Schwein im Glück. Astrid Seehaus
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Er schien erschüttert. „Wie kommst du denn darauf? Ich respektiere dich doch.“
Er war in diesem Augenblick überhaupt nicht wie der Bruder, der einen in die Seite knuffte und das als großen Spaß verstand. Er wirkte betroffen.
Mehr als das, er wirkte betroffen und peinlich berührt.
Gut, nun wusste ich, dass er sich einbildete, er würde mich respektieren. Aber sein Benehmen mir oder Esme gegenüber interpretierte ich als Geringschätzung meiner Person. Er mochte meine beste Freundin nicht? Okay, damit mochte er auch mich nicht. Es war nur ein Gedanke. Was blieb mir auch anderes übrig, als mir die Dinge zusammenzureimen, wenn niemand mit mir darüber sprach? Ich kannte Bens forsche Art. Manchmal war er eben auch respektlos, weil er übereifrig oder zu sehr von sich eingenommen war, besonders seitdem er so viel Geld verdiente. Das waren Überlegungen, die mir vorher noch nie so deutlich gekommen waren. Und ausgesprochen hatte ich sie bisher auch noch nie. Ich fühlte mich ohnehin schon als Versagerin, da war es gefährlich, Kritik zu äußern. Man wurde schnell zur Zielscheibe für die Vorwürfe der anderen. Da war es doch leichter, den Mund zu halten.
Versöhnlich strich ich über seinen Arm. „Esme ist meine beste Freundin. Es macht mir etwas aus, wenn ihr euch nicht versteht.“
Er nickte. Sein Blick wanderte durch mein Zimmer. Ich sah das gleiche, was er sah: Mit meinem Umzug zurück ins Elternhaus war ich wieder zu einem Teenager geworden. Ich hatte mir noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Poster von Britney Spears und den Take That abzunehmen.
„Ich glaube, du hast das einzig Richtige gemacht, als du das Erbe angenommen hast.“
Er lenkte ab. Ich ließ es ihm durchgehen. Was hatte ich denn auch wirklich mit deren Gerangel zu tun? Dann sah ich auf die Poster, die schon ziemlich verblichen waren. Ja, Ben hatte Recht, ich musste hier raus, auch wenn es mir schwerfiel, meinen gloriosen Plan in die Tat umzusetzen.
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