Der gläserne Vogel. Albrecht Gralle
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Inhalt
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;
detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-86506-710-4
© 2014 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers
Titelgrafik und Innenillustrationen: Thees Carstens
Satz: Brendow Web & Print, Moers
1.digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
„Das ist die gemütlichste Küche der Welt“, sagte Gina, verzog sich auf die Eckbank, schlang die Arme um die Beine und steckte sich gleich danach ein frisches Stück Hefekuchen in den Mund, während sie genießerisch den Duft von heißer Schokolade einatmete, der aus einem breiten Keramikbecher dampfte.
Durch das große Fenster schien die Sonne und brachte Ginas knallrote kurze Haare zum Leuchten.
„Hör dir das an!“, kicherte Joker, Ginas Freund, dessen Mutter über diese fantastische Küche herrschte und der Ginas letzte Bemerkung überhört hatte.
„Hm?“ Gina, die gerade versuchte, das riesige Stück Hefekuchen zu verdrücken, starrte ihn entgeistert an. „Waff iff denn?“
„Ich glaub‘s einfach nicht!“ Jokers Schultern zuckten, und er fing an, laut zu lachen. „Hier, in der Zeitung steht …“, wieder wurde Joker, der eigentlich Waldemar hieß, von einem Lachanfall geschüttelt.
Gina riss ihm entnervt die Zeitung aus der Hand, schluckte den Kuchen hinunter und suchte nach einer lustigen Überschrift, während Joker seine Brille abgenommen, den Kopf auf die Arme gelegt hatte und hilflos lachte.
Endlich hatte Gina die Nachricht auch gefunden:
„Schaf erschoss Schäfer“, las sie laut und fuhr fort: „Der ägyptische Schäfer Mochtar Adam Fadl schlief friedlich bei seiner Herde, als ihn ein tödlicher Schuss traf. Der zwanzig Jahre alte Beduine wurde in die Brust getroffen und war sofort tot, wie die Polizei in Sidi Barani im nordwestägyptischen Bezirk Marsa Matruch am Donnerstag mitteilte. Stunden später fanden Polizeibeamte den Täter: Es war eines seiner Schafe. Das Tier hatte versehentlich gegen das Gewehr Fadls getreten, worauf sich ein Schuss löste.“
„Stell dir das nur mal vor!“ Joker kam mit rotem Gesicht aus seiner Armbeuge hervor, setzte sein Brille wieder auf, fuhr sich durch die blonden Locken und wiederholte schwer atmend: „Schaf erschoss Schäfer! Ich vermute, das Schaf hat vermutlich zuviel Wallace & Gromit-Filme gesehen und … ich sehe es förmlich vor mir, wie es lässig am Zaun lehnt und auf den Schäfer zielt.“
Gina seufzte und trank einen Schluck aus ihrem Becher. „Also, ich finde es überhaupt nicht witzig. Das kann doch mal passieren, dass sich ein Schuss löst. Und der Mann ist schließlich tot. Tot! Verstehst du?“ Sie unterstrich ihre Worte mit einer dramatischen Geste, so wie nur Gina das konnte.
„Ja, ja, ja, er ist tot. Klar. Wenn es nun ein Löwe gewesen wäre oder ein Wolf, der aus Versehen den Schuss ausgelöst hätte, dann wäre es irgendwie ernster gewesen, aber ausgerechnet ein Schaf! Ein harmloseres Tier gibt es doch kaum, und dann heißt der Typ auch noch Fadl. Schafl erschoss Fadl im Schlafl. Stell dir nur den erschrockenen, idiotischen Ausdruck im Gesicht des Schafes vor, als das Gewehr losging! Da fällt mir ein Reim ein: ´Fällst du beschaulich in den Schlaf, erschießt dich hinterrücks ein Schaf!`“
Gina stand auf und sagte etwas streng: „Tut mir leid, ich kann das einfach nicht so komisch finden wie du. Ich stell mir eher die Frau oder die Mutter von Fadl vor, und das löst bei mir keine Lachsalven aus. Außerdem kann das alles