Work-Life-Balance. Uta Kirschten
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Bei der Work-Life-Integration werden das Arbeitsleben und das Privatleben miteinander verbunden, so dass es keine eindeutige Trennung mehr zwischen den beiden Lebensbereichen gibt. So wird das Arbeitsleben in das Privatleben integriert, beispielsweise, wenn jemand zu Hause oder unterwegs, morgens oder abends, am Wochenende oder auf Reisen berufliche Aufgaben bearbeitet. Andererseits wird es auch vom Arbeitgeber akzeptiert, dass ein Arbeitnehmender während seiner Arbeitszeit private Aufgaben erledigt oder seine Arbeit für private Anliegen einige Zeit unterbricht. Voraussetzung sind auch hier geeignete berufliche Aufgabenbereiche, die ein örtlich und zeitlich flexibles Arbeiten zulassen.
Das Ziel besteht darin, dass das Arbeitsleben Freiräume für die Belange des Privatlebens bietet, die Beschäftigten dafür jedoch auch bereit sind, berufliche Aufgaben auch in der eigentlich arbeitsfreien Zeit, im Privatleben, zu bearbeiten. So können beispielsweise private Termine während der Arbeitszeit wahrgenommen werden, dafür wird am Abend oder am Wochenende nochmal an einem beruflichen Projekt gearbeitet oder abends noch ein berufliches Telefonat geführt. Beide Lebensbereiche verschmelzen quasi zu einem Ganzen, wodurch zeitliche und räumliche Konflikte mit den Anforderungen der verschiedenen Lebensbereiche vermieden bzw. reduziert werden können. Für viele Berufstätige ist es schon heute normal, auch außerhalb der üblichen Arbeitszeiten noch berufliche Aufgaben wahrzunehmen. Voraussetzung für eine Work-Life-Integration ist die Verfügbarkeit und Nutzung der vielfältigen digitalen Informations- und Kommunikationstechnologien, wie z.B. dem Smartphone oder dem Laptop, auf dem abends und unterwegs noch berufliche Emails oder Anfragen beantwortet werden und der berufliche Datenaustausch erfolgen kann. Durch eine flexible Verknüpfung des Arbeitslebens mit dem Privatleben können berufliche und private Anforderungen besser zeitlich und örtlich aufeinander abgestimmt und miteinander vereinbart werden. Ziel ist es nicht, deutlich mehr zu arbeiten, sondern die Arbeitszeiten sollen zeitlich und räumlich flexibler gestaltbar sein, um alle beruflichen und privaten Anforderungen und Bedürfnisse gut miteinander vereinbaren zu können. (Rassek 2020; Fichtel 2020; Mauritz 2020; Hearn 2017).
Diese Integration von Arbeitsleben und Privatleben führt ebenfalls zu einer EntgrenzungEntgrenzung der Lebensbereiche, da es keine eindeutige Trennung mehr zwischen dem Arbeits- und Privatleben gibt. Zusätzlich besteht die Gefahr, dass das Arbeitsleben immer weitere Teile des Privatlebens vereinnahmt und Beschäftigte „rund um die Uhr“ für ihre beruflichen Aufgaben ansprechbar sind und nicht wirklich vom Arbeitsleben abschalten und sich erholen können. Ebenso wie das Konzept des Work-Life-Blending kann auch die Work-Life-Integration zu erheblichen negativen gesundheitlichen (physisch und psychisch) sowie soziale Auswirkungen für die Beschäftigten führen.
1.3.3 Umsetzung der Konzepte Work-Life-Blending und Work-Life-Integration
Da die Konzepte des Work-Life-Blending und der Work-Life-Integration inhaltlich sehr ähnlich sind, werden im folgenden wesentliche Voraussetzungen und Anforderungen für die Umsetzung beider Konzepte gemeinsam diskutiert sowie abschließend beide Konzepte gemeinsam bewertet.
1.3.3.1 Voraussetzungen für die Umsetzung der Konzepte Work-Life-Blending und Work-Life-Integration
Die Konzepte Work-Life-Blending und Work-Life-Integration sind nur für diejenigen Aufgabenbereiche geeignet, die eine örtlich und zeitlich flexible Aufgabenerfüllung erlauben. Dazu gehören häufig Tätigkeiten im kaufmännischen Bereich, Verwaltungstätigkeiten, Planungsaufgaben, Managementtätigkeiten, IT-Aufgaben, ggf. flexibler Außendienst, Projektmanagement, ggf. F+E-Aufgaben und Tätigkeitsfelder im E-Commerce. Davon ausgeschlossen sind alle Tätigkeiten, die entweder auf festgelegten Arbeitsplätzen und / oder zu festgeschriebenen Arbeitszeiten (incl. Schichtarbeit) geleistet werden müssen. Das betrifft beispielsweise viele Berufsfelder in Gesundheitsberufen (z.B. im Krankenhaus oder in Pflegeeinrichtungen), Tätigkeiten im Einzelhandel und Servicebereich mit Kundenkontakt und festen Öffnungszeiten und Arbeitsorten, aber auch Tätigkeiten, die in direkter Zusammenarbeit mit (teil-)automatisierten Produktionsanlagen wie beispielsweise in der Automobilproduktion erfolgen.
