Beutewelt VI. Friedensdämmerung. Alexander Merow

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Beutewelt VI. Friedensdämmerung - Alexander Merow

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Kopf zu stoßen.

      „Ich lasse mich schon nicht einwickeln“, versuchte Tschistokjow seine Getreuen zu beruhigen, aber Frank, Wilden und viele andere blieben dennoch skeptisch.

      „Ich würde den Weltpräsidenten viel lieber über den Haufen schießen, wenn ich ihn schon einmal so nahe vor der Mündung habe!“, entgegnete Kohlhaas Tschistokjow daraufhin.

      Doch es half alles nichts. Es dauerte nicht mehr lange, da zeigte das Kalenderblatt den 16. November des Jahres 2042 und der von den Medien weltweit bejubelte Staatsbesuch fand tatsächlich statt.

      St. Petersburg war von Menschenmassen überlaufen und Hunderte von Polizisten und Volksarmisten sicherten die Zufahrtsrouten zum Präsidentenpalast ab, um dem prominenten Gast die ausreichende Sicherheit zu gewährleisten. Tausende von kleinen Russland- und Drachenkopffähnchen wurden geschwenkt, während sich die Masse am Straßenrand sammelte und in der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft in Jubel ausbrach.

      General Kohlhaas hätte hingegen würgen können und wurde nicht müde, diese Tatsache jedem seiner Warägergardisten unter die Nase zu reiben. Alf und er standen nun schon eine Stunde lang starr in der ersten Reihe eines Blocks grau uniformierter Elitesoldaten und warteten auf die Ankunft des Besuchers.

      Heute hatten sie sich herausgeputzt wie seit Jahren nicht mehr und ihre glatt gebügelten und geschniegelten Uniformen ließen sie adrett und edel erschienen. Sogar die Knöpfe an den extra für Staatsempfänge angefertigten, neuen Soldatenkleidern blitzten und blinkten wie kleine Diamanten.

      Gegen 15.00 Uhr näherte sich eine schwarze Limousine dem mit roten Samtteppichen belegten und von Warägertrupps bewachten Platz vor dem St. Petersburger Präsidentenpalast. Schließlich hielt die noble Karosse an und der Weltpräsident entstieg ihr mit galanten Bewegungen. Er strich sich durch seine geglätteten, dunklen Haare, während er den Ehrengardisten zu seiner Rechten ein selbstgerechtes Lächeln schenkte.

      „Jetzt einfach die Knarre nehmen und Paff!“, fauchte Kohlhaas still auf Deutsch in sich hinein und versuchte, weiterhin geradeaus zu schauen.

      „Wie bitte, Herr General?“, flüsterte sein Nebenmann.

      Frank drehte ihm kurz den Kopf zu. „Ich habe nur laut gedacht.“

      Seine grünen Augen pulsierten vor Hass und am liebsten wäre er losgesprungen, um den „Menschenfreund“ an Ort und Stelle in Stücke zu hacken. Doch seine Aufgabe war es heute lediglich, gut auszusehen, zu schweigen und zackig zu wirken.

      Nachdem der Weltpräsident aus seiner Limousine gestiegen war, begann er sich vor den zahlreichen Kameras und Journalisten zu postieren, um einige kurze Statements abzugeben. Er bekundete seinen Willen zum Weltfrieden erneut und lächelte dabei zufrieden.

      Nach einer Weile kam auch Artur Tschistokjow in einer Limousine herangefahren und das schwarze, glänzende Gefährt wurde sofort von einem gewaltigen Pulk von Berichterstattern und Journalisten belagert, so dass eine Weiterfahrt kaum noch möglich war. Heute hatten sich alle versammelt, sowohl die Vertreter der Medien des Nationenbundes, als auch Hunderte von Journalisten aus aller Herren Länder, die pausenlos knipsten, tippten und fragten.

      Unter dem ohrenbetäubenden Jubel der Menschenmasse hinter den Absperrungen, die den Platz umgaben, stieg der russische Souverän aus seinem Wagen und schritt langsam auf seinen Gast zu.

      „Stillgestanden!“, donnerte eine Stimme hinter dem Trupp Waräger gen Himmel und die edel uniformierten Soldaten standen stramm.

      Auch Frank fügte sich murrend dem Befehl, ließ das befremdliche Szenario an sich vorbeiziehen. Jetzt standen Artur Tschistokjow und das Oberhaupt des Weltverbundes voreinander und schenkten sich gegenseitig ein skeptisches Lächeln.

