Auf allen Pfaden Neuland. Thorvald Svensson

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Auf allen Pfaden Neuland - Thorvald Svensson

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erreichbaren Regionen zuwenden.

      Jenseits von Oberwiesenthal verläuft der Kamm des Erzgebirges weiter in Richtung Osten. Kurz nach Gründung des Deutschen Kaiserreiches wurde hier Silber gefunden, davon profitierten die sächsischen Kurfürsten, die sich zunächst Meißen und später Dresden als ihre Residenzstädte prachtvoll ausbauen konnten. Das bekannteste Zeugnis davon ist der Dresdner Zwinger, im Barockstil errichtet und mit einigen bedeutsamen Museen (Mathematisch-Physikalischer Salon, Galerie Alte Meister) ausgestattet. Im Spätmittelalter jedoch versiegte der Silberschatz, verglichen damit gelangten andere Metalle nie wieder zu größerer Bedeutung. Viele ehemalige Bergleute wandten sich nun anderen Beschäftigungen zu und fanden im zahlreich vorhandenen Holz der Wälder ihre Bestimmung. Sie begannen zu schnitzen, zunächst Figuren aus der Bergbautradition, später weihnachtliche und christliche Figuren und Schwibbögen. Hierbei hat Seiffen einige Berühmtheit erlangt. Die Frauen wandten sich dem Klöppeln zu und stellten wertvolle Textilien her. Die Besonderheit in der Textil- und Holzhandwerkskunst ist, dass der Mund frei ist, was bedeutet, dass man bei der gemeinsamen Tätigkeit beginnt, zu dichten und zu singen. Da die ehemaligen Bergleute aus allen Gebieten des Deutschen Reiches stammten, hat sich ein ganz eigenwilliger Dialekt entwickelt.

       »De Schwammebrie stätt uffn Uofn un dampft,

       dor Schwiechersohn sein Dellor nei mampft,

       Drin is so schie un gemiedlich

       un draußn falln Flucken, ganz friedlich.

       Dor Erwin hackt Hulz un feifft e Liedchn,

       seine Kinnor im Schnee lachn un quietschn.

       Dor Raach steicht aus dor Essn

       un iech hätt fast de Feierdoch vorgessn.....«

      Wenn auch jetzt die Handarbeit nicht mehr in jedem Haushalt durchgeführt wird, Zusammenkünfte gibt es noch heute und heißen Hutzenohmd, man spricht, musiziert, trinkt und isst miteinander. Viele Männer tragen auch heute noch gern die Uniform der Bergleute und in vielen Städten des Erzgebirges hält man einmal im Jahr, zumeist in der Vorweihnachtszeit, Bergparaden ab, unter den festlich gekleideten Bergleuten gibt es dann Spielmannszüge. Passend zu den Holzfiguren, oftmals Raachermannln, werden hier die passenden Räucherkerzen hergestellt. Somit riecht es auf den Weihnachtsmärkten nicht nur nach Glühwein, sondern nach Weihrauch mit allen nur denkbaren Nuancen. Auch im Erzgebirge sind die Wege gut ausgebaut und markiert, man findet die überregionalen Wege aus dem Vogtland wieder (Andreaskreuz, roter und blauer Strich auf weißem Grund). Den Waldbestand haben zunächst die Rauchgase zu Schaffen gemacht, in neuerer Zeit aber auch Orkane, wie Kyrill 2007 oder Schädlinge (Borkenkäfer und Fichtenblattwespe). In der Forsthochschule Tharandt experimentiert man mit Bäumen, die den Herausforderungen der Neuzeit standhalten, vor Allem möchte man von den Monokulturen wegkommen. Bisher waren die Schäden immer verheerend, weil die Bäume ein Alter aufwiesen. Auch lässt man zunehmend Holz im Wald liegen und fördert das Wachstum des Unterholzes. Wald ist nicht mehr allein Wirtschaftsstandort, sondern auch Forschungsfeld und Erholungsgut. Es kommt durchaus vor, dass man hier Forstfachleute aus Kanada, den USA oder Brasilien antrifft, die ihre Erfahrungen vermitteln, aber auch von deutschen Methoden lernen, ist doch Wald ein internationaler Klimaschutzfaktor.

      Wer sich für Wintersport interessiert, die meisten Wege, besonders in den Kammlagen des Erzgebirges, eignen sich für Skilanglauf und sind schneesicher. In Oberwiesenthal befindet sich eine Skisprungschanze und in Altenberg/Osterzgebirge eine Bob- und Rodelbahn, wo der deutsche Wintersport-Kader ausgebildet wird. Auch entlang der grünen Grenze kann man perfekt Ski laufen, z. B. lassen sich Fichtelberg und Klinovec/Keilberg perfekt mit einer Tour verbinden, Gaststätten auf beiden Seiten der Grenze laden zum Verweilen ein. Auch der ehemalige Skispringer Jens Weißflog besitzt in Oberwiesenthal ein Hotel. Die Küche der Region wird geprägt von typischen Spezialitäten, z. B. Buttermilchgetzen, ein aus rohem Kartoffelteig gebackenen Fladen oder den böhmischen Knödeln jenseits der Grenze.

