Beutewelt VI. Friedensdämmerung. Alexander Merow
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Alexander Merow
BEUTEWELT VI
Friedensdämmerung
Roman
Engelsdorfer Verlag
Leipzig
2014
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Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
Inhalt
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Russischer Morgen
Mit einem verhaltenen Gähnen ließ sich Frank auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder. Müde sah er aus dem Fenster, dann lehnte er den Kopf zurück und schloss für einen Moment die Augen. Kohlhaas fühlte sich vollkommen ausgelaugt und erschöpft, seine Glieder waren schwer wie Betonpfeiler und er sehnte sich schon wieder nach Schlaf, obwohl er bereits den halben Tag im Bett verbracht hatte.
„Ich trinke ein Bier und schaue ein wenig fern. Dann lege ich mich wieder auf’s Ohr“, dachte sich der General. Frank griff nach der Fernbedienung auf dem Wohnzimmertisch.
Seine Frau Julia kam kurz ins Zimmer; sie lächelte. „Aber bei dem einen Bier sollte es heute auch bleiben, Schatz“, sagte sie.
„Bier beruhigt“, brummte Frank.
„Schon gut, aber bitte achte darauf, nicht zu viel zu trinken, ja?“, gab Julia zurück.
„Mein Arzt sagt, dass ich Ruhe brauche. Der hat mir deshalb ‘ne Menge Bier verschrieben“, meinte Kohlhaas mit einem müden Grinsen.
„Was für ein Arzt?“ Sie verdrehte die Augen.
„Wenn ich einen hätte, dann würde er mir wohl Bier verschreiben“, merkte Frank an.
„Klar, Herr General!“ Julia drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ging wieder aus dem Raum heraus.
„Ich bin mal kurz im Dorf unterwegs“, rief sie, um dann das Haus zu verlassen.
„Ja, bis gleich …“, murmelte Frank kaum hörbar vor sich hin, während er den Fernseher einschaltete und apathisch ins Leere glotzte.
„Russland wäre zum Ausgangspunkt einer weltweiten Kollektivierung geworden, ein Alptraum, den man kaum in Worte fassen kann. Es ist allein der Freiheitsbewegung zu verdanken, dass dieser letzte, tödliche Schlag gegen unser Volk verhindert worden ist. Die beiden Mordinstrumente, Kapitalismus und Kollektivismus, mit denen die Logenbrüder Russland und Europa angegriffen haben, haben wir ihnen aus den Klauen gerissen. Die internationalen Völkervergifter sind an Artur Tschistokjow und am Widerstandsgeist des russischen Volkes gescheitert.
Was noch an kollektivistischer Organisation übrig ist, das werden wir in naher Zukunft restlos zerschlagen haben. Der Nationenbund der Rus wird zum gesunden Herzen eines neu belebten Europas werden. Dieses Herz hat jetzt zu schlagen begonnen …“
Frank schaltete um und stieß ein genervtes Stöhnen aus, die schmetternde Stimme eines Funktionärs der Freiheitsbewegung verstummte. Inzwischen gab es nur noch fünf Fernsehprogramme, die zusammen das von den Rus kontrollierte Staatsfernsehen bildeten.
„… die größte Arbeitsoffensive in der Geschichte der Menschheit! So nannte Regionalleiter Karow die Aufbaumaßnahmen der revolutionären Regierung unseres Volksführers Artur Tschistokjow. Rund um Smolensk wurden in den letzten zwei Wochen gleich vier neue Maschinenwerke eröffnet. Regionalleiter Karow beurteilt die Situation