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würde in diesem Fall steigen. Die Schlussfolgerung, die die Kirche von den „apostolischen Fischern“ am See von Galiläa lernend ableiten kann: Die richtige Organisationskultur des Volkes Gottes auf seinem irdischen Weg zum Ziel wird das menschliche Pilgern erleichtern, es humaner und authentischer gestalten; aber eine solche Kultur, mit allen menschlichen Mitteln anstrebbar, ist allerdings auch kein Garant dafür, dass auf dem Pilgerweg zum Ziel hin keine Steine liegen. Eine Unternehmenskultur, die „strategisch“ nicht auf die gemeinsame Vision hin ausgerichtet ist und das Ziel nicht im Auge hat, also als für die Organisation nicht adäquate Kultur bezeichnet werden muss, lässt die Herde kleiner werden und die Hirten vereinsamen.

      Leistung – das „Mit-einander“ als Maßstab

      Spricht man heute im politischen, wissenschaftlichen und vor allem wirtschaftlichen Alltag von Leistung, so stellt sich stets sogleich die Frage, wie denn in diesen gesellschaftlich-sozialen Zusammenhängen Leistung gesehen, definiert und auch gemessen werden könne. Und weil es schwieriger ist, qualitative Schritte zu einem erwarteten Ziel hin greifbar und dingfest zu machen als quantitative Bewegungen, wird selbst die Reflexion über Leistung einfach verworfen42.

      Das pastorale Bemühen Jesu, soziale Barrieren und religiöse Schranken zwischen den Menschen Israels abzubauen, wurde von den nachösterlichen Gemeinden als ein klarer Auftrag für ihre Arbeit der Verbreitung des Reiches Gottes gesehen und vor allem von Paulus wortmächtig weitergegeben. Für die Praxis des „Miteinanders“ listet Gerhard Lohfink in seinem Werk über die Frage, wie denn „Jesus Gemeinde gewollt“ hat, einige exemplarische „Stichproben der Briefliteratur des Neuen Testamentes“ auf43:

      Einmütigkeit untereinander suchen (Röm 12,16)

      auf den anderen bedacht sein (Röm 12,16)

      einander annehmen (Röm 15,7)

      einander zurechtweisen (Röm 15,14)

      einander mit heiligem Kuss grüßen (Röm 16,16)

      aufeinander warten (1Kor 11,33)

      einträchtig füreinander sorgen (1Kor 12,25)

      einander in Liebe Sklavendienste leisten (Gal 5,13)

      einander die Lasten tragen (Gal 6,2)

      einander in Liebe ertragen (Eph 4,2)

      gütig und barmherzig zueinander sein (Eph 4,32)

      sich einander unterordnen (Eph 5,21)

      einander verzeihen (Kol 3,13)

      einander trösten (1 Thess 5,12)

      einander aufbauen (1Thess 5,12)

      untereinander Frieden halten (1Thess 5,13)

      einander Gutes tun (1Thess 5,15)

      einander die Sünden bekennen (Jak 5,16)

      füreinander beten (Jak 5,16)

      einander von Herzen lieben (1Petr 1,22)

      gastfreundlich zueinander sein (1Petr 4,9)

      einander in Demut begegnen (1Petr 5,5)

      miteinander Gemeinschaft haben (1Joh 1,7).

      Diese neutestamentlichen Leistungskriterien können noch fortgesetzt werden, kennen allerdings keine quantitative Skaleneinteilung von „ausgezeichnet“ bis „ungenügend“. Denn der eigentliche Maßstab, der diesen Ermahnungen zugrunde gelegt ist, ist die Liebe Gottes, die sich im Leben und Zusammensein Jesu mit seinen Jüngern und dem Volk Israel geoffenbart hat. Heißt das aber, dass missionarische Arbeit in den Gemeinden, Diözesen und in der Weltkirche überhaupt nicht messbar ist? Vielleicht gar nicht der Versuch gemacht werden soll oder darf sie zu messen? Wenn Papst Franziskus reflektiert, dass das Maß der Liebe Gottes darin besteht einfach maßlos zu lieben44, kann das jedoch keinesfalls bedeuten, dass sich die getauften Christen, die dazu berufen sind das Reich Gottes in ihrem Raum und in ihrer Zeit greif- und erfahrbar zu machen, in den leerer werdenden Kirchenbänken und den spärlich besetzten Priesterbänken zurücklehnen und alles dieser maßlosen Liebe Gottes überlassen. Die Ermahnungen (Paraklese) spiegeln eine Dynamik des evangelisierenden Aufbruchs wider: suchen, annehmen, sorgen, leisten, tragen, ertragen, verzeihen … Auch Papst Franziskus erinnert in Evangelii gaudium an dieses Aufbrechen im Glauben und Vertrauen in Gottes Wort (EG 20), das im Alten Testament in den Gestalten Abraham, Mose und Jeremias auch für die nachösterlichen Gemeinden immer wieder zeichenhaft dafür steht, dass die Gottsuche kein Spaziergang ist, sondern ganz wesentlich auch etwas mit menschlicher Leistung zu tun hat.

