Allmächd, scho widder a Mord!. Werner Rosenzweig

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Allmächd, scho widder a Mord! - Werner Rosenzweig

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ergriff nun ein Dritter das Wort, „erschd solldn mier wissen, was mier ieberhabs schreiben wolln.“

      „Also, iech fang amol o“, entschied der Vierte im Bund und griff sich ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber.

      Erbresserbrief

      Wenn Sie iehrn Sohn widder ham wolln, dann gild:

       FINGER WEG VO DER BOLIZEI!

      Mier wolln ……………….. Milliona Euro. Kann Cent mehr, abber aa

      kann Cent wenicher.

      Beschaffn Sie sich des Geld bis zum Freidooch in dera Wochn. Am

      Freidooch um sechsa rufn mier Sie o und sogn Iehna was zu dou is.

      Haldn Sie sich genau an unsre Anweisunga, sunst ……!

      Iehrn Sohn geht’s gud. Der schbield grod Kauboi und Indjaner.

      Mier ieberwachn jedn Iehrer Schridde und mergn, wenn Sie die Bolizei eischaldn. Lassn Sie sich dees gsachd sei.

      Hochachdungsvoll

      Der Nachtgiger

      Rehhof, den …………

      „Ferdich“, rief der Autor des Erpresserbriefes stolz. „Was maandn iehr? Bassd dees?“

      Die drei anderen Entführer gruppierten sich um den am Tisch Sitzenden und studierten den Text. „Iech maan, ‚Hochachtungsvoll‘ miss mer ned grod schreiben. Klingd dees ned zu schdeif? Iech wär für ‚Dschüss, bis zum näxdn Freidooch‘.

      „Du schreibsd do immer ‚mier‘: ‚… um sechsa rufn mier Sie o‘, ‚Mier ieberwachn jedn Iehrer Schridde …‘. Muss dees under dem Bliggwingl einer korreggdn Rechdschreibung ned ‚wier‘ haßn?“, monierte ein anderer der Gangster.

      Dann meldete sich auch noch der dritte der Verbrecher: „Also sicher bin iech mier ned. Schreibd mer edz Rehof odder Rehhof? Mid an odder mid zwaa ha?“

      „Mid zwaa“, rief der kleine Raphael vom Fußboden, dessen Kanoniere gerade die Wigwams des Indianerdorfes von Sitting Bull unter Feuer nahmen. „Mei Dande Erika wohnd in Rehhof. Die sachd immer ‚A Reh dees had vier Baa, und Rehhof had zwa ha‘. Abber Rehhof däd iech fei ned in den Brief neischreibn“, setzte der kleine Schlaumeier seine Rede fort. Die vier Gangster sahen ihn mit erwartungsvollen Blicken an.

      „Sunsd waß doch die Bolizei gleich, wo sie nach eich suchn muss, und iech kann nemmer mid die Figurn schbieln, wenns mi befreia.“

      •

      Am vierten Dezember, um die Mittagszeit, brachte die Deutsche Post den Gierbichs den Brief der Entführer. Der Wortlaut wich eine Kleinigkeit vom ersten Entwurf ab:

       Vier Millionen Euro, und keine Polizei!

       In kleinen Scheinen, ohne fortlaufende Nummernserie.

      Weitere Anweisungen folgen am Freitag

      Unterschrieben war der Brief mit Nachtgiger.

      „Der Nachtgiger“, heulte Gunda Gierbich auf. „Edz hadder si mein Bubm dadsächli ghuld. Mein armer Raphael.“

      „Wollen, beziehungsweise können Sie das Geld bis zum Freitag beschaffen?“, richtete Kommissar Nero Hammer das Wort an Gerd Gierbich?