      Des Weiteren haben Hobby-Archäologen hier ein reiches Betätigungsfeld, im Erzgebirge wird intensiv nach dem Bernsteinzimmer gesucht. Einst verschenkte das Preussische Königshaus das Zimmer an den russischen Zaren, doch die Nazis raubten im 2. Weltkrieg dieses Kulturgut, seither ist es verschollen. Eine Schatzsuche anderer Art ist die Goldwäsche, die an einigen Bächen wieder betrieben wird. Industriell gefördert wird ein neuer Rohstoffboom, hier gibt es die seltenen Erden, die für die Handy- und Computerherstellung benötigt werden. Oftmals werden dabei alte Uranschächte genutzt, eine Hinterlassenschaft der sowjetischen Besatzungszeit, Uran war ein wichtiger Rohstoff für Atomwaffen und Kernkraftwerke.

      Östlich geht das Erzgebirge in die Sächsische Schweiz über, eine Sandsteinformation mit Gipfeln von bis zu 500 Meter Höhe. Einst Grund eines seichten Meeres, wurde durch Kräfte aus dem Erdinneren die Region gehoben und die Witterung nagte an den weichen Felsmaterial, die Elbe tat ein Übriges und schnitt ein Tal in dieses Gebirge, geblieben ist ein reizvoller Naturpark mit einzelnen, leicht erreichbaren Gipfeln, für Wanderer mit Leitern und Treppen versehen, für Bergsteiger mit bereits eingeschlagenen Eisen für die Karabinerhaken und Seile. Bekannteste touristische Ziele sind die Bastei, die Schrammsteine und die Felsenbühne Rathen, wo viele bekannte Theaterstücke aufgeführt werden. Dampfer der Weißen Flotte stellen die Verbindung zur oben beschriebenen Elbmetropole Dresden her und fahren bis ins böhmische Decin, auch hier flankiert von Sandsteinformationen. Bekannteste Ausflugsziele hier sind das Prebischtor, die Wilde und die Edmundsklamm, letztere sind mit Kahn befahrbar. Auf der Elbe flussabwärts liegt das Schloss Pillnitz, berühmt für die Kamelie und jenseits von Dresden die Stadt Meißen mit seinem Weinanbaugebiet. Wer nicht unbedingt die Dampfer nutzen möchte, Radwege folgen der Elbe bis Hamburg, viele Städte am Flusslauf laden zur Besichtigung ein, man sollte jedoch viel Zeit mitbringen, denn die Elbe ist lang.

      Die nördlichste größere Erhebung ist der Harz, vor 1989 durch die innerdeutsche Grenze in zwei Hälften gespalten, der Brocken, die höchste Erhebung, war militärisches Sperrgebiet. 1981 machten wir Urlaub im Ort Breitenstein in der Nähe von Stolberg/Harz. Schöne, breite Wege durchziehen das Gebiet, die mit Dampf betriebenen Züge der Harzquerbahn fahren ab Wernigerode in Richtung Norden und seit der Wende befährt von Schierke auch wieder eine Bahn auf den Brocken. Bekannt ist die Region für den Kyffhäuser, einer Legende nach soll Friedrich Barbarossa hier begraben sein und wiederkehren, um Deutschland zu neuem Ruhm führen, daher bekam er in wilhelminischer Zeit ein Denkmal. Weitere Zeugnisse des Mittelalters sind die Burgruine Regenstein, die Burg Stolberg und das Rathaus in Wernigerode, wo viele Paare in historischer Kulisse sich das Ja-Wort geben. Wenn man die nun unsichtbare Grenze überwindet, gelangt man in das reizvolle Städtchen Braunlage, hier dominieren Fachwerkhäuser.

      Aber auch die alte Kaiserstadt Goslar ist eine Reise wert. Zu Halloween und in den letzten Apriltagen sollte man die Stadt Thale aufsuchen, denn hier hat der Hexentanzplatz Berühmtheit erlangt. Außerdem soll einst ein Prinz mit seinem Pferd seinen Häschern entflohen sein, Zeugnis dieses Geschehens ist die Rosstrappe an einem Felsen hoch über der Bode. Etwas südlicher gelegen, befindet sich die Weltkulturerbe-Stadt Quedlinburg, die in den letzten Jahren aufwändig restauriert wurde.

      Zoologische Gärten und Tierparks gibt es in vielen Städten, der Zoo, der die bedeutsamste Entwicklung in meiner Region genommen hat, ist der Zoo Leipzig. Schon als kleinstes Kind durchstreifte ich ihn mit meinen kurzen Beinen, viele Tiere bewohnten damals noch viel zu kleine Käfige, nunmehr gibt es weitläufige Anlagen, wie das Gondwana-Land und das Elefanten-Areal Ganeshda Mandhi. Nachteil heute ist, dass es durchaus passieren kann, dass man gewünschte Tiere nicht sieht, z.B. weil sie sich zum Mittagsschlaf zurückgezogen haben, nicht so die Erdmännchen, die immer auf Wachposten sind, so mein Erdmännchen im ersten Sonnenschein:

       Die Kalahari ist kalt, der Tag ist schon alt,

      

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