      „Willkommen in St. Petersburg!“, sagte Tschistokjow schließlich. Er schüttelte seinem Gast die Hand und verneigte sich höflich.

      „Vielen Dank, Herr Tschistokjow! Es ist mir eine Ehre, Sie endlich einmal persönlich kennenlernen zu dürfen!“, erwiderte der Weltpräsident und die beiden Politiker drehten sich leicht zur Seite, um in zahllose Kameras zu grinsen.

      Der Weltpräsident und Artur Tschistokjow unterhielten sich nun schon seit über einer Stunde, nachdem sie zuvor den üblichen Smalltalk ausgetauscht hatten. Der Vorsitzende des Weltverbundes bemühte sich, überaus freundlich und zuvorkommend zu erscheinen, um seinen Verhandlungspartner nicht zu beunruhigen. Sein russischer Gastgeber hingegen wirkte heute keineswegs so, als sei er in Höchstform, und überließ ihm zunächst das Reden.

      „Wie haben Sie es geschafft, Ihre Freiheitsbewegung der Rus buchstäblich aus dem Nichts aufzubauen, Herr Tschistokjow? Bei all dem Widerstand, dem Sie sich entgegenstellen mussten?“, fragte der Logenbruder.

      „Nun, ich war der festen Überzeugung, dass man sich gegen Leute wie Sie wehren muss!“, gab Artur Tschistokjow mit einem breiten Lächeln zurück.

      „Ach, Herr Tschistokjow, ich hoffe, dass es in Zukunft weniger Reibereien zwischen der Weltregierung und dem Nationenbund geben wird. Wir werden sicherlich keine Freunde werden, aber wir müssen uns auch nicht mehr mit Hass und Feindschaft gegenüberstehen …“, erwiderte der Weltpräsident.

      „Dann sorgen Sie doch bitte dafür, dass die ständige Hetze und Verleumdung gegen mein Land und meine Person in den internationalen Medien eingestellt wird“, sagte der abtrünnige Staatschef ernst.

      „Darüber können wir sicherlich sprechen, Herr Tschistokjow.“

      „Das wäre jedenfalls eine Grundlage für weitere Gespräche, Herr Weltpräsident.“

      Artur Tschistokjows Gegenüber musterte diesen mit einem aufgesetzten Lächeln. Er faltete langsam die Hände.

      „Gut, darauf kann sich der Weltverbund einlassen …“

      „Ich werde ja sehen, ob Sie Wort halten.“

      „Ja, natürlich werden Sie das, Herr Tschistokjow. Und ich will ehrlich zu Ihnen sein: Die Weltregierung möchte keinen Krieg mit Russland, da wir andere Probleme haben. Daher wollen wir mit dem Nationenbund verhandeln.“

      „Die ODV-Seuche und die Zwangsregistrierungen binden Ihre Kräfte zurzeit sehr, nicht wahr?“, stichelte Tschistokjow nun.

      „Die ODV-Epidemie ist nun leider einmal ausgebrochen, was uns alle sehr schockiert, und größere GCF-Kontingente sind notwendig, um für über zwei Milliarden Menschen die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten.“

      „Naja, aber die Dezimierung der Erdbevölkerung hat ja auch etwas Gutes, oder nicht?“, bemerkte der russische Souverän.

      Kopfschüttelnd winkte der Weltpräsident ab. Dann lächelte er kalt. „Vermeiden Sie doch bitte diese versteckten Anschuldigungen uns gegenüber. Das sind alberne Verschwörungstheorien, Herr Tschistokjow. Gut, ich weiß, Sie glauben, dass wir diese Seuche künstlich erschaffen haben, aber über derart absurde Dinge möchte ich heute nicht mit Ihnen sprechen, denn das gehört nicht zum Thema. Zudem bitte ich Sie, wenn wir schon einmal bei dieser Sache angelangt sind, solche Vorwürfe gegen den Weltverbund auch nicht mehr in den russischen Medien zu verbreiten.“

      Artur Tschistokjow nickte. „Wie Sie meinen, dann schrauben wir die gegenseitige Diffamierung zurück. Das wäre mir auch sehr recht.“

      Das zweithöchste Mitglied des Rates der Weisen und das offizielle Oberhaupt der Weltregierung

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