Scheidung - Wiederheirat - von der Kirche verstoßen?. Группа авторов

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Scheidung - Wiederheirat - von der Kirche verstoßen? - Группа авторов

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meines Studiums lernte ich meinen Mann kennen. Er war geschieden und bereit, mit mir eine Familie zu gründen. Auf diesen Karren bin ich begeistert aufgesprungen, gab es doch in mir immer wieder – und mit zunehmendem Alter intensiver werdend – den Wunsch nach Familie, nach Kindern, nach Partnerschaft. Mit 28 Jahren habe ich geheiratet und danach zwei Kinder geboren. Meine Eltern waren einerseits erleichtert, dass die „so ganz andere Tochter“ endlich einen Mann gefunden hatte. Nun brauchten sie sich mit mir nicht mehr zu schämen. Sie waren aber andererseits nicht besonders glücklich darüber, dass dieser Mann bereits verheiratet gewesen war. Meine Geschwister konnten diese Tatsache aber gut akzeptieren. Aus „Liebe“ zu meinem Mann und meiner jungen Familie habe ich meinen Job, mein Studium und meine Wohnung aufgegeben und mich ausschließlich der Familie gewidmet. Später – nach der Scheidung – hat mich diese Entscheidung schwer getroffen.

      Ich habe mich nicht als eine Frau in wilder Ehe erfahren

      Die Tatsache, dass mein Mann geschieden war, hat mich am Anfang unserer Ehe nicht besonders beeinträchtigt. Es war mir wichtig, eine Ehe nach christlichen Werten zu führen, in Treue und Verantwortung bis ans Ende unserer Tage. Auch die Kinder sollten in diesem Sinne erzogen werden. Im Innersten habe ich mich niemals als eine Frau erfahren, die in „ungeordneten“ Verhältnissen oder in „wilder Ehe“ lebt. Als großen Segen habe ich unseren damaligen Pfarrer erlebt, der mich in meiner Haltung ermutigt und bestätigt hat. Ich habe mich als „vollwertiges“ Mitglied der Kirche gesehen, habe mich selbstverständlich in der Pfarre engagiert und im Bewusstsein der barmherzigen Liebe Gottes und in der Sehnsucht danach in der Überzeugung gelebt, dass Gott mit mir und meiner Familie ist. Ich war und bin noch immer zutiefst davon überzeugt, dass er mein Ringen um eine christliche Ehe und meine Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit ernst genommen und gewürdigt hat und dass er mich durch seine Gegenwart und durch sein Sich-an-mich-Verschenken auf diesem Weg bestärkt hat. Aus dieser Gewissheit heraus empfing ich auch die Sakramente.

      In späteren Jahren, als es in meiner Ehe nach und nach durch eine gegensätzliche Entwicklung unserer Persönlichkeiten schwieriger wurde und die daraus resultierenden Interessen und die Lebenseinstellungen sehr verschieden geworden waren, kam ich auch mit der ablehnenden Seite der Kirche in Berührung. Bei meiner Suche nach Unterstützung und Rat bei „erfahrenen und frommen“ Ehefrauen war ich mit Unverständnis, Ablehnung und Verurteilung konfrontiert. Besonders gekränkt hat mich der Umstand, dass Menschen, die mich seit vielen Jahren als eine um ihre Ehe ringende Frau erlebt hatten, mir zu verstehen gaben, dass jemand, der wie ich in „wilder Ehe“ lebt, für eine dauerhafte Beziehung unfähig sei, weil eine solche Ehe nicht in Gott gründet, sondern auf einer Sünde aufgebaut sei. Unserem Pfarrer, der den bedürftigen Menschen und die barmherzige Liebe Gottes über die Gesetze stellte, warf man Missachtung der Lehre der Kirche vor und beschuldigte ihn, in seiner Haltung dem Zeitgeist verfallen zu sein.

      Wie man in der Kirche auf das Scheitern einer Ehe reagiert

      Nach 23 Jahren wurde meine Ehe geschieden und ich kehrte nach langer Abwesenheit wieder ins Berufsleben zurück. Mein familiäres Umfeld reagierte mit Erleichterung und hielt zu mir, da man um die Aussichtslosigkeit unserer Ehe und um das Leid, das ich durchlitt, wusste. Die Reaktionen aus kirchlichen Kreisen waren unterschiedlich. Es gab die Gruppe, die mich auf allen Ebenen unterstützte und zu mir stand. Es gab eine andere Gruppe, die mich abfällig in die Reihe der Geschiedenen einordnete und mir unterstellte, ich hätte mich meinem Mann offensichtlich zu wenig untergeordnet. Andere hatten es immer schon gewusst, dass diese Ehe keine Zukunft haben würde.

