Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis. Alfred Bekker

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Ermordet zwischen Sylt und Ostfriesland: 6 Küstenkrimis - Alfred Bekker

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griff zur Fernsehzeitung und schlug das Programm für den heutigen Tag auf. Harm legte sich zu seinen Füßen auf den Boden und schien hochzufrieden nach seinem Festmahl.

      Winkels legte die Zeitschrift wieder beiseite. Er hatte schon befürchtet, dass ihm der tote Wilhelm Papendieck nicht aus dem Kopf ging. Die alten Ermittlerinstinkte waren wieder zum Leben erwacht, und er hätte sich zu gern an den weiteren Nachforschungen beteiligt. Natürlich war ihm bewusst, was sein Nachfolger davon hielt, wenn er sich einmischte. Nämlich nichts!

      Wenn er allerdings behutsam vorging…

      Es gab noch genügend Kollegen, die ihm mit der einen oder anderen Auskunft helfen würden. Da war er sicher. Er hatte bestimmt noch viele Freunde unter ihnen…

      Eine kleine Nachforschung konnte doch nicht schaden, wenn es im Interesse der Aufklärung eines Mordfalles war.

      Er sah nach unten. „Was hältst du von der Sache?“

      Harm legte seinen Kopf auf die Vorderpfoten und sah ihn treuherzig an. Vielleicht rechnete er damit, dass es noch ein weiteres Stück Fleisch gab?

      „Du stimmst mir doch zu, dass es sich nicht um einen schief gegangenen Einbruch handelte. Dröver hätte mir erzählt, wenn sie dafür Hinweise gefunden hätten. Ein Einbrecher hätte auch verschwinden können, solange Papendieck auf der Leiter stand. Nein, das war es nicht.“

      Harm gähnte. Winkels ließ sich nicht irritieren.

      „Dass jemand zufällig vorbeigekommen ist und aus Spaß die Leiter umgeworfen hat, können wir wohl auch ausschließen. So etwas passiert in Aurich nicht.“

      Harm hatte die Augen geschlossen und die Ohren nach vorn gedreht, als würde er weiter aufmerksam zuhören.

      „Ich denke viel mehr“, fuhr Winkels fort, „dass es sich um einen sehr persönlichen und geplanten Mord handelt, und dass der Mörder einen guten Grund für seine Tat hatte. Das war keine zufällige Tat!“

      Harm öffnete kurz die Augen und klopfte mit seinem Schwanz zweimal auf den Boden.

      „Das siehst du also genauso? Dann sind wir uns ja einig. Ich bin froh, einen so intelligenten Hund zu haben.“

      Harm rührte sich nicht.

      Tjade Winkels griff zur Fernbedienung.

      Er würde die Angelegenheit überschlafen, und am nächsten Morgen entscheiden, wie er weiter vorgehen wollte.

      Jetzt widmete er sich erst mal dem Wetterbericht.

      2.Kapitel

      Tjade Winkels war früh aufgestanden. Er konnte sich immer noch nicht daran gewöhnen, dass er sich jetzt nicht mehr an seinen Arbeitsplatz begeben musste. Der Fischteichweg, an dem die Polizeiinspektion für Aurich und Wittmund lag, war von seiner Wohnung nur zehn bis fünfzehn Minuten zu Fuß entfernt. Nur wenn es regnete, benutzte er sein Auto, an den übrigen Tagen genoss er den Spaziergang.

      Er machte eine unwillige Handbewegung vor dem Spiegel im Badezimmer. Er dachte immer noch, dass die Vergangenheit seine Gegenwart war. Er würde noch einige Zeit brauchen, bis er die neue Situation völlig akzeptiert hatte. Er hatte sein ganzes Leben dem Dienst an der Öffentlichkeit gewidmet und dafür gesorgt, dass die Bürger ruhig schlafen konnten.

      Wenn er ganz ehrlich mit sich selbst war, musste er zugeben, dass es allmählich Zeit wurde, der nächsten Generation den Platz frei zu machen.

