gerade leidenschaftliche Tangoklänge zu hören waren und mich sicherlich verwöhnen und nicht etwa „verhöhnen“ sollten. Mir jedenfalls wurde dabei nicht warm, nein, ich begann zu frieren! Stufe „Wut“ war erreicht und diese wiederum ließ schließlich den Hilferuf an meinen Mann zu und mich beschämt über meinen Schatten springen.
Sein zunächst noch etwas „schadenfrohes“ Grinsen verwandelte sich doch bald in Sorge, da auch er mit seinen nur einseitig möglichen „Hebeversuchen“ scheiterte.
Irgendwie gelang es mir dann zumindest in die „Hockstellung“ zu kommen und gestärkt von der sich immer mehr steigernden Wut (ob meiner Dummheit), erreichte ich schließlich, begleitet von einem kniebedingten Schmerzschrei, den Zweifüßerstand!
Was ich daraus gelernt habe und weitergeben möchte, sind zwei Dinge:
Erstens, mein Rat an Sie: „Glauben Sie nicht daran, dass Sie genauso schmerzfrei einer Badewanne entsteigen können, wie Sie in diese eingestiegen sind!“
Mein zweiter Wunsch richtet sich an die Betreiber der Herstellung von Badzusätzen: „Bitte nehmen Sie künftig den gängigen Hinweis „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bitte Ihren Arzt oder Apotheker“ (oder Gerhild Decker) in ihren Beipackzettel auf!“
Duett
Im Einklang, voller Harmonie
Vertrauen und Geborgenheit
Fühlt man viel mehr als Sympathie
Im Strudel uns’rer lauten Zeit.
Caféhaus-Momente
Oh weh, ist die Nacht etwa schon wieder vorüber?
Mein Wecker – ein dröhnender und zischender Kaffeeautomat – bestätigt es mir.
Gleichzeitig nehme ich den ersten Kaffeeduft wahr. Für mich sind das die täglichen Rituale und Zeichen, mit denen mein Arbeitstag beginnt.
Die Inhaberin des Cafés ist stets das erste menschliche Wesen, das ich zu Gesicht bekomme.
Sie heißt Marion, ist eine recht Nette und hat immer gute Laune. Ab und zu streichelt sie mich sogar, meistens dann, wenn sie auf mir einen Krümel entdeckt.
Brrrh, heute Morgen ist es irgendwie besonders ungemütlich. Draußen scheint es kalt zu sein, ich fröstele. Doch ich kann nicht klagen, mein Stammplatz direkt am Fenster ist soweit o.k. Hier sehe ich auch etwas von der übrigen Welt. Manche meiner Kollegen sind da viel schlechter dran. Sie müssen mit spärlich beleuchteten Ecken vorlieb nehmen. Besonders bedauere ich einen Mitstreiter, dem stets der Garderobenständer im Nacken sitzt. Die dort aufgehängten Mäntel und Jacken müffeln mitunter stark. Da trifft dann schon mal Knoblauchgeruch auf Frittenfett und vermischt sich mit schwerem, süßem Parfumduft aus einer Damenjacke. Außerdem wird er oft genug von Gästen angerempelt, die es eilig haben auf dem Weg zur Toilette, deren Türen ebenfalls in seinem direkten Umfeld sind. Er hat den schlechtesten Arbeitsplatz von uns allen.
Besuch bekommt er so gut wie nie. Allenfalls, wenn alle Tische im Café besetzt sind, wird ihm als Notstopfen die Ehre eines Gastes zuteil.
Oh, die Eingangstüre öffnet sich! Ein älterer Herr tritt ein, schaut sich suchend um und wählt mich zum Objekt seines Begehrens aus. Mit einem Seufzer lässt er sich nieder.
Marion kommt an den Tisch, fragt nach seinen Wünschen. Mein Besetzer erzählt, dass er noch nüchtern sei, gerade vom „Vampir“ – dem Arzt gegenüber – käme und sich nun auf ein Frühstück freue. Diabetes habe er, müsse häufig zur Blutkontrolle ... Ähnliche Geschichten habe ich schon oft gehört. Meistens beginnt mit diesen auch mein Arbeitstag. Der heutige Gast ist Gott sei Dank eher ein Leichtgewicht, da piekst es nicht so, wenn sich die Brötchenkrümel auf mir breit machen. Am frühen Morgen bin ich da besonders empfindlich.
Der mir sympathische Vampirgeschädigte hat sein Frühstück ziemlich hastig eingenommen und verlässt mich wieder. Schade, gerne hätte ich ihm länger Asyl gewährt.
Nach und nach füllt sich das Café. Das Stimmengewirr nimmt zu. Viele Angestellte aus den umliegenden Bürogebäuden nehmen hier ihr Mittagessen ein und die Luft wird zunehmend stickiger. Heute ist wieder „Kasseler mit Grünkohl-Tag“, da ist es immer besonders schlimm. Dieser gewöhnungsbedürftige Geruch setzt sich stets hartnäckig in meiner Kleidung fest!
Außerdem brennt mir jetzt zusätzlich die Sonne kräftig auf den Rücken – kein schöner Tag!
Solch ein Fensterplatz hat also doch Schattenseiten!
Am Nachmittag lässt sich ein munteres Damenkränzchen an meinem Tisch nieder.
Die – Verzeihung – stärkste Dickmamsell wählte ausgerechnet mich zur lastentauglichen Sitzgelegenheit aus. Ich fürchte, das wird eine langwierige Geschichte, denn es mangelt den vier Damen nicht an Gesprächsstoff. Nicht alles ist dabei wirklich ladylike und am schlimmsten sind ihre schrillen Stimmen, die nur von Lachanfällen bis zur einsetzenden Luftnot unterbrochen werden. Die Beschallung ist fast unerträglich! Nein, das ist heute nicht mein Tag!
Nach zwei Stunden kann meine Dickmamsell offensichtlich nicht mehr richtig sitzen. Ständig rutscht sie hin und her. Meine Beine werden langsam zittrig. Auch habe ich berechtigte