Dahlen - Kleine Stadt mit Geschichte(n). Hartmut Finger

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Dahlen - Kleine Stadt mit Geschichte(n) - Hartmut Finger

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style="font-size:15px;">      16. Spinnwirtel: Heimatmuseum Dahlen (Foto: Hartmut Finger).

      17. Handspindel: Zeichnung Hartmut Finger.

      18. König Heinrich I.: Aus der anonymen Kaiserchronik für Kaiser Heinrich V., www-kinderzeitmaschine.de

      19. Slawenburg Raddusch: (Foto Hartmut Finger, 2013).

      20. Burgberg Dahlen: (Foto: Hartmut Finger, 2013).

      21. Karte-Luppa: Topographischer Atlas des Königreiches Sachsen 1847, Reproduktion E. Lange.

      DIE GRÜNDUNG UND ENTWICKLUNG ZUR STADT

       Die Ersterwähnung

      Es ist bis heute nicht eindeutig geklärt, seit wann es den Ort Dahlen gibt. Ebenso wenig ist geklärt, wo genau die ersten Zuwanderer dieses Ortes siedelten, der in jener Zeit vermutlich nicht mehr als ein halbes Dutzend Häuser ausmachte. So sind wir hier auf Vermutungen angewiesen. Eher unstrittig ist inzwischen, dass die ersten Einwohner von Dahlen Slawen (Wenden) waren, die sich unter deutscher Herrschaft hier ansiedelten. Nach Meinung einiger Heimatforscher ist der Ursprungsort von Dahlen im Bereich unterhalb der Bornstraße an der Dahle zu suchen. Diese Lokalisierung würde auch der Herkunft des Namens Dahlen entsprechen, wie nachfolgend beschrieben.

      Der meißnische Geschichtsschreiber Petrus Albinus (1543-1598) berichtet im 16. Jahrhundert, dass Dahlen ehemals Dolan (auch Doleyen bzw. Dolene) geheißen habe und von den Sorben gegründet worden sein soll. Dolene soll demnach aus dem sorbischen dol-ani (das heißt: die Talbewohner) entstanden sein. Das Stammwort dol (dolu, dolina) steht hierbei für Tal und findet sich in den Ortsnamen Döhlen, Dölitz oder Dalzig ebenso wieder. In einer Urkunde von Friedrich Barbarossa (1123/1152-1190) aus dem Jahr 1188 wird Dahlen erstmalig schriftlich erwähnt. Darin heißt es: „(…) in territorio marchiae Misenensis apud villam (Dorf) quae Tollanum (Dahlen) vocatur“; ins Deutche übertragen: „(…) in dem Gebiete der Mark Meißen, bei einem Dorfe, das Tollan (= Dahlen) heißt.“

      Was die Herkunft des Namens betrifft, stellt sich allerdings die Frage: Gab es zuerst den Namen des Flüsschens Dahle, nach dem der Ort benannt wurde, oder war der kleine Fluss nach dem Ort benannt worden? Hierzu folgende Betrachtung: Das Gebiet, wo die Dahle in die Elbe mündet, war älterer slawischer Siedlungsraum, lange bevor in Dahlen Slawen siedelten. Man kann wohl annehmen, dass die an der Mündung lebenden Einwohner dem Flüsschen bereits einen Namen gegeben hatten. Es gibt keinen plausiblen Grund, weshalb die Anwohner des Flüsschens diesen hätten ändern sollen. Somit kann man wohl davon ausgehen, dass es zu jener Zeit schon den Namen Dahle trug. Als sich später am Oberlauf der Dahle Siedler niederließen, werden sie diesen Namen übernommen und ihre neue Siedlung danach benannt haben.

       „Dolen“, Wolfersdorf und Dittersdorf

      Nach der Unterwerfung und Kolonisierung der Daleminzier durch die Deutschen war Dahlen zunächst einmal im Besitz der deutschen Kaiser. Im Jahr 1065 schenkte König Heinrich IV. (1050-1106) Dahlen, im Gau „Talmence“ (Daleminze) gelegen, als Teil des Burgwardes Strehla zusammen mit Boritz, dem Bistum Naumburg. Die späteren Amthauptmannstädte Oschatz und Grimma wurden in diesem Zuge ebenfalls dem Bistum Naumburg übereignet. Dafür erwies der Naumburger Bischof Eberhard (1045-1079) dem Kaiser seine besondere Dankbarkeit. Als dieser unter dem päpstlichen Bann stand, bewies er Treue und begleitete ihn auf seinem Bußgang nach Canossa (1077).