      In Mt 7,15-23 spricht Jesus die Warnung vor den falschen Propheten aus, „die einen leichten politischen Ertrag schnell und kurzlebig erbringen, aber nicht die menschliche Fülle aufbauen“. Heute ist es Papst Franziskus, der sich die Frage stellt, „wer diese sind, die sich in der heutigen Welt wirklich dafür einsetzen, Prozesse in Gang zu bringen, die ein Volk aufbauen“ (EG 224). Er hinterfragt also im Kontext der sozialen Dimension der Evangelisierung45 die pastorale Leistung und nimmt bei der Beantwortung dieser Frage Gedanken von Romano Guardini zu Hilfe; und hier geht es um eine Leistungsbeurteilung (EG 224):

      Die Geschichte wird die letzteren [jene, die nicht die menschliche Fülle aufbauen] vielleicht nach jenem Kriterium beurteilen, das Romano Guardini dargelegt hat: ‚Der Maßstab, an welchem eine Zeit allein gerecht gemessen werden kann, ist die Frage, wie weit in ihr, nach ihrer Eigenart und Möglichkeit, die Fülle der menschlichen Existenz sich entfaltet und zu echter Sinngebung gelangt‘.46

      Das Leistungsspektrum pastoralen Handelns in der Kirche kann niemals mit einer betriebswirtschaftlichen Brille beurteilt werden. Es geht um die Entwicklung und die Entfaltung menschlicher Existenz hin zur Sinnfülle des Lebens (Joh 10,10). Das Modell menschlicher Entfaltung und glaubhafter Sinngebung ist nicht das Modell eines Theologen, es ist das göttliche Modell für den Menschen schlechthin. Bei seiner ersten Begegnung mit dem Menschen geht es Jesus zuallererst nicht darum, sein Leben zu verändern, sondern ihm in seiner ganz individuellen Situation mit all ihren Stärken und Schwächen die Tiefe der Liebe Gottes spüren zu lassen. Gott ergreift die Initiative lang bevor der Mensch sich zu ihm aufmacht.

      Um dem Leben eines an Leib oder Seele verwundeten Menschen, dem Jesus begegnet, wieder Sinn zu geben, setzt er sich nicht hin und belehrt diesen über die Wahrheit oder die Fülle des christlichen Lebens, sondern er umarmt ihn mit seinen mitfühlenden Worten oder berührt ihn in Liebe, die die Liebe Gottes ist. Danach heilt Jesus das, was der Fülle des Lebens hinderlich ist, den Frieden und die Zufriedenheit stört und es oft auch unmöglich gestaltet, nach dem Evangelium zu leben. Erst dann mahnt Jesus vom Verwundeten eine Leistung ein. Er fordert den seit 38 Jahren Verkrüppelten am Rand des Teiches Betesda auf umzukehren: „Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt“ (Joh 5,15). Zur ertappten Ehebrecherin sagt er: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11).

      Vertrauen – Gott vertrauen und dem Menschen trauen

      Der Autor des Hebräerbriefes wendet sich an die zweite oder dritte Generation der frühen Christengemeinde (Hebr 2,3), „denen der Elan der Anfangszeit abhandengekommen ist“.47 Diese Worte gelten nicht nur einer bestimmten Gemeinde, sondern sind einer ganzen Generation der Heilsgeschichte in ihrer

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