1946 - 2016 70 Jahre Katholische Theologie in Mainz an Universität und Priesterseminar. Группа авторов

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1946 - 2016 70 Jahre Katholische Theologie in Mainz an Universität und Priesterseminar - Группа авторов Mainzer Beiträge zum Kirchen- und Religionsrecht

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formal-juristische, bürokratische noch praktische Hindernisse. Dieser Mut und diese Tatkraft verdienen höchste Anerkennung.

      Den Akteuren kam dabei zugute, dass auch die französische Besatzung an einer Reintegration Deutschlands in die Völkergemeinschaft interessiert war. Eine dezidiert christliche Ausrichtung sollte als Gegengewicht zu der bisher dominierenden nationalen, zuletzt nationalistisch-rassistischen Ausrichtung an den deutschen Hochschulen dienen.

      Die ausgewählten Dokumente stellen die einzelnen Schritte hin zur Fakultätsgründung vor. Ihnen schließen sich kurze Portraits der Professoren an, welche im Sommersemester 1946 mit Stolz ihren Dienst als Universitätslehrer an der neu gegründeten Johannes Gutenberg-Universität antraten. Aber auch die Studierenden jener Zeit sollen nicht vergessen werden, weshalb sie alle namentlich genannt werden.

      Das Leitwort „ut omnes unum sint“ (Joh 17,21), das sich die Johannes Gutenberg-Universität 1946 gewählt hat, galt als doppelter Wunsch: die Einheit der Gemeinschaft von Lehrenden und Studierenden mit dem Ziel, dass deren Bemühen darin mündet, dass schließlich die Völker sich als Gemeinschaft begreifen und eine Einheit bilden, wie das die Professoren Josef Schmid und August Reatz in ihren Rektoratsreden 1946 und 1947 zum Ausdruck gebracht haben. Dieser Leitspruch hat seine Gültigkeit auch in unseren Tagen nicht verloren und kann allen, die heute zur Universität in den unterschiedlichsten Bereichen gehören, Zuspruch und Ansporn zugleich sein.

      Herzlich danken die Herausgeber der vorliegenden Publikation den Autoren für ihre freundliche Unterstützung.

      Mainz, am Fest der heiligen Petrus und Paulus 2017

      Thomas Berger, Uwe Glüsenkamp und Matthias Pulte

      I. Grußworte und Glückwünsche

      Grußwort von S. Em. Karl Kardinal Lehmann Bischof em. von Mainz

       Wir kommen von weit her

      Ansprache beim Festakt „70 Jahre Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität und dem Bischöflichen Priesterseminar Mainz“ am 20. April 2016 im Priesterseminar in Mainz

      Es ist lehrreich, dass wir auch hier im Priesterseminar Mainz der Wiedereröffnung der Mainzer Universität vor 70 Jahren und damit auch der Errichtung einer Fakultät für Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität gedenken. Damit kommt auch von selbst das Bischöfliche Priesterseminar, in dem wir diesen Festakt halten, mit ins Spiel.

      Wir werden dadurch auch zurückgeführt bis in die allerersten Anfänge einer Universität in Mainz. Wir feiern ja, wenn wir das Wort ernst nehmen, eine „Wiedereröffnung“. Damit kommen wir zuerst auf die Gründung der Mainzer Universität, die am 1.10.1477 eröffnet worden ist. Dies ist nach den Universitätsgründungen in Prag (1348), Wien (1365), Heidelberg (1386) und Köln (1385) – um das frühe 15. Jahrhundert zu übergehen – eine relativ späte Gründung. Dies hängt damit zusammen, dass Mainz die zweite Universität im Mainzer Kurfürstentum war, denn die erste wurde 1389 in Erfurt gegründet. Der Erzbischof von Mainz war seit 1396 Kanzler der Universität in Erfurt. In der weiteren Umgebung hat Trier z. B. bereits 1473 eine Universität.

      Die Mainzer Universität hatte bald einen eigenen Charakter. Sie war die 14. Universität auf deutschem Boden. Auf den Tag ist sie so alt wie die Universität Tübingen. Bedeutend war sie dadurch, dass die „via antiqua“ und die „via moderna“ – also in der Frage um die Seinsweise der Universalien – gleichberechtigt waren. 1507 wurde auch der erste Lehrstuhl für Geschichte an einer deutschen Universität gestiftet. Es war eine kirchliche, ja päpstliche Universitätsgründung, was man heute vielleicht oft ganz vergessen hat. Sie hatte vom Papst dieselben Privilegien erhalten wie die berühmten Universitäten in Bologna, Paris und Köln.

      Auch wenn die Universität kirchlich war, so hatte sie, wenigstens am Anfang, einen relativ freien Status. Der gemäßigte Humanismus der Zeit hatte am meisten Einfluss. Es gab sogar Sympathisanten für Martin Luther. Die Situation zu Beginn der Reformation war relativ reformfreundlich. Führende Reformtheologen, wie E. Nausea, M. Helding und J. Pflug, lehrten teilweise in Mainz. Bekanntlich förderte Albrecht von Brandenburg den Humanismus an seinem Hof und in seinen Einrichtungen.