Beide Konzepte setzen ein verändertes Verständnis von ArbeitVerständnis von Arbeit voraus: Wichtig ist hier nicht mehr die Präsenz am Arbeitsplatz und die Anzahl der Arbeitsstunden, sondern die Erfüllung der Arbeitsaufgabe unabhängig von Ort und Zeit. Arbeitgeber und Vorgesetzte sind hierbei gefordert, ihren Beschäftigten mehr Vertrauen bei der Erfüllung ihrer Arbeitsaufgaben entgegen zu bringen, ohne dass die Mitarbeitenden acht Stunden am Arbeitsplatz präsent sind. Andererseits erfordern diese neuen Konzepte sowohl von den Arbeitgebern als auch von den Beschäftigten einen verantwortungsvollen Umgang mit der zeitlichen und örtlichen Flexibilität sowie zusätzliche Kompetenzen zur Bewältigung der Verschmelzung beider Lebensbereiche.
1.3.3.2 Anforderungen und Kompetenzen zur Umsetzung von Work-Life-Blending und Work-Life-Integration
Die Umsetzung eines Work-Life-Blending bzw. einer Work-Life-Integration erfordert von den Arbeitgebern die Entwicklung eines Rahmenkonzepts, das die örtliche und zeitliche Flexibilität der Beschäftigten definiert und auch Grenzen für das Privatleben setzt. Aber auch die Beschäftigten müssen zusätzliche Kompetenzen erwerben, um die Konzepte des Work-Life-Blending bzw. der Work-Life-Integration erfolgreich und gesundheitsverträglich umsetzen zu können. Zu den wichtigsten zusätzlichen KompetenzenKompetenzen gehören die folgenden:
Höhere Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten: Die Integration des Arbeitslebens in das Privatleben erfordert eine höhere Eigenverantwortlichkeit der Beschäftigten für die Erfüllung ihrer Arbeitsaufgaben, ohne dass der Arbeitgeber oder Vorgesetzte jeden Arbeitsschritt kontrolliert. Die Beschäftigten müssen selbst verantwortungsvoll mit den neuen größeren zeitlichen und räumlichen Gestaltungsspielräumen ihrer beruflichen Tätigkeit umgehen und selbst dafür Sorge tragen, dass sie ihre Arbeitsaufgaben termingerecht und gut bearbeiten sowie auch den Kontakt zu den Kollegen aufrechterhalten.
Umfangreicheres Selbstmanagement: Mit der höheren Eigenverantwortung verbunden ist auch die Notwendigkeit eines guten Selbstmanagements der Beschäftigten. Sie müssen ihre Arbeitsaufgaben selbst inhaltlich, zeitlich und örtlich strukturieren und individuell abstimmen mit den verschiedenen beruflichen und privaten Anforderungen. Die zeitliche und örtliche Flexibilität, die eine höhere Vereinbarkeit der verschiedenen Lebenswelten ermöglicht, erfordert gleichzeitig ausgeprägte Organisationsfähigkeiten und ein umfassendes Selbstmanagement, um die verschiedenen beruflichen und privaten Aufgaben und Anforderungen zeitlich und örtlich bedarfsgerecht aufeinander abzustimmen.
Digitale Medienkompetenz: Die Verbreitung und Nutzung digitaler Informations- und Kommunikationstechnologien ist häufig die zentrale Voraussetzung für eine umfangreichere zeitliche und örtliche Flexibilisierung der Arbeitswelt und die Verbindung der verschiedenen Lebenswelten. Um die Potenziale der digitalen Medien und Technologien ausschöpfen zu können, bedarf es einer großen Aufgeschlossenheit der Mitarbeitenden gegenüber den neuen digitalen Technologien sowie umfangreiche Kompetenzen zur Nutzung der digitalen Technologien. Während die Kommunikation über das Smartphone und Emails (Laptop) mittlerweile selbstverständlich ist, bedarf es auch der Kompetenzentwicklung im Hinblick auf die Kommunikation über Videokonferenzen, Chaträume, digitale Präsentationen und digitale Veranstaltungen sowie der Nutzung digitaler Cloudtechnologien zum digitalen Informations- und Datenaustausch.
Flexibilität: Die verschiedenen Lebenswelten können nur dann anforderungsgerecht vereinbart werden, wenn alle Beteiligten bereit sind, flexibel auf die jeweiligen beruflichen und privaten Anforderungen und Gegebenheiten zu reagieren und aufeinander abzustimmen. Dazu gehört die Bereitschaft, unvorhergesehene berufliche Aufgaben termingerecht oder auch kurzfristig außerhalb der normalen Arbeitszeiten zu bearbeiten, ebenso wie die Möglichkeit, flexibel auf spontane private Ereignisse (z.B. Kinderkrankheiten, kurzfristige