      Der saß mit hängenden Schultern auf dem Couchsofa im Wohnzimmer. „Das ist kein Problem, nur wie geht es dann weiter? Sie haben doch selbst gelesen: keine Polizei! Ich will meinen Sohn auf jeden Fall unversehrt zurück haben, o h n e sein Leben zu gefährden.“

      „Keine Sorge“, versuchte Kommissar Hammer den Vater von Raphael zu beschwichtigen. „Angeblich folgen am Freitag weitere Anweisungen. Wie die aussehen, wissen wir noch nicht. Ob die wieder per Brief kommen oder telefonisch, wissen wir ebenfalls nicht. Also müssen wir uns, soweit es geht, auf jedwede Möglichkeit einstellen. Vor allem müssen wir versuchen, Zeit zu gewinnen. In der Zwischenzeit hören wir uns in der Szene um.“

      „Ich scheiß auf Ihre Szene, Herr Kommissar, und warum wir Zeit gewinnen müssen, kann ich auch nicht nachvollziehen. Egal, ob ein weiterer Brief oder ein Anruf kommt, ich mach mich mit dem Geld sofort auf die Socken, falls dies gefordert wird, und ich möchte nicht, dass auch nur ein Polizist daran denkt, mir zu folgen.“

      „Darüber müssen wir nochmals reden, Herr Gierbich. Ich verstehe Ihre Sorgen, das können Sie mir glauben. Natürlich stehen die Sicherheit und das Leben Ihres Sohnes im Vordergrund, aber wir dürfen auch nicht vergessen, den Tätern das Handwerk zu legen. Sollten sie erfolgreich sein, ohne dass wir sie schnappen, werden sie es wieder tun, und ein anderes Elternpaar wird sich fragen, warum Sie so egoistisch gehandelt haben. Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ihr Mobiltelefon werden wir sowieso abhören. Außerdem möchten wir Sie gerne verwanzen und an Ihrem Wagen einen Peilsender anbringen, wenn es soweit ist. Seien Sie unbesorgt, wir werden uns nicht blicken lassen, auch wenn wir ständig in Ihrer Nähe sein werden.“

      „Und was machen Sie, wenn es sich um mehrere Täter handelt?“, wollte Gerd Gierbich mit Zweifeln in den Augen wissen. Seine Frau Gunda und Gerda Wunderlich, die beide dem Dialog zugehört hatten, brachen in ein lautes Gejammer aus.

      •

      Am Freitag kam ein weiterer Brief, der wie der erste in Erlangen aufgegeben war. Die heimlichen Ermittlungen der Polizei in der Szene brachten nichts. ‚Entweder es handelt sich um Amateure oder um Ausländer, die neu im Geschäft sind‘, waren die Vermutungen der Kripo. Dass Amateure am Werk waren, nun diese Annahme ließ der Wortlaut des Briefes nicht zu:

       Fahren Sie um neunzehn Uhr zum Flughafen und halten Sie sich am Telefon zur Verfügung! Packen Sie das Geld in eine Aldi-Plastiktüte.

       Nachtgiger

      „Raffiniert“, merkte Kommissar Nero Hammer an, „auf diese Weise können wir keinen Koffer präparieren.“ Gunda und Gerda heulten auf.

      Pünktlich um neunzehn Uhr startete Gerd Gierbich in seinem 750er BMW in der Erlenhainstraße. Sein Weg führte ihn zunächst in die Schweinfurter Straße, bevor er auf der Würzburger Straße weiterfuhr, um wenig später auf die B4 in Richtung Nürnberg abzubiegen. Der BMW nahm den Weg durch Boxdorf, hielt die 70-km/h-Geschwindigkeitsbegrenzung ein, als es an Buch vorbei ging, und folgte weiterhin der B4 bis zur Kreuzung Bamberger-/Marienbergstraße. Hier bog er links ab. Nun ging es ein Stück kerzengeradeaus, bis der Wagen wieder links in die Flughafenstraße einfuhr. Im Verkehrskreisel am Bucher Landgraben piepste Gerd Gierbichs iPhone und kündigte den Eingang einer SMS an. Wenig später stellte er den BMW in einer Parkbucht am Flughafen ab und las die Nachricht:

       Verlassen Sie Ihr Fahrzeug und begeben Sie sich unmittelbar zur Rolltreppe der U-Bahnstation. Davor steht ein junger Mann mit Nikolausmaske. Diesem händigen Sie Ihr Mobiltelefon aus. Sie bekommen von ihm ein neues. Schalten Sie es nicht aus. Sie werden nur noch über das neue Handy kontaktiert. Fahren Sie mit der U-Bahn bis Nürnberg Hauptbahnhof und warten Sie auf weitere Anweisungen. Ach ja, vergessen Sie die Aldi-Tüte nicht.

      Gerd Gierbich fluchte, und seine Hoffnungen in die polizeilichen Fähigkeiten schwanden schnell dahin. Als

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