Adolf Hitler mit Hörbuch. Clemens von Lengsfeld

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Adolf Hitler mit Hörbuch - Clemens von Lengsfeld

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kann auch von einer selektiven Wahrnehmung des Knaben sprechen. Er lernte nämlich nur das, was ihn interessierte und was seinen vorgefassten Überzeugungen diente und diese untermauerte. Schon früh offenbarten sich in diesem Lernverhalten und der Art die Welt zu betrachten die starren Züge eines Denkens, das nur in Bezug zum eigenen Ich in Gang gesetzt wurde. So war der Schüler Adolf schon früh anfällig für Klischees und Vorurteile. Er würde später behaupten, dass vor allem der Geschichtsunterricht an der Linzer Realschule sein Weltbild und Denken geprägt habe. Von dem dort unterrichtenden Lehrer, einem Herrn Dr. Leopold Pötsch, würde Hitler später in seinem Opus „Mein Kampf“ ein gefühlvolles Porträt zeichnen. Dessen Methode, den Stoff zu vermitteln, kann man durchaus als modern bezeichnen. Er griff nämlich jeweils ein Tagesproblem auf, um dieses im Licht der Geschichte zu betrachten und auf diese Weise den Einfluss auf die Gegenwart zu veranschaulichen. Der so lobend Dargestellte weigerte sich später allerdings vehement, die Verantwortung für die von seinem Schüler vorgenommenen Übertragungen und Rückschlüsse in ihrer vereinfachenden Art und Weise zu übernehmen. Er hätte es wahrscheinlich als eine mehr als zweifelhafte Ehre angesehen, dass ausgerechnet er mit seiner Unterrichtsmethode dazu beigetragen haben sollte, aus Hitler einen jungen Revolutionär zu formen.

      Vor seinem vierzehnten Geburtstag starb der gefürchtete Vater in seinem 65. Lebensjahr. Zeit, die verhassten Fesseln und die Kontrolle abzustreifen. In seiner Mutter fand er für seine Pläne, Künstler zu werden, zunächst eine Verbündete. Ihre späteren Appelle, doch etwas Vernünftiges zu lernen, verhallten ungehört. Ein weiteres Klassenfoto zeigt ihn vier Jahre später in derselben Pose. Allein der selbstbewusste Blick fehlt nun und ist einem gewissen Missmut und einer misstrauischen Verkniffenheit gewichen. Die Mutter, die ihr Leben lang ihrem Gatten eine beflissene Unterwürfigkeit entgegen gebracht hatte, war gegenüber dem aufsässigen Heranwachsenden, der ähnliche Jähzorns Anfälle wie sein Vater zeigen konnte, machtlos. Seine Leistungen in der Schule waren nach wie vor schlecht, seine Versetzung erneut gefährdet und nur dank einer Nachprüfung schaffte er den Schritt in die höhere Klassenstufe. Doch man legte ihm nahe, für die vierte Klasse die Schule zu wechseln. Hitler musste nun auf die 80 Kilometer entfernte Realschule in Steyr und wurde bei Pflegeeltern untergebracht. Auch hier fiel sein Zeugnis entsprechend mittelmäßig aus: für Mathematik, Französisch und Deutsch hatte er ein „Genügend“ erhalten, in Turnen allerdings ein „Vorzüglich“. Der Mann, der später bekennen sollte, dass es sein Lebenstraum gewesen sei, ein großer Architekt13 zu werden, erhielt in seinem schwächsten Fach, der darstellenden Geometrie, auch nur ein dürftiges „Genügend“. Wieder bekam er die Auflage, eine Nachprüfung abzulegen und bestand schließlich die Abschlussprüfung im September 1905. Doch jetzt auch noch dem Wunsch der Mutter zu entsprechen und auf die weiterführende Oberrealschule zu gehen, war ihm zu viel. Eine Erkrankung, die Hitler später in „Mein Kampf“ als schweres Lungenleiden dramatisieren würde, sollte ihm endlich die Erlösung von der verhassten Schule verschaffen. Der damalige Hausarzt, Dr. Eduard Bloch, stützte indessen Hitlers Legende von einer schweren Erkrankung, die ihn am weiteren Schulbesuch hinderte, nicht. Er vermerkte in seinen Unterlagen lediglich eine Mandelentzündung in Begleitung eines grippalen Infektes. Doch dem Patienten gelang es mit der ihm eigenen schauspielerischen Begabung, die Symptome für seine Umgebung eindrücklich zu übertreiben. Nach seinem Schulabgang führte er das Leben eines Nichtstuers auf Kosten seiner Mutter, die die Familie in Linz, zu der auch seine jüngere Schwester Paula gehörte, mit ihrer Witwenrente finanzierte. Weder Mutter noch Schwester nahmen Anstoß an diesem Faulenzerdasein, im Gegenteil, sie verhätschelten ihn nachgerade und sahen seine Rolle als Hahn im Korb sogar mit einem gewissen Stolz. Hitler nutzte dieses Wohlwollen weidlich aus, kleidete sich wie ein Dandy, ging nie ohne Spazierstock und war häufiger Gast in Kaffeehäusern und im Theater. Auf seine Eitelkeit in Bezug auf seine Kleidung sollte er in späteren Jahren aus Imagegründen übrigens verzichten.

