Ein neues Ich. Джо Диспенза
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Ein Beispiel: Wahrscheinlich wachen Sie immer auf derselben Seite Ihres Betts auf, ziehen wie gewohnt Ihren Bademantel an, schauen in den Spiegel und duschen wie immer, ganz automatisch. Dann machen Sie sich ein bisschen zurecht, damit Sie den Erwartungen entsprechen, und putzen sich die Zähne auf dieselbe Art wie immer. Sie trinken Ihren Kaffee aus Ihrer Lieblingstasse und essen wie gewohnt Ihr Müsli. Dann ziehen Sie die Jacke an, die Sie immer tragen, und machen den Reißverschluss zu, ganz unbewusst und ohne groß darüber nachzudenken.
Anschließend fahren Sie automatisch auf der gewohnten, für Sie günstigsten Route zur Arbeit. Dort machen Sie all das, was Sie aus der Erinnerung heraus so gut können. Sie treffen dieselben Leute, die auf dieselben emotionalen Knöpfe drücken, wodurch Sie über diese Leute, Ihre Arbeit und Ihr Leben immer wieder dasselbe denken.
Später eilen Sie nach Hause und essen schnell einen Happen, damit Sie schnell noch Ihre Lieblingssendung im Fernsehen anschauen können, um danach schnell ins Bett zu gehen, um schnell wieder von vorn zu beginnen. Hat sich Ihr Gehirn im Lauf des Tages überhaupt irgendwie verändert?
Wieso erwarten Sie eigentlich insgeheim, dass sich in Ihrem Leben irgendetwas Neues tut, obwohl Sie doch Tag für Tag dieselben Gedanken denken, dieselben Handlungen ausführen und dieselben Emotionen fühlen? Das hört sich doch nach völligem Unsinn – um nicht zu sagen: Wahnsinn – an, oder? Wir alle sind schon einmal Opfer dieser Art von beschränktem Leben geworden. Inzwischen müsste Ihnen klar sein, warum.
Auf das obige Beispiel angewandt, kann man sicherlich sagen, Sie reproduzieren Tag für Tag dieselbe Geisteshaltung. Und wenn, wie die Quantenwelt zeigt, die Umwelt eine Ausdehnung und Erweiterung Ihres Geistes ist (und Geist und Materie eins sind), ist klar: Solange Ihr Geist derselbe bleibt, verharrt auch Ihr Leben in seinem »Status quo«.
Wenn also Ihr Umfeld gleich bleibt und Sie durch die immer selben Gedanken darauf reagieren: Erzeugen Sie dadurch gemäß dem Quantenmodell nicht immer wieder dasselbe? Was eingebracht wird, bleibt gleich, also wird auch das, was dabei herauskommt, gleich bleiben. Wie sollen Sie da jemals etwas Neues erschaffen können?
Fest verankert in schlechten Zeiten
Indem Sie Ihr Leben Tag für Tag auf dieselbe Art und Weise leben und dieselben neuronalen Muster abspulen, passiert unter Umständen noch etwas: Sooft Sie in Reaktion auf die Ihnen vertraute Realität dieselbe Geisteshaltung reproduzieren (also dieselben Nervenzellen stimulieren, sodass Ihr Gehirn immer wieder gleich funktioniert), »verankern« Sie Ihr Gehirn fest mit den entsprechenden persönlichen Lebensumständen, ob sie nun gut oder schlecht sind.
Ein neurowissenschaftlicher Grundsatz namens Hebb‘sche Lernregel besagt im Wesentlichen: Nervenzellen, die gleichzeitig aktiv sind, reagieren aufeinander und »verdrahten« sich (»What fires together, wires together«). Wenn Sie immer wieder dieselben Nervenzellen aktivieren, fällt es diesen Zellen mit jedem Mal leichter, gemeinsam zu reagieren, und sie entwickeln mit der Zeit eine nachhaltige Beziehung zueinander.1
Mit dem Begriff »verankern« meine ich also: Neuronencluster wurden so oft immer wieder auf dieselbe Art und Weise aktiviert, dass sie sich zu dauerhaften Mustern zusammengefunden haben. Je aktiver diese Neuronennetzwerke sind, desto statischer werden ihre Aktivitätsverläufe. Und so wird mit der Zeit aus dem immer wieder gedachten Gedanken, aus dem Verhalten oder Gefühl eine automatische, unbewusste Gewohnheit. Wenn Ihre Umwelt Ihren Geist so stark beeinflusst, wird Ihr übliches Lebensumfeld zu Ihrer Gewohnheit.
Indem Sie also dieselben Gedanken, Handlungen und Gefühle ständig wiederholen, wird in Ihrem Gehirn mit der Zeit ein festes, begrenztes Muster verankert, das ein Spiegelbild Ihrer begrenzten Realität darstellt. Und so wird es für Sie immer natürlicher, dieselbe Geisteshaltung zu reproduzieren.