      Ein junger Priester – noch keine 40 Jahre alt – machte mir in einem Beichtgespräch deutlich, dass ich bis ans Ende meines Lebens verheiratet bleiben werde und keinen Mann mehr haben dürfe. Nachdem ich ihm andeutete, nicht kirchlich verheiratet gewesen zu sein, erwiderte er: „Na dann ist eh alles ‚wurscht‘.“ Oft habe ich mir die Frage gestellt, ob sich so ein Priester überhaupt bewusst ist, was er mit einer solchen Aussage anrichtet, was er mit dieser Haltung in einem Menschen auslöst und was er damit verkündet. Ich selbst war so betroffen, dass ich kein Wort sagen konnte.

      Die Kirche gab mir eine Chance

      Mein Wiedereinstieg ins Berufsleben war nicht einfach. Auf dem freien Arbeitsmarkt war ich trotz guter Qualifikation aufgrund meines Alters und der langen beruflichen Abwesenheit unvermittelbar. Die Kirche, für die ich mich seit vielen Jahren engagiert hatte, gab mir – auch als Geschiedener – eine Chance! Ich erlebte in meinen unmittelbaren Vorgesetzten Menschen, die nicht in erster Linie auf mein Alter und auf meinen Familienstand schauten, sondern sich menschlich, verständnisvoll und ermutigend zeigten und mir die Möglichkeit eines Neuanfangs gaben. Ich glaube, dass ich sie nicht enttäuscht habe.

      Hilfen auf dem Weg zum Neuanfang

      Ich habe auch eine äußerst einfühlsame und lebensbejahende geistliche Begleiterin gefunden, die mich über viele Jahre meines Ehelebens und über das Scheitern meiner Ehe hinaus begleitete. In dieser Zeit habe ich gelernt und erlebt, was es heißt, im Glauben Halt und Sinn zu finden. Ich hab gelernt, mein Leben im Licht des Evangeliums zu reflektieren, mich mit den Schwierigkeiten und Verletzungen der Ehe auseinanderzusetzen und meine eigenen Anteile am Scheitern wahrzunehmen, zu akzeptieren und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Ich habe mich zu einem radikalen Weg der Versöhnung entschieden, weil mir bewusst geworden ist, dass nur dieser Weg zu einem sinnvollen Weiterleben führt! Es war ein harter und steiniger Weg. Die Kraft dazu fand ich im Glauben, in den Sakramenten, in einem regen Gebetsleben, in der einfühlsamen Begleitung, im Austausch mit Menschen, denen ich vertrauen konnte, und in der Geborgenheit der Familie und des Freundeskreises.

      Dass dieser Versöhnungsweg der richtige war, zeigte sich anlässlich der Sponsion meiner Kinder, wo es zu einem Zusammentreffen mit meinem geschiedenen Mann kam. Ich begegnete ihm nach vielen Jahren wieder und spürte keinen Groll und keine Verletzung mehr in mir – ich fühlte mich völlig frei. Welch eine Gnade! Welch ein Segen für den Lebensvollzug unserer Kinder!

      Erfahrungen als Seelsorgerin in der Begleitung von geschiedenen Wiederverheirateten und Geschiedenen

      Seit einigen Jahren begleite ich Frauen in schwierigen Phasen der Ehe bzw. vor und nach der Scheidung. Eine durchgehende Erfahrung, die ich in diesem Kontext mache, ist, dass Frauen unglaublich leidensfähig sind. Sie ertragen über lange Zeit Verletzungen und Gewalt innerhalb der Familie und suchen erst dann Hilfe, „wenn der Hut schon lichterloh brennt“. Was mir besonders nahegeht und was mich wütend macht, ist die Haltung mancher Priester, die in Gesprächen und in der Beichte Frauen immer wieder dazu auffordern, Gewalt und Erniedrigungen auszuhalten und dem Mann willens zu sein, um die Familie nicht zu gefährden. Hier wird der christliche Glaube instrumentalisiert. Diese Frauen erleben die Entwürdigung nicht nur im häuslichen Bereich, sondern auch von Seiten der Kirche, die von ihrem Grundauftrag her an der Seite der Schwachen und Unterdrückten zu stehen hätte.

      Aus meiner Erfahrung lassen sich Ehepaare nicht leichtfertig scheiden, einer Trennung geht oft ein jahrelanges mühsames Ringen und Kämpfen voraus. Ich erlebe Frauen, die aufgrund ihrer Verletzungen innerlich so hart geworden sind, dass sie nur äußerst schwer einen Weg der Versöhnung finden. Oft dauert das Jahre und die Kinder leiden entsetzlich darunter. Oft gelingt Versöhnung überhaupt nicht.

      Ich erlebe Frauen, die sich von der Kirche enttäuscht abwenden, weil sie sich als geschiedene Wiederverheiratete in ihrem Scheitern und in ihrer Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit nicht ernst genommen fühlen und eine unbarmherzige Kirche erleben. Sie fühlen sich ohnmächtig und durch den Ausschluss vom Sakramentenempfang als Christen zweiter Klasse.

      Ich erlebe aber auch Frauen, die eine lebensbejahende Gottesbeziehung, ein gesundes Gewissen und ein gutes Selbstwertgefühl

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