      Prüfend fuhr er mit den Fingerspitzen über die glatt rasierten Wangen. Ein paar Schaumreste waren schnell weggewischt. Er hasste Elektrorasierer und benutzte seit seiner ersten Rasur ein Rasiermesser, wie er es von seinem Vater gelernt hatte.

      Ein paar Falten im Gesicht – das störte ihn nicht. Seine immer noch vollen dunkelblonden Haare standen etwas wirr vom Kopf ab. Er griff zu einem Kamm und beseitigte das Problem.

      Seine Augen schienen ihm unter den buschigen Brauen leicht eingefallen zu sein. Er hatte nicht besonders gut geschlafen, da er den Mord an Wilhelm Papendieck nicht aus seinen Gedanken bekam.

      Am Vorabend hatte er sich gesagt, dass ihn das nichts anging, aber heute Morgen war dieser Vorsatz wie weggeblasen. Dieser Dröver würde doch Spuren nicht entdecken, wenn sie direkt vor seiner Nase lägen.

      Er warf einen Blick zu Harm, der schwanzwedelnd hinter ihm saß und darauf wartete, endlich aus der Tür gelassen zu werden.

      Am liebsten hätte Winkels ihm einfach die Tür geöffnet, doch dann würde der eine oder andere Nachbar wieder zetern, dass der Hund die kostbaren Blumen ausgegraben hätte oder die Beete verwüstete. Nach der zweiten Beschwerde hatte er widerstrebend zur Leine gegriffen.

      Beim Gedanken an Nachbarn fiel ihm ein, dass er vielleicht mal versuchen könnte, mit Papendiecks Nachbarn zu reden. Nach seiner Erfahrung gab es immer einige, die etwas gesehen oder bemerkt hatten.

      Denn Neugier war eine zutiefst menschliche Eigenschaft.

      Mit neuem Elan zog er sich an, wobei er heute auf die Cordhose verzichtete. Sie war wirklich abgetragen, und er wollte nicht gerade wie ein Penner auftreten.

      Er erinnerte sich, dass es noch ziemlich früh war. Es wäre wohl ziemlich unhöflich gewesen, um diese Zeit bei fremden Leuten zu klingeln.

      Also erstmal mit dem Hund spazieren gehen, dann frühstücken, in Ruhe die Nachrichten ansehen, und dann…

      Wie sollte er eigentlich auftreten? Er musste einen Grund finden. Darüber konnte er nahdenken, wenn Harm sein Geschäft verrichtete.

      Beschwingten Schrittes machte er sich anschließend auf den Weg zu Wilhelm Papendiecks Haus. Bei seinem ersten Besuch hatte er gesehen, dass die Nachbarn zu beiden Seiten hinter ihren Zäunen und Hecken standen und herüber glotzten. In der ganzen Straße gab es fast nur Einfamilienhäuser unterschiedlicher Größe, die vor allem in den sechziger und siebziger Jahren erbaut worden waren.

      Für heutige Verhältnisse waren die Häuser zu klein und die Gärten zu groß, weil niemand mehr Lust auf Gartenarbeit hatte. Tjade Winkels gab insgeheim zu, dass er auch zu dieser Gruppe gehörte.

      Harm schnüffelte unruhig hin und her, da dieser Weg ihm nicht so geläufig war. Also gab es für eine Hundenase viel Neues zu entdecken. Er blieb gern stehen, um besonders interessante Stellen genauer zu untersuchen. Diese Tätigkeit nahm in so sehr in Anspruch, dass er sein übliches Bellen vergaß.

      Der Nachbar zur linken Seite von Papendiecks Haus stand am Gartentor und rauchte eine dünne Zigarre. Im Inneren des Hauses durfte er das sicher nicht. Er war in den Sechzigern, also in einem ähnlichen Alter wie Winkels selbst. Das sollte doch für einen Anknüpfungspunkt reichen.

      Er blieb stehen und ließ Harms Leine ein ganzes Stück abrollen, so dass der Hund einen größeren Umkreis beschnüffeln konnte.

      „Ein trauriges Ende“, bemerkte er und deutete auf das Nebengrundstück, das mit Flatterband abgesperrt war.

      „Das hat er nicht verdient“, sagte der andere und nahm

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