Aufgrund dieses unschuldigen Reaktionszyklus verstärkt Ihr Gehirn bzw. Ihr Geist die bestimmte Realität Ihrer Außenwelt immer mehr. Je öfter durch Reaktionen auf die äußeren Umstände dieselben Schaltkreise aktiviert werden, desto fester verankern Sie die entsprechende Geisteshaltung im Gehirn. Sie sind dann neurochemisch an Ihre Lebensumstände verhaftet und denken mit der Zeit entsprechend »beschränkt«, denn Ihr Gehirn aktiviert ja auch immer wieder eine begrenzte Anzahl an Schaltkreisen, die wiederum eine ganz spezifische mentale Signatur erzeugen: Ihre Persönlichkeit.
So gewöhnen Sie sich an Ihr vertrautes Ich
Diese neuronale Gewöhnung führt dazu, dass die beiden Realitäten des inneren Geistes und der äußeren Umwelt scheinbar nicht mehr voneinander getrennt werden können. Denken Sie beispielsweise ununterbrochen an Ihre Probleme, dann verschmelzen Ihr Geist und Ihr Leben miteinander. Die objektive Welt ist nun gefärbt von den Wahrnehmungen Ihres subjektiven Geistes, und damit passt sich die Realität ständig an. Sie verlieren sich in der Illusion des Traumes.
Auf solchen eingefahrenen Gleisen haben wir uns alle schon einmal bewegt, aber das Ganze geht noch weiter: Nicht nur Ihre Handlungen, sondern auch Ihre Einstellungen und Gefühle wiederholen sich. In gewissem Sinn sind Sie zum Sklaven Ihrer Umwelt geworden und haben ein »Gewohnheits-Ich« ausgebildet. Ihr Denken verläuft analog zu Ihren Lebensumständen, und so erzeugen Sie als Quantenbeobachter einen Geist, der lediglich die Umstände Ihrer speziellen Realität regelmäßig verstärkt. Sie reagieren nur noch auf Ihr äußeres, Ihnen wohlbekanntes, sich nie veränderndes Umfeld.
So sind Sie auf sehr reale Art und Weise eine Folge der äußeren Umstände geworden. Sie haben die Kontrolle über Ihre Bestimmung aufgegeben. Anders als die von Bill Murray verkörperte Figur in dem Film »Und täglich grüßt das Murmeltier« kämpfen Sie nicht einmal gegen die unaufhörliche Monotonie Ihres Lebens und Ihrer selbst an, und noch schlimmer: Sie sind kein Opfer einer mysteriösen und unsichtbaren Kraft, die Sie in diese Zeitschleife verbannt hat – Sie selbst haben die Schleife kreiert.
Die gute Nachricht lautet: Da Sie die Schleife ja geschaffen haben, können Sie sie auch wieder auflösen!
In der Quantenrealität erfordern Veränderungen im Leben einen grundlegenden Wandel unseres Denkens, Tuns und Fühlens. Wir müssen unseren Seinszustand verändern. Unsere Persönlichkeit wird im Wesentlichen von unseren Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen bestimmt, und so erzeugt unsere Persönlichkeit unsere persönliche Realität. Um eine neue persönliche Realität, ein neues Leben, zu erschaffen, müssen wir eine neue Persönlichkeit kreieren, wir müssen zu einer anderen Person werden.
Veränderung bedeutet also ein »größeres« Denken und Handeln über unsere derzeitigen Umstände und unser gegenwärtiges Umfeld hinaus.
Größe ist, an einem Traum festzuhalten – ungeachtet der äußeren Umstände
Bevor wir nachforschen, wie wir über unsere Umwelt hinausdenken und damit unser gewohntes Ich hinter uns lassen können, möchte ich noch einmal betonen: Es ist tatsächlich möglich, über unsere derzeitige Realität hinauszudenken. Die Geschichtsbücher sind voll von Menschen, die genau das getan haben: der amerikanische Bürgerrechtler und Baptistenpfarrer Martin Luther King, Jr. (1929–1968); der schottische Freiheitskämpfer William Wallace (um 1270–1305); die Chemikerin und Physikerin Marie Curie (1867–1934); Mahatma Gandhi (1869–1948); der autodidaktische Erfinder Thomas Edison (1847–1931); und die französische Nationalheldin Jeanne d’Arc (um 1410–1431), um nur einige zu nennen. Sie alle stellten sich eine zukünftige Wirklichkeit vor, die als Potenzial im Quantenfeld existierte. Ihre Vision war in der inneren Welt der Möglichkeiten, jenseits der sinnlichen Wahrnehmung lebendig, und zur rechten Zeit setzten diese Menschen ihre Vorstellungen in die Wirklichkeit um.
Gemeinsam ist ihnen