Lombok. Matthias Falke

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Lombok - Matthias Falke

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kannst du dir aus dem Kopf schlagen«, grinste sie. »Solange ich das Gefühl habe, dass die ganze Mannschaft uns dabei zuhört, brauchst du nicht einmal in diese Richtung zu denken.«

      »Schade.« Er streckte die Hand aus, spielte ein wenig mit ihrem schwarzen Haar und zog sich dann wieder zurück.

      Die Müdigkeit machte ihre Glieder und ihre Gedanken schwer. Sie saßen nebeneinander im rustikalen Cockpit des Stallion und sahen in die unregelmäßig gestaltete Ebene hinaus. Die Sanddünen schienen zu wandern, die Verwehungen plusterten sich auf. Aber das war nur ein Nebeneffekt der Ereignislosigkeit. Ihre Gehirne wollten unbedingt, dass sich auf den weiten ockerfarbenen Flächen etwas abspielte, und da sich dort nichts tat, brachten sie es selbst hervor. Die Landschaft selbst war so regungslos wie ein Laken über einem Paar, das sich dem petit mort hingab.

      Allmählich entwickelte sich so etwas wie eine Abendstimmung. Die Farben wurden intensiver, die Schatten trügerischer. Das sandige Einheitsgelb der Weiten differenzierte sich zu einem Katalog reicher Nuancen aus, die das ganze Spektrum von Beige über Zinnober, Orange, Rot und Amethyst abschritten. Die Senken schimmerten purpurn und sogar blau. Die grünen Stalagtiten, die eigentlich uralte Lavagänge waren, schienen zu glitzern und zu strahlen. Funken brachen aus ihren Spitzen, als seien sie lichtgefüllte Geysire.

      Der Wind, der an ihrem Fahrzeug gerüttelt und es mit Sand beworfen hatte, schlief ein, als sich eine große Schwere über alles schob. Das Farbenspiel erlosch wie ausgeknipst. Die monumentale Einöde von Tawri wurde stumpf und tot.

      Dann begriffen sie. Der Mond war endgültig in den Schatten seines Gasriesen hineingewandert. Es war nicht Nacht, sondern Sonnenfinsternis, was sie erlebten.

      »Wow«, sagte Ladana. »Das war jetzt aber mal spektakulär.«

      Norton nickte versonnen vor sich hin. »Dafür lohnt es sich, hierher zu kommen.«

      Sie sahen zu, wie die Dunkelheit sich weiter eindickte. Allerdings flutete genügend Restlicht durch die Atmosphäre Gesa Zochs zu ihnen, gebrochen, gestaucht, mit Buntheit aufgeladen wie ein elektrischer Stab, so dass die Finsternis nicht vollkommen wurde. In der Ferne sahen sie sogar das eine oder andere Signallicht eines Nachbarteams aufleuchten. Und als sie den Kopf wanden, erkannten sie den mächtigen Strahler, der die Position der INSTRUCTOR markierte. Eine Lanze aus blauen Licht, die sich von unten in den verwundbaren Wolkenhimmel bohrte.

      Ladana hatte seinem letzten Satz nachgelauscht, als sei ein Geheimnis darin verborgen.

      »Warum bist du eigentlich hier«, fragte sie jetzt. »Du gehörst doch gar nicht zu der Einheit, die für diese Mission federführend ist.«

      Das war richtig. Er gehörte einem höheren Jahrgang an und war älter als die meisten Rekruten dieses Einsatzes.

      »Ich habe mich freiwillig gemeldet«, sagte er.

      »Was?« Sie starrte ihn entgeistert an. »Du bist verrückt. Und warum?«

      Er hielt ihrem Blick stand, antwortete aber nicht.

      »Nur, um mit Rogers um die Galaxis ziehen zu können?«, riet sie.

      Norton hob die Schultern. »Rogers sehe ich in Pensacola jeden Tag, wenn er nicht gerade auf Exkursion ist.«

      Sie nickte. Dass Frank einem gewissen Sonderstatus bei dem General genoss, war ein offenes Geheimnis auf der Akademie. Es trug nicht wenig zu dem geheimnisvollen Nimbus bei, der ihn umwehte. Und den er selbstverliebt auskostete, wie sie sich jetzt sagte. Norton war Rogers’ Lieblingsschüler. Man hörte es am Ton, wenn er mit ihm sprach, und man sah es in den funkelnden kleinen Augen des Texaners.

