Arme Kirche - Kirche für die Armen: ein Widerspruch?. Группа авторов

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Arme Kirche - Kirche für die Armen: ein Widerspruch? - Группа авторов Fragen der Zeit

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sollen keine Immobilien und kein Mobiliar besitzen. Was wir haben und nicht zum Leben brauchen, soll sozialen und caritativen Werken zukommen.

      –Über die Finanzen und Vermögen der Diözese sollen Kommissionen von Laien befinden, damit wir Apostel und Hirten statt Verwalter sein können.

      –Wir sollen uns nicht mit Titeln und Bezeichnungen ansprechen lassen, die uns von den Menschen trennen.

      –Die Mächtigen und Reichen dürfen von uns niemals den Armen und Geringen vorgezogen werden.

      –Wir sollen jede Eitelkeit ablehnen.

      –Für die wirtschaftlich Bedrängten, Benachteiligten oder Unterentwickelten sollen wir uns mit allen Mitteln einsetzen.

      –Die Werke der „Wohltätigkeit“ sollen in „soziale Werke“ umgewandelt werden, die Frauen und Männer in gleicher Weise im Blick haben.

      –Wir sollen Lobbyisten in der Politik für Gerechtigkeit, Gleichheit, Frieden, Menschenwürde und Menschenrechte sein. Wir sollen bei den internationalen Organisationen unsere Stimme erheben, damit unsere gesamte Welt eine gerechtere und friedlichere Welt wird.

      –Mit unseren Priestern, Ordensleuten und Laien sollen wir ständig überprüfen, ob wir dem Ideal „Arme Kirche – Kirche der Armen“ entsprechen. Wir sollen jedem präsent, offen und zugänglich begegnen, egal auch welcher Religion der angehört, mit dem wir gerade zusammenkommen.

      –Diese Grundsätze sollen in den Diözesen veröffentlicht werden.

      Dieser Katakombenpakt kann uns Bischöfen heute helfen, der Forderung „Arme Kirche – Kirche für die Armen“ zu entsprechen. Er ist kein „Dokument“ neben dem Konzil und geht auch nicht inhaltlich über das Konzil hinaus, sondern gibt wieder, was die Dokumente des Konzils über Leben und Wirken der Bischöfe enthalten. Er kann daher als eine Umsetzung des Konzils verstanden werden.

       Armut und Partizipation – kirchliche Hilfswerke

      Die Trias: Der arme Christus – die arme Kirche – Kirche für die Armen, will natürlich auch konkrete Solidarität und Partizipation bewirken. „Arme Kirche und Kirche für die Armen“ darf niemals als Verelendung, nicht einmal als Verarmung missverstanden werden. Dieses Leitwort enthält vielmehr die Aufforderung, alle durch Partizipation „reich zu machen“. Alle sollen an den Gütern der Natur, des Geistes, der Bildung, der Gesundheit, der Arbeitsmöglichkeiten und des Kapitals teilhaben. Dieses Programm der Solidarität verwirklicht die deutsche Kirche durch ihre Werke Misereor, missio, Renovabis, Adveniat, Kindermissionswerk, Frauenmissionswerk sowie Caritas internationalis und nationalis, aber auch durch die Partnerschaften von Diözesen und Pfarreien mit Bistümern und Gemeinden in Übersee; ebenso pflegen die Orden, Kongregationen und kirchlichen Vereine partnerschaftliche Beziehungen zu Ortskirchen, Orden und Gemeinschaften in Afrika, Asien und Lateinamerika.

      Den Bischöfen wurde solche Partnerschaft vom Konzil aufgetragen. In Lumen Gentium heißt es: Die Bischöfe sollen „in umfassender Liebesgemeinschaft den anderen Kirchen, besonders den benachbarten und bedürftigeren, gern brüderliche Hilfe gewähren“ (Nr. 23). Die Werke, Diözesen und Orden Deutschlands haben sich zur Aufgabe gesetzt, den Armen zu Hilfe zu kommen, indem sie den bekannten Dreischritt umsetzen: „Umeinander wissen, füreinander beten, solidarisch sein“. So soll sich die Kirche in Deutschland, jedes Bistum und jede kirchliche Institution immer wieder die Frage stellen: Sind wir noch auf dem rechten Weg bezüglich einer „armen Kirche und Kirche für die Armen“? Es besteht immer die Gefahr, wieder nachlässig zu werden und vom Ideal abzufallen. Im Zweiten Vatikanischen Konzil hat die Kirche wichtige und tiefgreifende Umdenk- und Umstrukturierungsprozesse eingeleitet. Viele Texte des Konzils, der Katakombenpakt, aber auch die Enzykliken „Pacem in terris“ von Papst Johannes XXIII. und „Progressio populorum“ von Papst Paul VI. enthalten die Forderung: Weg von der Wohltätigkeit, hin zur Solidarität. Die Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ fordert auf, alle spirituellen, personellen und materiellen Güter brüderlich zu teilen. Das Ziel davon ist, die einzelnen Ortskirchen weltweit eigenständig zu machen. Die Begriffe „Ermächtigung“, „Hilfe zur Selbsthilfe“ und „Aufbau der Kirche vor Ort“ sind die entsprechenden Stichworte. Deshalb muss auch in Deutschland erneut darüber nachgedacht werden, ob nicht der Terminus „Hilfswerk“, der für Misereor, Adveniat etc. gebraucht wird, durch „Solidarwerk“ ersetzt wird. De facto sind die Hilfswerke schon längst Solidarwerke, die Begrifflichkeit hinkt aber noch hinterher.