      Kapitel 4

       Bohémien

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      Er verquickte das Leben des Müßiggängers mit dem eines Künstlers, indem er sich der Malerei und der Federzeichnung von architektonischen Entwürfen widmete. Eine davon war ein Zukunftsbild der Stadt Linz mit einem neuen Theater und einer modernen Donaubrücke. Diese ließ er 35 Jahre später tatsächlich dort errichten. Auffallend war zu dieser Zeit schon sein Hang zu Monumentalbauten im Stil vergangener Jahrhunderte.

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      Ein Beispiel für Hitlers Hang zu Monumentalbauten liefert dieses Modell der Reichshauptstadt Berlin von 1938/39 nach Entwürfen von Albert Speer.

      Er hatte zu dieser Zeit wenig Kontakt mit Gleichaltrigen. Eigentlich besaß er nur einen einzigen Freund, den Sohn eines Tapezierers und Polsterers, August „Gustl“ Kubizek. Mit diesem schmiedete er großartige Pläne und lebte in einer Welt, in der Wirklichkeit und Phantasie fließend waren. Er konnte in einer seltenen Gabe seine utopischen Pläne mit einer solchen Genauigkeit und Anschaulichkeit, mit einer solchen Inbrunst und Überzeugungskraft vortragen, wie sie später für die Begeisterung ganzer Volksmassen von Nutzen sein sollte. Aber zunächst einmal hing ihm Gustl Kubizek an den Lippen und hörte den langatmigen Monologen seines Freundes geduldig zu, weil er von kritikloser und ungeteilter Bewunderung durchdrungen war. Die Musik Richard Wagners verband die beiden. Besonders eindringlich schilderte Kubizek in diesem Zusammenhang den Besuch der frühen Wagner-Oper „Rienzi“, die vom Aufstieg und Fall eines römischen Volkstribunen handelt. Hitler, in der ihm typischen Art alles Geschehen auf sich zu beziehen, identifizierte sich natürlich mit der Hauptfigur und zerrte seinen Freund nach der Aufführung wie in Trance auf eine Anhöhe. Dort eröffnete er diesem mit heiserer und aufgeregter Stimme, dass er vom Schicksal dazu ausersehen sei, das „deutsche Reich zu einen und groß zu machen.“14 Erst 33 Jahre später würde er Kubizek gegenüber bekennen: „In jener Stunde begann es.“15

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      9. Parteitag der NSDAP, “Parteitag der Arbeit”, Nürnberg 7. bis 13. September 1937. Appell der Politischen Leiter auf der Zeppelinwiese am 10. September. Blick über die Zeppelinwiese mit dem “Lichtdom” von Albert Speer.

      Die von der NSDAP veranstalteten Nürnberger Reichsparteitage, mediale Riesenspektakel mit ungeheurer Werbewirkung, sollten von da an immer16 mit der Ouvertüre aus „Rienzi“ eröffnet werden. Hitler, der Wagner als „seinen Vorgänger“ bezeichnete, was sicherlich zum Missverstehen des Komponisten und seines umfangreichen Werkes wesentlich beigetragen hat, war davon überzeugt, dass dieser der größte „Prophet“ sei, den das deutsche Volk jemals gehabt habe. Hitler, der in Wagner eine Art Seelenverwandten sah, betrachtete Politik als eine Kunstform. Im Inneren davon überzeugt, ein Künstler zu sein, war Politik für ihn weniger von Inhalten als von der Ästhetik geprägt, mit der diese Inhalte vermittelt wurden. Damit sollte Politik für ihn auch ein Mittel der Selbstinszenierung werden.

      Im Winter 1906/07 erkrankte Klara Hitler schwer und für ihren Sohn brach die schöne geordnete Welt mit ihrer bequemen Lebensweise jäh zusammen. Die Diagnose Brustkrebs machte eine sofortige Operation notwendig. Ein in dieser Zeit riskanter Eingriff. Nach Krankenhausaufenthalt und häuslicher Rekonvaleszenz, während der sie von ihrer Schwester Johanna, der buckligen „Hanni“-Tante, gepflegt wurde, besserte sich ihr Zustand zunächst ein wenig, um sich im Frühjahr wieder drastisch zu verschlechtern. Ihrem Sohn verbarg sie ihren Zustand so gut es ging. Jeden Tag suchte sie der jüdische Hausarzt Dr. Bloch auf, um ihre Wunde zu versorgen. Er war betroffen vom Schmerz ihres Sohnes und beeindruckt von seiner Fürsorge. Er würde 34 Jahre später in seinem US-amerikanischen Exil einem Reporter anvertrauen: „Kein Mensch

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