Beutewelt VI. Friedensdämmerung. Alexander Merow

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Beutewelt VI. Friedensdämmerung - Alexander Merow

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während des russischen Bürgerkrieges verwickelt gewesen ist. Schon vor Jahren wurde der General der gefürchteten Warägergarde, der Eliteeinheit Tschistokjows, vom internationalen Gerichtshof des Weltverbundes wegen „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ zum Tode verurteilt und vorgestern hat die Weltregierung erstmals einen Auslieferungsantrag an Russland gestellt.

      Seit Kohlhaas im Jahre 2028 aus einer Nervenheilanstalt nahe Berlin ausgebrochen und in Osteuropa untergetaucht ist, ziehen sich seine Gewalt- und Mordtaten wie ein roter Faden durch seine Biographie.

      Laut aktuellen GSA-Berichten stand der heutige General in engem Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf den ehemaligen Gouverneur des Verwaltungssektors Europa-Mitte, Leon-Jack Wechsler, im März 2029. Auch im japanischen Krieg hat er sich als Söldner Matsumotos einen traurigen Ruf erworben. Schließlich schloss sich Kohlhaas 2033 der sogenannten Freiheitsbewegung der Rus an, wo er sich seitdem als besonders skrupelloser Killer im Auftrag Tschistokjows einen Namen gemacht hat.

      Heute ist Russland den Wahnvorstellungen seines neuen Machthabers schutzlos ausgeliefert und Leute wie General Kohlhaas sind mehr denn je federführend, wenn es darum geht, das verarmte Land mit Völkermord und Terror zu überziehen.

      Die folgende Sendung versucht, den bedrückenden Werdegang der menschlichen Bestie Frank Kohlhaas zu rekonstruieren. Wir wünschen Ihnen nun gute Unterhaltung mit der folgenden Sendung aus der Reihe „Artur Tschistokjow und sein Schreckensregime“.

      Verpassen Sie auch die nachfolgende Reportage „Thorsten Wilden – Der Vordenker der Finsternis“ nicht, in der EB-Network einen verstörenden Blick auf den russischen Außenminister werfen wird …“, sagte eine junge Nachrichtensprecherin.

      Franks Konterfei erfüllte den Bildschirm. Düstere Musik ertönte und grauenhafte Bilder aus dem russischen Bürgerkrieg erfüllten den Fernsehbildschirm. Anschließend wurde ein altes Foto von Franks Scanchip gezeigt und eine Stimme sagte: „Dies ist einer der brutalsten Kriegsverbrecher des 21. Jahrhunderts. Seine Gesichtszüge wirken auf diesem Foto aus dem Jahre 2026 jugendlich und harmlos, doch was sie nicht zeigen, ist die Tatsache, dass Frank Kohlhaas schon damals unter massiver, psychischer Instabilität litt. Seit seiner Jugend war er immer wieder auffällig geworden und wurde schließlich 2028 in eine Nervenheilanstalt eingeliefert, nachdem er einen Arbeitskollegen ohne Grund totgeprügelt hatte.“

      Kurz darauf wurde eine Frau namens Hannelore Reichert interviewt. Frank hatte sie im Leben noch nicht gesehen, aber sie wurde den Zuschauern als seine ehemalige Grundschullehrerin vorgestellt.

      „Schon in der ersten Klasse hatte ich Frank mehrfach dabei erwischt, wie er nach der Schule Hunde und Katzen quälte. Mit seinen Mitschülern ging er nicht anders um, sie hatten ständig unter seinen Wutanfällen und Drohungen zu leiden. Heute sehe ich ein, dass wir bei Kindern mit derartigen Tendenzen wachsam sein müssen. Dass aus dem verwirrten Jungen am Ende eine derartige Bestie werden würde, hätte ich allerdings auch nicht gedacht“, erläuterte die grauhaarige Frau, um dann betroffen in die Kamera zu schauen.

      Frank schaltete den Fernseher ab und schüttelte den Kopf. „Hannelore Reichert!“, zischte er, ein verächtliches Lächeln aufsetzend. „Sie sind wirklich die Meister der Lüge. Es ist schon eine Leistung, jedes Jahr Abermillionen Menschen abzuschlachten, überall Kriege anzufangen, die ganze Welt brutal zu versklaven und das dann auch noch als „Humanität“ zu verkaufen“, brummte er angewidert, während er Bäumer anblickte. Dieser verzog ebenfalls wütend sein Gesicht und schlug mit der Faust auf den Tisch.

