Phil's Physics. Philip Häusser
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Das ist bestürzend und wir sollten uns überlegen, ob wir wirklich wollen, dass irgendwann einmal nur noch ein paar wenige Leute über das Spezialwissen verfügen, das nötig ist um Quantencomputer & Co. zu bauen, während der Rest im Tal der Unwissenheit schläft. Eine Grundbildung in politischer, philosophischer und eben auch naturwissenschaftlicher Art und Weise ist ein Weg aus diesem Tal. »Phil’s Physics« ist endlich mal ein richtig gutes Buch zur Physik. Nicht dieses theoretische Gequatsche über den Anfang des Universums, ob das Higgs-Teilchen nur ein Schluckauf des Vakuums ist oder die Frage, woher die schwarzen Löcher im Kosmos kommen. Nein, hier spielt einer mit Physik, weil er Physik kann – und zwar Physik in unserem alltäglichen Leben. Keine Spezialausrüstung ist nötig, sondern nur Neugier und gesunder Menschenverstand. Das Vergnügen am Experimentieren, die überraschenden und witzigen Erklärungen, die liefert Philip. Der Mann ist echt gut. Ich wünsche euch viel Spaß mit Philips Physik für Fußgänger.
Harald Lesch
MISSION PHYSIK
Was ist eigentlich so toll an Physik? Ist das nicht einfach nur eine riesige Sammlung von Formeln, die irgendwelche graubärtigen Leute in Kellern an Tafeln schreiben und solange darüber diskutieren, bis sie entweder wahnsinnig oder Nobelpreisträger werden (oder beides)?
Für mich ist das Besondere an Physik, dass ihre Gesetze viele verschiedene Phänomene mit nur wenigen, grundlegenden Prinzipien erklären. So was wie Drehimpulserhaltung zum Beispiel. Das ist der Grund, warum sich eine Eiskunstläuferin schneller dreht, wenn sie bei einer Pirouette die Arme anzieht. Ein magisches Wort – Drehimpulserhaltung – enthält eine ganze Story. Man kann in scheinbar belanglosen Alltagssituationen die faszinierende Welt der Physik entdecken, wenn man darauf achtet. Wie viel Physik in den Dingen steckt, die wir mehr oder weniger jeden Tag benutzen, das soll dieses Buch zeigen.
Jedes Kapitel enthält ein Experiment, für das ihr meist nur wenige Alltagsgegenstände braucht. Es geht immer darum, irgendwas einigermaßen Nützliches zu bauen. Ihr werdet in diesem Buch keine langweiligen theoretischen Elektro-Schaltungen finden, sondern Bauanleitungen für ein Nachtsichtgerät, einen Beamer oder ein Handy-Mikroskop. Zu jedem Experiment gibt es eine ausführliche Erklärung – allerdings ohne Formeln oder komplizierte Diagramme, versprochen!
Ihr müsst die Experimente nicht durchführen, um zu verstehen, welche physikalischen Phänomene jeweils dahinter stecken. Umgekehrt müsst ihr aber auch nicht zwingend alle physikalisch wichtigen Begriffe verstanden haben, um das Experiment nachzubauen. So könnt ihr das Buch nutzen, wie es euch gefällt – als Ausgangspunkt für ein spannendes Forschungs-Wochenende oder als unterhaltsame Lektüre auf dem Klo.
Auf der ersten Seite jedes Kapitels findet ihr Information dazu, wie schwierig das Experiment ist (von easy bis anspruchsvoll), wie viel Zeit ihr für das Nachbauen des Experiments einplanen müsst und welchen physikalischen Themen das Experiment zuzuordnen ist. Fachbegriffe sind bei der Erstnennung fett gedruckt. Diese Begriffe, könnt ihr am Ende des Buches unter »Phil’s Lexikon« nachschlagen.
