Nach dem letzten Karfreitag. Johann Toth

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Nach dem letzten Karfreitag - Johann Toth

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und dunkles Brot (Vollkornbrot) modern und gesund.

      Die Hauptspeise an Sonntagen und Festtagen war „Gebratenes“ (mehrere Formen des Schweinsbratens) und – aus Österreich stammend – Schnitzeln. Damals gab es aber nur Schweinsschnitzeln; das klassische „Wiener Schnitzel“ ist ja aus Kalbfleisch.

      Der ungarische oder magyarische Einfluss in der Kerneier Küche durfte nicht fehlen: Hauptgang eines jeden Festmahls war der „Paprikasch“; in Deutschland und Österreich würde man dazu heute wohl „Gulasch“ sagen. Zu Faschingsdienstag oder besonderen Festtagen war als Hauptgang der „Kalbs-Paprikasch“ angesagt; ansonsten gab es oft „Hühner-Gulasch“ („Hingl-Paprikasch“) und „Paprikasch“ aus Schweinefleisch.

      Die damalige Bevölkerung der Vojvodina – Deutschsprachige mit historischer Tradition zum alten Österreich, Serben und Kroaten sowie Magyaren (Ungarn) – spiegelte sich in der Kerneier Küche wieder.

       Kapitel 4

       FEIERN UND TANZEN „… BIS DIE PELZKAPP’ WIEDICH WERD“

      Die Kerneier haben viel und schwer gearbeitet: Vom Tagesanbruch an bis zum Abend. Ebenso intensiv und lebenslustig wurde gefeiert und getanzt.

      Feiern und Tanzen war durch die Jahreszeiten und die Vorgaben der katholischen Kirche (Kerweih, Fasching, Fastenzeit) geprägt. Das kontinentale Klima bescherte uns heiße Sommer und kalte, schneereiche Winter. Von Frühjahr bis Herbst wurde viel gearbeitet; sobald der Winter einbrach, wurde Karten gespielt, gefeiert und getanzt. Der ausgeprägte Fasching endete streng katholisch am Aschermittwoch.

      Neben dem Kartenspielen war Tanzen eine große Leidenschaft der Kerneier und der Donauschwaben überhaupt. So wie gekocht wurde, tanzte man auch: Altösterreichisch, serbisch, kroatisch und ungarisch.

      Wir tanzten Walzer im Dreivierteltakt und Polka.

      Beliebt war der serbische und kroatische „Kolo“: Der „Kolo“ wurde nicht – so wie Walzer und Polka – zu zweit sondern in der Gruppe als „Reigen“ getanzt.

      Das Tanzfeuer der Kerneier wurde aber so richtig im ungarischen „Csardas“ ausgelebt: Zwei Schritte rechts, zwei Schritte links, heftig drehen und stampfen.

      Besonders im Winter und im Fasching – Faschingsdienstag bis 22 : 00 Uhr – wurde getanzt und gestampft „ … bis die Pelzkapp’ wiedich werd“: Bei der feurigen Lebenslust der Kerneier wurde sogar die „Pelzkapp’“ – die traditionelle Kopfbedeckung der Männer im Winter – „wiedich“; dies bedeutet so viel wie „närrisch“, wie es im deutschen Karneval heißt, oder „narrisch“ (im österreichischen Dialekt) oder schlicht und einfach „verrückt“.

      Wer in Kernei oder in einer donauschwäbischen Gemeinde etwas auf sich hielt und seine Bedeutung unterstreichen wollte – oder wer schlicht und einfach nur die Nachbarn beeindrucken wollte –, der ließ sich nach einem Ball oder einer Faschingsfeier von einigen Musikanten „hom spielen“ (heim spielen): Die Musikanten begleiteten den oder die Besucher des Tanzabends spät in der Nacht oder im Morgengrauen auf dem Heimweg bis nach Hause und spielten auf. Zu Hause angekommen wurde weitergetrunken, weitergegessen und weitergetanzt „… bis die Pelzkapp' wiedich werd“.

       Kapitel 5

       KINDHEIT, JUGEND UND ERSTER UMSTURZ

      Ich kam am 28. Februar 1929 in Kernei als Zweitgeborener des Michael Toth und der Magdalena Toth, geborene Gärtner, auf die Welt. Damals bestand eine hohe Säuglingssterblichkeit; Säuglinge, die bei der Geburt oder danach verstarben, wurden in einer Nottaufe – die Buben auf Adam und die Mädchen auf Eva – getauft. Mein älterer Bruder – der Erstgeborene – hieß deshalb Adam; er verstarb im Säuglingsalter.

      Noch bevor ich 5 Jahre alt wurde, verstarb meine Mutter am 21. Februar 1934 an Blinddarmdurchbruch. Eine Todesursache, die heute undenkbar wäre; sie zeigt die schlechte medizinische Versorgung der damaligen Zeit auf. Mein Vater stand damals mit 3 Kindern – mit meinen beiden jüngeren Schwestern Regina und Magdalena und mir – ohne Mutter da; er heiratete abermals. Seine 2. Frau ist 1936 im Kindbett gestorben. Daraufhin heiratete er eine Witwe mit 2 Kindern, mit der er in der Folge noch zwei gemeinsame Kinder hatte. So lebte ich mit dem Vater, der Stiefmutter, meinen Schwestern Regina und Magdalena, meiner Halbschwester Theresia, den Halbbrüdern Josef und Martin (letzterer war später im Lager verhungert) und den Stiefbrüdern Sebastian und Anton. Wir wohnten als Großfamilie; auch die Großeltern und die Urgroßmutter lebten im Haus.

      Wir wohnten in der „Zwercharoih“ (Zwischenreihe) 44. Offiziell hieß diese Straße im Königreich Jugoslawien „General Petra Zivkoviza Ulica“; nach dem ersten Umsturz im Frühjahr 1941 sollte die Straße bis zur Vertreibung „Hermann Göring Gasse“ heißen.

      Trotz der vielen Todesfälle hatte ich eine schöne und – vielleicht aus heutiger Sicht etwas verklärt – idyllische Kindheit. Wenn es schön war, spielten wir draußen. Die Spielzeuge hatten wir alle selbst gebastelt. So spielten wir „Pilickas“: Wir hatten ca. 20 cm lange Holzstücke, die links und rechts zugespitzt wurden, angefertigt. Jeder Spieler versuchte, diese mit einem Stock in der Luft weiterzubringen; pro Treffer (Berührung) gab es 5 Punkte.

      Dann spielten wir „Verstecklas“, also – auf Hochdeutsch – „Verstecken spielen“; dieses Kinderspiel ist wohl seit Jahrhunderten unverändert.

      Zum Zeitvertreib spielten wir auch „Klick‘rers“: Runde Kugeln mussten dabei in ein Erdloch gerollt werden. Auch dieses Kinderspiel gibt es wohl überall auf der Welt.

      In Erinnerung geblieben sind mir zwei Auszählreime aus der Kindheit:

      „Oons, zwa, drei,

       hicka, hacka, hei,

       hicka, hacka, Pfefferkern

       Peter hot sein Weib verloren,

       da Seppi hat’s g’funna

       die Mäus traga Trummla,

       uff‘ dem Dach sitzt a Spatz,

       der sich bald zu bucklig lacht.“

       „A, B, C, D, E,

       die Katz‘ läuft im Schnee,

       der Hund hinna nach,

       die Katz‘ lasst a Fartz,

       der Hund springt fart.“

      Bei Schlechtwetter und im Winter spielten wir Karten – vom Kleinkind bis zur Uroma.

      Gefahren kannten wir in dieser durch die Großfamilie behüteten durchaus idyllischen

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