       Blick vom Burgberg auf die Stadt um 1820 (Lithographie)

      Ein weiterer Beleg dafür, dass man die Anfänge von Dahlen auf spätslawischen Ursprung zurückführen kann, sind die zahlreichen Scherbenfunde auf dem Burgberg. Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt wurde, befand sich dort eine spätslawische Wallanlage. Unterhalb des Hügels, unweit des heutigen Ortsteiles Zissen, siedelten sich die ersten Dahlener an und legten damit den Grundstein zur heutigen Stadt.

      Über die früheste Entwicklung des Ortes kann man mangels schriftlicher Überlieferungen ebenfalls nur Vermutungen anstellen. Naheliegend ist, dass die ersten Dahlener gemeinsam mit den Siedlern von Zissen auf dem dem Burgberg gegenüberliegenden Hügel eine Kirche errichtet hatten. Von dieser Annahme ausgehend, müsste sich die weitere Besiedlung von Dahlen zunächst über die jetzige Bornstraße in Richtung Kirche vollzogen haben. Es ist aber auch eine gleichzeitige Ansiedlung von der Dahle aus entlang der jetzigen August-Bebel-Straße in Richtung Markt denkbar. Zu bemerken ist noch, dass der kurze Weg, der von der jetzigen August-Bebel-Straße (etwa 150 m westlich der Kreuzung Bornstraße) abzweigt, in früheren Beschreibungen Wendengässchen genannt wurde. Er war zu jener Zeit aber keine Sackgasse und führte in Richtung Kirche weiter.

      In der Mitte des 12. Jahrhunderts wurden auf dem Gebiet des heutigen Dahlen durch die Bischöfe von Naumburg zwei kleine deutsche Dienstmannsiedlungen – Wolfersdorf und Dittersdorf – gegründet. Die Siedlung Dittersdorf lag in der Nähe der Hainstraße. Ihre Fluren grenzten an die Fluren von Dahlen, Börln und Radegast. Wolfersdorf lag von der heutigen Bahnhofstraße aus in Richtung Großböhla. Die Orte Wolfersdorf und Dittersdorf wurden aber recht bald wieder verlassen. Es bleibt zu vermuten, dass sich die Bewohner dieser beiden Orte in Dahlen ansiedelten. Möglich ist auch eine gezielte Umsiedlung von Seiten des Bistums, um die Stadt zu vergrößern. Die Namen dieser beiden Orte gehen vermutlich auf die Namen der jeweils verantwortlichen Kolonisatoren Dietrich und Wolfram (1210 als „Dieterichesdorf“ und „Wolvramesdorf“ genannt) zurück.

       Auch heute noch ist die ehemalige Wasserburg von Burkhardtsdorf deutlich zu erkennen.

      Die Zusammenlegung bzw. Verschmelzung dieser ehemals selbstständigen Orte mit der slawischen Siedlung Dolen dürfte damit als die eigentliche Gründung der Stadt Dahlen angesehen werden. Dieser Prozess fand spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts statt.

      Auf Dahlener Flur (in der Heide gelegen) hat es weitere Ortschaften gegeben. Dabei handelt es sich um die jetzigen Wüstungen Naundorf (Kirchberg, nordwestlich der Hospitalhütte), Burkhardtdorf (östlich der Jägereiche), was sogar eine Wasserburg hatte, sowie Gemarkungsteile der sogenannten Griesgüter (Sandgüter), die im Buchaer Bauernwald liegen. Sie alle wurden vermutlich um 1300 aufgegeben.

       Die Zisser Gemeinde

      Noch näher, direkt unterhalb des Burgberges, lag (und liegt) das ehemals selbstständige Dorf Zissen. Während vor allem unter den Zissern die Meinung verbreitet ist, dass Zissen älter ist als Dahlen, hat sich bei Historikern die Erkenntnis durchgesetzt, dass beide Orte etwa zur selben Zeit besiedelt wurden. Die direkte Lage unterhalb des Burgberges ist ein klares Indiz dafür, dass sich die Zisser bei Gefahr in die Wallanlage zurückzogen. Man geht sogar davon aus, dass die Siedlung angelegt wurde, um die Besatzung der Wallanlage zu versorgen. Die Errichtung der Wallanlage und die Gründung Zissens sind demnach zur gleichen Zeit im 10. Jahrhundert erfolgt. Ein genaues Gründungsjahr von Zissen ist allerdings nicht festzumachen.

      Die Zisser Einwohner, von denen nicht wenige bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts die Eigenständigkeit ihrer Ortschaft betonten, waren seit Einrichtung der Dahlener Grundherrschaft ein Teil von dieser. Schon in den

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