Winter – Weihnacht – Wunderbares. Группа авторов

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Winter – Weihnacht – Wunderbares - Группа авторов

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wandelte. Der „Seniorenchor“ hielt Wort, es war keiner unter 60 Jahren dabei. Von den Farben her präsentierten sich die 50 Leute in schwarzen Hosen oder Röcken, weinroten Oberteilen mit (Sie ahnen es schon) gelborangen Schals für die Damen und weißen Hemden mit rotsilbernen Schlipsen für die Herren. Ich fragte mich die ganze Zeit, ob dieses textile Etwas um die Hälse Zufall ist (vielleicht ein Sonderangebot?) oder ein Erkennungsmerkmal: „Bitte lassen Sie mich durch, ich bin Chormitglied!“

      Nun, die alten Leutchen sangen ganz passabel „Süßer die Glocken nie klingen“, „Vom Himmel hoch“ und „Oh Bethlehem, du kleine Stadt“. Es macht schon etwas aus, ob da nur zwölf Sänger stehen, von denen drei verkehrt unterwegs sind, oder viermal so viel, von denen man keine Ausrutscher hört. Die Senioren hatten meinen vollsten Respekt, der Abend war doch nicht ganz aus dem Ruder gelaufen. Gemeinsam stimmten wir noch das beliebte „Oh du fröhliche“ an, was alle Zweifler und Kritiker etwas versöhnte. Dann war alles vorbei, orange Nelken (Hilfe!) wurden verteilt und alles erhob sich von den Holzstühlen. Ich warf einen kleinen Geldbetrag in die überdimensionale Spendenbox, zog meine Wintersachen an und begab mich hinaus ins Dunkel.

       So sei es

      Horch in die Nacht

      In die stille, die hohe

      Derentwegen halt ein

      Und – werd bedacht

      Horch in den Tag

      In den geschäftigen, lauten

      Um den scheinbar alles sich dreht

      Horch tief in ihn hinein

      Und – horch ihn aus

      Horch in dich selbst

      In dein inneres Gespür

      Sinnier und erkenn

      Den Tag, die Nacht, die Freuden hier

      Die reich leise weiter

      Von Tür zu Tür

       An der Ecke

      Abseits vom lauten Getümmel

      Weihnachtstrubel Hinterherhetzender

      Gehüllt in Glühweinduft und Mandelaroma

      Steht er –

      Der Mann

      An der Ecke

      Verliert sich, nahe am Bauzaun

      Die Grube an den gläsernen Neubau

      Gleich dem Leben, das außer Sicht geraten

      Abgespannt –

      Der Mann

      An der Ecke

      Geht doch seinen Geschäften nach

      Schwarz auf weiß wechseln

      Zeitung und Besitzer ab und an den Platz

      Falls jemand innehält –

      Beim Mann

      An der Ecke

      Eines Tages ist er nicht mehr da.

      So steht und rückt ins Licht die Frage:

      Wer sucht? Weiß? Wohin

      Und warum sich verlor

      Das Bild vom Mann

      An der Ecke?

Almut Fehrmann

      „Am liebsten würde ich nach Chemnitz fahren, heute ist doch Bergparade“, drängelte Anita und warf ihm einen ihrer unwiderstehlichen Blicke zu. Sie wusste genau, dass sie nicht lange bitten musste, aber sie kokettierte gern.

      „Naja“, murmelte Robert, „letztes Jahr hat es mir Spaß gemacht, die Musikanten und Bergmänner in ihren Trachten zu beobachten.“

      „Das war so schön, wie sie voller Stolz und Würde an uns vorbeigezogen waren. Und erst die Kinder. So richtig feierlich. Los, komm, ziehen wir uns an!“

      „Hast ja Recht, hoffentlich hört der Regen rechtzeitig auf, sonst weichen die alle ein, 900 Teilnehmer sollen es werden.“

      „Ich freue mich schon, wenn sie wieder zum Schluss alle gemeinsam aufspielen.“

      „Ich erinnere mich, dass ich Gänsehaut hatte. Im Herbst ’89 standen wir an der gleichen Straße, auch mit Gänsehaut. Weißt du noch?“

      „Gab es da eigentlich die Bergparade auch schon?“

      Robert wurde lebhaft. Er erhob sich vom Sessel, zog Jacke und Schuhe an und öffnete die Garage.

      Seine Frau war nicht ganz so schnell gestiefelt und gespornt. Mit so einer schnellen Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

      Als die beiden in Chemnitz ankamen, lugte kurz die Sonne durch die Wolken. Mit den Vorbeiziehenden und den Beobachtern feiernd am Straßenrand, genossen sie die besondere Atmosphäre, die eine Bergparade erzeugt. Festlichkeit ohne Pomp.

      Der Vorbeimarsch der Musiker war beendet, Schalmeien und Posaunen verklungen, die Menschenansammlung löste sich allmählich auf. Die meisten Leute bewegten sich in Richtung Weihnachtsmarkt.

      „Wenn wir schon einmal hier sind, können wir einen Glühwein trinken“, schlug Robert vor.

      „Dann müssen wir so lange bleiben, bis ich wieder fahrtüchtig bin und können noch einen Roster essen.“

      „Daher weht der Wind“, sagte Anita, „ich rieche gebrannte Mandeln und höre schon die Musik. Mir wird ganz weihnachtlich.“

      Freue dich, ‘s Christkind kommt bald.

      Die beiden Rentner schlenderten eingehenkelt zwischen den hölzernen Buden entlang, genossen die Düfte und den festlichen Glanz. Vom Rathausturm ertönten Glocken, unten erklangen die alten und wohlbekannten Texte und Weisen. Glühwein unter dem Wärmestrahler, Riesenroster im warmen Brötchen, behagliche Sorglosigkeit. Jedoch nicht lange.

      Rechts unten, auf dem Fußboden sitzend und mit dem Rücken an eine Säule gelehnt, hielt ein Mann im abgeschabten Mantel eine Bettelmütze vor. Ein Junge warf ihm einige Münzen aufs Pflaster und einen freundlichen Blick dazu.

      „Musst du uns vor die Füße laufen? Pass doch auf!“, empörte sich Robert.

      Anita zog ihn beschwichtigend zur Seite. „Schau,

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