Attentat auf Honecker und andere Besondere Vorkommnisse. Jan Eik

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Attentat auf Honecker und andere Besondere Vorkommnisse - Jan Eik

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als die Story um Paul Eßling.

      Diese Geschichte begann am 26. Oktober 1968 in der Kneipe des thüringischen Ortes Steinbach. Man feierte Kirmes, und die Sterncombo aus Trusetal machte Musik. Es ging hoch her.

      Am Stammtisch sitzen die Einheimischen und schimpfen auf die Regierung. Von „Kommunistenschweinen“ ist die Rede und auch davon, dass man diese Leute am besten erschießen sollte. Fremde am Nachbartisch hören das mit Missfallen. Sie tragen das SED-Parteiabzeichen am Revers und kommen aus dem benachbarten Bad Liebenstein. Dort sind sie Kurgäste – so wie lange zuvor auch mal Walter Ulbricht und Frau Lotte.

      Die Steinbacher Gerald Rilk und Werner Iffert legen sich mit den SED-Genossen an. Es wird gepöbelt, immer wieder ist vom Erschießen der Kommunisten die Rede. Viel Bier hat die Zungen gelockert. Die Kurgäste verdrücken sich und erstatten Anzeige. Rilk und Iffert werden noch in der Kneipe verhaftet.

      Die Kripo hat die Thüringer schon lange im Auge, denn in Steinbach wird gewildert. Und wer wildert, muss auch Waffen haben. Deshalb sammelt sie seit einiger Zeit alle Informationen in der Akte „Steinbock“.

      Nach einem Dreivierteljahr übernimmt die Stasi-Kreisdienststelle Bad Salzungen die Sache. Am 16. Juni rücken ihre Leute in Steinbach ein, verhören die Anwohner und durchsuchen die Häuser.

      An mehreren Orten werden illegale Waffen gefunden, auch Handgranaten sind dabei. Gerald Rilk besitzt sogar ein Fallschirmspringer-Sturmgewehr. „Das habe ich gefunden“, gibt er an, doch niemand glaubt ihm. Die Wehrmacht der Nationalsozialisten hatte bei Kriegsende das Zeug einfach im Wald liegen gelassen, an dem sich einige Steinbacher bedient hatten.

      Mehr als zwanzig von ihnen sitzen jetzt wegen illegalen Waffenbesitzes in Untersuchungshaft. Anfang 1970 werden die meisten in Bad Salzungen verurteilt. Gerald Rilk und Werner Iffert sind nicht dabei. Auch nicht die später verhafteten Brüder Kurt und Herbert Malsch sowie Herbert Fischer.

      Die Stasi vermutet, diese Männer könnten mehr auf dem Kerbholz haben. Sie haben in der Kneipe auf Ulbricht geschimpft und den Prager Frühling begrüßt – daraus konstruieren die Vernehmer nun einen Umsturzplan, eingeleitet mit einem Attentat auf Walter Ulbricht.

      Die Steinbacher begreifen zunächst gar nicht, worum es eigentlich geht. Doch dafür, dass sie das endlich verstehen, wird in den immer wieder stattfindenden Verhören gesorgt. Gerald Rilk: „Die Stasi hat uns auf eine Linie geführt.“ Nun ist plötzlich nur noch vom angeblich geplanten „Mordanschlag auf den Staatsratsvorsitzenden“ die Rede.

      Dass Walter Ulbricht das benachbarte Bad Liebenstein seit 1964 gar nicht mehr besucht hat, ficht die Stasi nicht an. Sie bastelt ihren Mordplan – nur fehlen nach anderthalb Jahren immer noch die Geständnisse. Doch schließlich machen die Verhöre die stets erneut Beschuldigten mürbe, und sie unterschreiben.

      Immer noch traut sich die Stasi mit ihrer erfundenen und erpressten Geschichte vom Attentat auf Walter Ulbricht nicht vor Gericht. Es fehlt ein angeblicher Anführer der „Bande“.