Außerdem gibt es zu diesem Buch einen YouTube-Kanal, den ihr auf www.phils-physics.de findet. Am Anfang von jedem Kapitel findet ihr einen QR-Code sowie einen Link, der euch zur passenden Seite führt. Dort findet ihr weitere Tipps und Materialien zum Download,sowie Videos zu den Experimenten, die einen Play-Button (
Ach ja, noch was: Mein Anwalt hat gesagt, ich muss euch darauf hinweisen, dass ihr die Experimente auf eigenes Risiko macht. Wenn ihr also beim Bau eines Hovercrafts über die Teichplane stolpert, dabei den Laubbläser in Gang setzt, der wiederum abhebt, durch das Fenster knallt und draußen für einen Verkehrsunfall sorgt, dann ist das höchst bedauerlich, aber nicht meine Schuld. Das gilt natürlich auch für alle anderen Dinge, die passieren könnten, wenn man nicht mit gesundem Menschenverstand handelt.
Und wie bekommt man den gesunden Menschenverstand, wenn man ihn nicht hat? Durch Ausprobieren! Profis nennen das »Experiment«. Wenn also etwas nicht funktioniert, gebt nicht auf – findet heraus, woran es liegt. Fragt Freunde oder andere Follower von Phil’s Physics auf YouTube. Bei einem Experiment, das erst schief geht und dann durch systematisches Verbessern klappt, lernt ihr am meisten. Aber auch, wenn ihr die Experimente nur im Geiste durchgeht, werden euch vielleicht auch schon die wesentlichen Zusammenhänge klar. Für alle Fälle gibt’s am Ende dieses Buches noch »Phil’s Physics Lexikon«. Zu jedem fett gedruckten Wort findet ihr dort eine Erklärung.
Jetzt aber genug der Vorrede – danke, dass ihr an Bord seid bei der Mission Physik, viel Spaß und lasst von euch hören!
Euer Philip
Ein typisches Problem unserer Zeit: Handyakku leer! Wie oft ist es mir schon so gegangen, dass ich abends auf dem Weg nach Hause noch schnell eine E-Mail beantworten wollte – und dann, kurz bevor man auf »senden« drückt, geht der Saft aus. Okay, das ist ein Luxusproblem, ich gebe es ja zu. Aber stellt euch vor, ihr seid auf einer Expedition in der Wildnis und es gibt wirklich keine Steckdose! Für solche Fälle braucht man ein spezielles Ladegerät, das ohne Steckdose oder Akku funktioniert. Wir bauen es aus einem Akkuschrauber (natürlich ohne dessen Akku).
Wir wandeln bei diesem Experiment Bewegungsenergie (durch Drehen am Motor des Akkuschraubers) in elektrische Energie um – ein bisschen wie bei einem Fahrraddynamo. Theoretisch kann man das mit jedem Akkuschrauber oder Handy machen. Da ich aber natürlich nicht genau weiß, welche Geräte ihr habt, würde ich empfehlen, nicht gerade das nagelneue 800-€-Smart- phone mit dieser Methode aufzuladen, sondern es lieber erst mal mit einem alten Handy zu versuchen.
SO WIRD’S GEMACHT
Manche Akkuschrauber haben eine Sperre, die dafür sorgt, dass sich der Motor nicht drehen lässt, wenn der Akku nicht eingesetzt ist. Achtet bei der Beschaffung des Schraubers darauf, dass das möglich ist.
Schnappt euch das Ladekabel und schneidet mit der Schere das Ende ab, das nicht ans Handy gestöpselt wird. Benutzt die Klingen der Schere, um den Gummi-Mantel des Kabels ein Stück abzuziehen, damit ihr an die Drähte im Inneren heran kommt. Dort sollten mehrere kleinere Kabel (auch Adern genannt) zum Vorschein kommen. Wir brauchen das schwarze und das rote. Die anderen Adern könnt ihr abschneiden. Entfernt von der roten und der schwarzen Ader auch ein Stück Mantel. Dann liegen kleine Kupferdrähte frei und ihr zwirbelt diese frei liegenden Enden aus jedem Kabel zusammen.
Jetzt kommt der Akkuschrauber dran. Entfernt den Akku. An der Verbindungsstelle seht ihr zwei Kontakte, über die normalerweise der Strom vom Akku in den Elektromotor gelangt. Diese Kontakte brauchen wir später noch. Schaut euch jetzt