      Dies änderte sich nach 1523, als Albrecht die reformatorische Bewegung nicht mehr duldete. Dennoch war die Universität in vielen Disziplinen mit recht guten, relativ unabhängigen Leuten besetzt. Aber es gab immer wieder schwere Rückschläge wirtschaftlicher Art. Dies dauerte lange an: Drei Klöster, die Kartause, Altomünster und Reichklara, wurden beispielsweise später (1781) säkularisiert und das Vermögen für die Universität verwendet. Die Liegenschaften der drei aufgehobenen Klöster wurden einem Universitätsfonds zugeordnet. Dieser scheint mir nicht nur eine rechtshistorische Brücke von damals in die Gegenwart zu sein, sondern bis heute zählt der Mainzer Universitätsfonds zu den bedeutendsten Großgrundbesitzen in Rheinland Pfalz (vgl. als Beleg die Festschrift zum 225-jährigen Bestehen, Mainz 2006).

      Im Jahr 1561 hat der Mainzer Erzbischof Daniel Brendel von Homburg die Jesuiten nach Mainz berufen. In vielen Disziplinen kam es zu einem neuen Aufschwung. In den Jahren 1615-1618 wurde die Domus Universitatis, nach dem Krieg das „Institut für Europäische Geschichte“, gebaut. In dieser und auch in späterer Zeit war die Mainzer Universität theologisch streng nach der Tradition ausgerichtet, aber in manchen anderen Disziplinen eher liberal. So konnten auch jüdische und protestantische Gelehrte tätig werden. Ähnliches gilt für die Zulassung zum Studium. Aber der Niedergang schien fast unaufhaltsam zu sein. Einerseits tat man sich mit der Aufklärung, vorbereitet durch die humanistisch geprägte Zeit, leichter als anderswo – Mainz galt in manchem „als wohl fortschrittlichste Universität des Reiches“ –, aber man konnte nicht aufhalten, dass die Universität durch die Französische Republik 1798 zu einer Schule degradiert wurde. Mit dem Untergang von Mainz 1792 war faktisch bereits auch das Schicksal der Universität besiegelt. Die Mainzer Universität selbst wurde vom Kurfürsten als Karls-Universität nach Aschaffenburg verlegt (1808), scheiterte aber auch dort bald.

      1805 hat der erste Bischof des neuen Bistums Mainz, Joseph Ludwig Colmar, an dieser Stelle, wo wir hier tagen, dem Kloster der Augustiner-Eremiten, ein Priesterseminar errichtet. Ich brauche jetzt nicht die Geschichte des Seminars zu verfolgen: die erste und zweite Mainzer Theologenschule des 19. Jahrhunderts, die Gründung der wichtigen Zeitschrift „Der Katholik“ (1821), die traurige Episode einer Theologischen Fakultät in Gießen (1830-1850) und die Wiederbelebung der Theologenausbildung in Mainz durch Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler (1851). Durch die Situation der Zeit und auch französischen Einfluss waren die genannten Mainzer theologischen Schulen des 19. Jahrhunderts stark durch den „Ultramontanismus“ und die Neuscholastik geprägt. Vielleicht ist noch zu bemerken, dass das Mainzer Priesterseminar nach dem Ende des Kulturkampfes 1887 staatlicherseits einen Status erhielt, der den Staatsfakultäten ebenbürtig war. Im 19. und 20. Jahrhundert gab es dann immer wieder Aufrufe zu einer Neubelebung der Universität Mainz.

      Ich möchte gerne noch einige Anmerkungen machen zur Integration der ehemaligen Hochschule des Priesterseminars in die neugegründete Universität. Die Wiedereröffnung der Mainzer Universität und die Integration der Hochschule machen nämlich deutlich, was die Existenz Theologischer Fakultäten an staatlichen Universitäten bedeutet. Die Theologie stellt sich damit unter das Maß der wissenschaftlichen Anforderungen einer authentischen Universität. Aber dies betrifft nicht nur ihre eigene Qualifikation, sondern öffnet sie selbst auch auf die anderen Fakultäten und Fachbereiche hin, erleichtert damit – wenigstens von den Strukturen her – die Kooperation und den Dialog, die sogenannte interdisziplinäre Zusammenarbeit. Dies ist gerade heute im Pluralismus der Wissenschaften eine große Chance. Sie wird auch in vieler Hinsicht angenommen und realisiert. Dies gilt auch für unsere Universität. Ich habe dies auch 1968-71 in Mainz selbst erfahren. Dies ist wichtig für die Einschätzung der Theologie in unserer Gesellschaft. Die Theologie erhält im Rahmen

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