      Eigenständigkeit, Selbsthilfe und Entwicklung erfordern Freiheit, das Leben und Wirken der eigenen Kirche selbst in die Hand zu nehmen. Die Freiheit wird einerseits verhindert durch Armut, andererseits durch Selbstherrlichkeit. In „Gaudium et Spes“ heißt es: „Die menschliche Freiheit ist oft eingeschränkt, wenn der Mensch in äußerster Armut lebt, wie sie umgekehrt verkommt, wenn der Mensch es sich im Leben zu bequem macht und sich in einer ‚einsamen Selbstherrlichkeit‘ verschanzt“ (Nr. 31). Im Hinblick auf eine internationale Ordnung für Gerechtigkeit und Frieden bedeutet das: „Zum Aufbau einer internationalen Ordnung, in der die rechtmäßigen Freiheiten aller wirklich geachtet werden und wahre Brüderlichkeit bei allen herrscht, sollen die Christen gern und von Herzen mitarbeiten, und das umso mehr, als der größere Teil der Welt noch unter solcher Not leidet, dass Christus selbst in den Armen mit lauter Stimme seine Jünger zur Liebe aufruft. Das Ärgernis soll vermieden werden, dass einige Nationen, deren Bürger in überwältigender Mehrheit den Ehrennamen ‚Christen‘ tragen, Güter in Fülle besitzen, während andere nicht genug zum Leben haben und von Hunger, Krankheit und Elend aller Art gepeinigt werden. Denn der Geist der Armut und Liebe ist Ruhm und Zeugnis der Kirche Christi“ (Nr. 88). Für diesen gerechten Ausgleich weltweit sollen in den reichen Ländern Organisationen aufgebaut werden, die all das befördern: „Das Sammeln und Verteilen von Mitteln muss, zwar ohne starre und einförmige Organisation, jedoch ordnungsgemäß, in den Diözesen, den Ländern und in der ganzen Welt durchgeführt werden, und das in Zusammenarbeit der Katholiken mit den übrigen Christen, wo immer es angebracht erscheint“ (Nr. 88).

      Papst Franziskus hat als Erzbischof von Buenos Aires beim Treffen lateinamerikanischer Bischöfe 2007 Folgendes gesagt: „Die ungleiche Verteilung der Güter schafft eine Situation sozialer Sünde, die zum Himmel schreit – und so vielen Brüdern und Schwestern die Möglichkeit eines erfüllteren Lebens vorenthält.“17 Diesbezüglich ist noch ein Aspekt wichtig: Auch die so genannten Geber müssen sich so arm wissen, dass sie die eigene Bedürftigkeit spüren und bewusst zeigen, dass sie die jungen Kirchen mit ihrer Jugend, ihrer Man/Woman-Power, mit ihren Priestern, Ordensleuten und engagierte Laien, ihrer Spiritualität und Lebendigkeit brauchen. Partizipation bedeutet Partnerschaft auf Augenhöhe; jede Patenschaft oder Paternität muss ausgeschlossen werden. Partizipation und Solidarität sind die Schlüsselworte für eine „Kirche der Armen und eine Kirche für die Armen“, die eine Kirche sein wird, in der alle reicher werden.

       Heidemarie Wieczorek-Zeul

       Partnerschaft von Kirche und Politik für eine gerechte Globalisierung

       Heidemarie Wieczorek-Zeul war von 1987 bis 2013 Bundestagsabgeordnete der SPD und von 1998 bis 2009 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 18

      Das noch junge Pontifikat von Papst Franziskus könnte den Weg bereiten, dass die in Deutschland schon immer gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und progressiver Politik für eine weltweite Armutsbekämpfung nochmals intensiviert werden kann.

      

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