      Den glaubt man in NVA-Hauptmann Rainer Grauel zu finden, einem MiG-21-Piloten aus Steinbach, der in Trollenhagen bei Neubrandenburg dient. Er erhält Flugverbot, wird von 42 IMs bespitzelt, in Arrest gesteckt, zum Soldaten degradiert und schließlich für ein Jahr eingesperrt, weil er alles nicht begreift und einfach nur nach Hause möchte. Worum es damals, Anfang der 1970er-Jahre überhaupt ging, erfährt Rainer Grauel erst nach dem Ende der DDR aus seinen Stasi-Akten. Als „Rädelsführer“ des angeblichen Ulbricht-Attentates taugt er damals jedenfalls nicht. Da scheint Georg Wölkner geeigneter.

      Der Förster arbeitet im Sperrgebiet, kennt die Steinbacher und hat sogar schon illegal mit ihnen gejagt. Am 2. Oktober 1970 wird er verhaftet.

      Wieder vergehen zwei Jahre. Walter Ulbrichts Stern ist gesunken, und die angeblichen Attentäter sitzen derweil fast fünf Jahre in U-Haft. So wird ein Geheimprozess vor dem Obersten Gericht der DDR geplant. Die Angeklagten lernen ihre Rollen auswendig. Immerhin steht die Drohung der Todesstrafe im Raum. Die Stasi-Leute machen den Männern unverhohlen klar, dass die ganze Geschichte nur dann glimpflich ablaufen könne, wenn sie wie erwartet vor Gericht funktionieren.

      Im Prozess gibt es weder Beweismittel noch Zeugen. Nur Urteile. Am 11. April 1972 werden sie verkündet: Gerald Rilk lebenslänglich, Werner Iffert und Herbert Fischer 15 Jahre, Herbert Malsch 12 Jahre und Kurt Malsch 10 Jahre.

      Georg Wölkner wird in einem eigenem Prozess in Erfurt wegen Spionage zu lebenslänglicher Haft verurteilt. Nach acht Jahren erkrankt er lebensgefährlich, wird entlassen und verstirbt.

      Die fünf Männer aus Steinbach sitzen zwischen fünf und sieben Jahren ab, bevor sie begnadigt werden. Nach dem Ende der DDR folgen Rehabilitierung und Haftentschädigung.

      Mit einer allerletzten Attentatsgeschichte überraschte „Der Tagesspiegel“ einige Jahre später, 2009, seine Leser. Sie spielt Ende der 1950er-Jahre. Auch der derweil in Ehren ergraute verhinderte Mordbube, der Schauspieler und Komiker Dieter Hallervorden, erinnerte sich daran – nicht ohne Grund: „Ulbricht war die Marionette Moskaus – der bestgehasste Möchtegern-Politiker – da konnte man als junger Mann mit großer Sehnsucht nach deutscher Wiedervereinigung schon mal mit dem Gedanken spielen, den diktatorischen Block durch ein Attentat auf den Spitzbart Ulbricht aufzubrechen.“

      Im „Tagesspiegel“ vom 30. Januar 2009 liest sich die Geschichte so: „Es war das Jahr 1958, Dieter Hallervorden, Student der Romanistik, war aus Ost-Berlin in den Westen geflüchtet. Er trat einer Burschenschaft bei … Etliche der Mitglieder waren wie Hallervorden aus der DDR geflüchtet, so auch Kurt Eberhard. Mit dem freundete sich Hallervorden an, und die beiden überlegten, wie man helfen könnte, das SED-Regime im Osten zu beseitigen … Walter Ulbricht … sollte erschossen werden. Die Pläne waren recht präzise: Von der S-Bahn aus wollten sie schießen, in Prenzlauer Berg zwischen den Bahnhöfen Greifswalder Straße und Zentralviehhof. Neben der Werner-Seelenbinder-Halle spielte Walter Ulbricht öfter Tennis. Hallervorden sollte die Waffe besorgen. Eine Freundin von Kurt Eberhard brachte die beiden schließlich von dem riskanten Plan ab. Hallervorden sagt heute: ‚Das war ein Dumme-Jungs-Plan, mehr eigentlich nicht …‘“

       J. E.

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