      »Was war es dann?«, fragte sie.

      »Ich habe mich gelangweilt.«

      »Du spinnst!« Sie lachte ungläubig.

      »Komm«, rief er gutgelaunt. »Die Akademie ist ganz schön öde. Rogers’ Vorlesungen sind das Einzige, was interessant ist. Der ganze Rest, die Übungen, die Seminare ...« Er gähnte übertrieben.

      »Du meldest dich freiwillig auf einen Trip wie diesen, den du vermutlich nicht mal als Pflichtleistung anrechnen kannst?«

      Sie überlegte immer noch, ob er wirklich so – abgebrüht war oder ob er sie zum Besten hielt.

      »Ich würde als Attaché nach Sina City gehen, wenn es sein müsste«, erklärte er. »Nur weg aus diesem öden Kaff von Pensacola. Dort ist nichts!«

      »Du bist verrückt.« Sie kicherte. »In Pensacola sind – alle! Hunderte junger Kadettinnen!«

      »Du zum Beispiel bist jetzt hier.«

      »Lass das.« Sie schnitt ihn mit einer energischen Geste ab.

      »Was das Anrechnen angeht«, fuhr er unbeeindruckt fort. »Das kann ich sicher nicht, außer Rogers dreht irgendwas in der Verwaltung für mich.«

      »Du hast ein Stein im Brett bei ihm, was?«

      »Er mag mich.«

      Auch dieses Grinsen kam einen Tick zu selbstgewiss daher. Ladana seufzte. »Lass uns morgen weiterreden.«

      »Wie du meinst. Wer übernimmt die erste Wache?«

      Er weidete sich an ihrem erschrockenen Gesichtsausdruck. Die Müdigkeit hatte schon tiefe Riefen in ihr hübsches Gesicht geschnitten. Die Vorstellung, sich noch die halbe Nacht um die Ohren schlagen zu müssen, versetzte sie sichtlich in Panik. Aber da kam schon die Durchsage der Zentrale.

      »Die Wache übernimmt der Große Bruder.«

      »Gott sei dank«, stöhnte Ladana.

      »War interessant, eurer Unterhaltung beizuwohnen«, sagte der diensthabende Offizier auf der INSTRUCTOR noch.

      »Ach, fick dich!« Sie fuhr ihren Sitz zurück, so dass er eine schmale Liege bildete, und drehte sich auf die Seite.

      »Das will ich jetzt nicht gehört haben«, kam es aus den Lautsprechern. »Trotzdem eine gute Nacht, Team 12.«

      In den nächsten Tagen arbeiteten sie sich langsam weiter vor. Sie waren das letzte von zwölf mobilen Teams und folgten einem annähernd geraden Vektor nach Süden. Team 1 bewegte sich nach Südwesten, die anderen strahlenförmig dazwischen, so dass ihre Gruppe einen allmählich länger und breiter werdenden Fächer aufspannte. Im Angelpunkt saß die INSTRUCTOR. Sie kartierten das Gebiet optisch, geodätisch, mineralogisch und über seismische Sprengungen auch tiefengeologisch. Daneben nahmen sie Gesteinsproben, analysierten die Atmosphäre, vor allem im näheren Umkreis der Fumarolen, und sie stellten über Funk- und Laserverbindungen mit den jeweiligen Nachbarteams auch Werte wie die Staubkonzentration, die elektrische Leitfähigkeit oder das Magnetfeld fest.

      So warfen sie einen Kartenausschnitt von bald einigen hundert Quadratkilometern Fläche auf die sandige und vulkanische Kruste des Mondes Tawri. Gebirgszüge und trügerische Staubebenen verhinderten immer wieder, dass sie die Richtung akkurat einhielten. Andererseits ermöglichten es diese Abweichungen auch, dass die Teams einander auf Sichtweite nahe kamen. So experimentierten Norton und Ladana einen Vormittag lang mit dem von Kurtz geführten Team 11, indem sie einander Codes über optische und suboptische Laser zumorsten.

      Sie setzten Drohnen

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