      „Sie werden uns nicht in Ruhe lassen. Diese Medienratten werden weiter hetzen und hetzen, bis es eines Tages wieder zu einem Krieg kommt. Man könnte wirklich verzweifeln. Ich bin gespannt, was dieser lügenden Brut als nächstes einfällt!“

      „Was soll’s! Mögen sie an ihrem eigenen Gift ersticken. Hier in Arturs Reich können sie uns so schnell nichts und da es den gewöhnlichen Bürgern des Nationenbundes verboten ist, sich diese Feindsender anzusehen, brauchen wir uns auch nicht allzu sehr zu sorgen, dass diese Lügen ihre zersetzende Wirkung bei uns in größerem Stil entfalten können“, erklärte Kohlhaas.

      Alf grinste gequält. „Wir als führende Kämpfer der Freiheitsbewegung haben also die Sondergenehmigung, uns diesen Dreck anzuschauen und uns aufzuregen …“

      „So könnte man es sagen, mein Lieber!“, entgegnete Frank und musste ebenso schmunzeln.

      Bäumer ging in die Küche. Kurz darauf kam er mit einigen Bratwürsten und ein paar Brötchen wieder. Die beiden Freunde aßen zu Abend und vergaßen die unschöne Fernsehsendung bald wieder.

      „Matsumotos Japan ist der Stachel in unserem Fleisch, aber Tschistokjows Russland ist weit mehr. Wir können seine Macht noch immer nicht richtig einschätzen, aber was er tut, ist zutiefst beunruhigend“, murmelte der Vorsitzende des Rates der Weisen, der obersten Instanz der internationalen Logenorganisation, die die Menschheit nach wie vor in ihren Klauen hielt.

      Die anderen Ratsmitglieder nickten oder musterten den Obersten der Weisen mit fragenden Blicken. Dann fuhr der Vorsitzende fort: „Ich glaube, dass Artur Tschistokjow den großen Plan ernsthaft gefährden könnte. Ja, ich traue ihm diese Kraft zu …“

      „Diese Ansicht vertrete ich nicht!“, warf der Weltpräsident in die Runde, „Ich traue Tschistokjow auch viel zu, aber er ist nicht der wiedergekehrte Messias oder so etwas. Nein, die Kraft den großen Plan zu zerstören, hat er nicht. Das ist schier unmöglich.“

      „Das sehe ich auch so. Dieser Mann ist ohne Zweifel gefährlich, aber in den letzten Jahrhunderten hatte niemand das Potential, uns auf Dauer aufzuhalten. Denken Sie an jene, die es versucht haben. Sie sind alle gescheitert, meine Brüder!“, bemerkte ein ergrauter Herr am Ende des großen Konferenztisches.

      „Trotzdem ermahne ich den Rat und alle untergeordneten Logen zu noch größerer Wachsamkeit, was Artur Tschistokjow betrifft. Wenn wir ihn nicht vernichten, dann ist unsere Weltmacht in Gefahr“, sagte der Vorsitzende mit ernster Miene.

      „Vielleicht sollten wir Russland endlich angreifen und den rebellischen Staat vernichten, denn wenn es Tschistokjow wirklich gelingen sollte, Russland und Europa wieder stark zu machen, dann könnten sich die Machverhältnisse zu unseren Ungunsten verändern“, warnte ein weiterer hoher Bruder.

      Der Weltpräsident erbat das Wort und bemerkte: „Wir müssen uns an die Vorgaben des großen Plans halten und zuerst die anderen Aufgaben, die er an uns stellt, erfüllen. Zudem kann die GCF aus finanziellen Gründen derzeit nicht mit noch mehr Soldaten aufgestockt werden.

      Unsere Streitkräfte sind entweder auf Indien und China konzentriert, wo die ODV-Seuche weiter wütet, oder müssen unsere Ordnung in Hunderten anderer Länder aufrechterhalten. Ein Angriff auf Russland würde es erfordern, einige Millionen GCF-Soldaten zusätzlich auszuheben und ich schlage vor, dass wir erst einmal abwarten und in Ruhe aufrüsten, um Tschistokjows Reich in den nächsten Jahren zu zerschlagen. Doch wir benötigen noch mehr Zeit, um alles gut vorbereiten zu können.“

      „Was sollen wir dann tun?“, wollte einer der Weisen wissen.

      „Wie wäre es, wenn wir dem russischen Souverän Frieden anbieten?“, antwortete ihm der Vorsitzende des Weltverbundes.

      „Frieden?“, stieß ein Mann mit weißem Bart entgeistert aus.

      „Ja, Frieden! Wir versuchen uns gut mit ihm zu stellen und machen ihm Zugeständnisse, zumindest so lange, bis wir bereit sind, den Nationenbund der Rus in einen vernichtenden Krieg zu drängen“, erklärte der Weltpräsident mit wissendem Blick.

      „Aber

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