Scheidung - Wiederheirat - von der Kirche verstoßen?. Группа авторов

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Scheidung - Wiederheirat - von der Kirche verstoßen? - Группа авторов

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kommen, als es die Lehre der Kirche vorgibt. Sie suchen pfarrliche Gemeinschaften, wo sie als geschiedene Wiederverheiratete akzeptiert sind, wo sie sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit einbringen und ihren Glauben leben können. Oft sind das Frauen, die wieder andere auf diesem Weg ermutigen.

      Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten

      Aus eigener und aus meiner Erfahrung in der Begleitung von Betroffenen sind mir im Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten folgende Punkte wichtig geworden:

      – wertschätzender, einfühlsamer, offener Umgang im Gespräch mit Betroffenen, Anteilnahme und Akzeptanz signalisieren (gut hinschauen, gut zuhören, gut da sein)

      – hinführen zur Achtung, Wertschätzung und Verantwortung für die / den getrennten PartnerIn und deren Kinder, damit den Kindern beide Elternteile erhalten bleiben. Hier ist oft eine intensive Begleitung notwendig!

      – Unterstützung und Begleitung auf dem Weg der Vergebung/Versöhnung, damit die Wunden heilen können (Auseinandersetzung mit den eigenen Anteilen des Scheiterns, Aufarbeitung und Verantwortung)

      – Wie kann eine Theologie des Scheiterns aussehen und wie kann sie praktiziert werden (z. B. Schaffung von Räumen für Klage, Austausch, Rituale, Gebet, Gottdienst)?

      – Wenn die Phasen der Trennung, Aufarbeitung, Versöhnung/Vergebung durchlebt sind, Hinführen zu einem neuen Gelöbnis (z. B. durch Segnungsgottesdienst) und Zulassung zu den Sakramenten.

      Wünsche an die Amtsträger der Kirche

      Diese Punkte sind sehr ernst zu nehmen. Viele Betroffene bekommen „das drückende Joch“ der Kirche zu spüren. Sie erleben eine enge Sicht und Sturheit der Amtsträger, ihre oft äußerst mangelhafte Kommunikationsfähigkeit, ihre Verständnislosigkeit, ihren oft erbärmlichen Umgang mit Betroffenen, ihre Angst und Unsicherheit gegenüber dem Gesetz der Kirche und gegenüber ihren Bischöfen. Es braucht eindeutige, klare pastorale Richtlinien, die dieser Unsicherheit und Hilflosigkeit auf beiden Seiten Rechnung tragen.

      Den Amtsträgern lege ich „ans Herz und ins Hirn“, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und anzuerkennen, dass es neben der Ehe weitere Lebensgemeinschaften gibt, die den christlichen Wertvorstellungen (Hingabe, Treue, Verantwortung füreinander, offen für neues Leben) voll und ganz entsprechen und deshalb auch gewürdigt werden müssen.

      Es ist inakzeptabel, geschiedenen Wiederverheirateten zu empfehlen, ein Verhältnis wie Bruder und Schwester zu führen, um weiter die Sakramente empfangen zu können. Damit wird das Wesen der Ehe ausschließlich auf den sexuellen Akt reduziert und Liebe, Hingabe, Treue, Verantwortung für nicht wesentlich erklärt! Den geschiedenen Wiederverheirateten werden die Sakramente verweigert. Gleichzeitig wird ihnen aber empfohlen, weiter am Gemeindeleben und an den Gottesdiensten teilzunehmen, damit sie an den „Gnadengaben“ teilhaben können. Ich frage mich, wie das geschehen soll, wenn doch im Zustand schwerer Sünde keine Gnade möglich ist.

      Ich kann abschließend von mir sagen, dass ich noch immer in dieser Kirche bin, weil ich sie liebe und weil ich weiß, dass es diese Kirche nur im Fragment gibt. Auf Fragmente und Nischen richte ich mein Augenmerk. Ich erlebe in dieser Kirche trotz aller Brüche – wie sonst nirgendwo – Sinn!

      Erika Hinrichs

      Ein langer Prozess

      Es war Liebe auf den ersten Blick. Kennengelernt haben wir uns an der Uni, ich als Erstsemester und 20 Jahre jung, er als Student kurz vor dem Examen und fünf Jahre älter als ich. Wir waren sehr verliebt und ich glaubte, dass nichts mir etwas anhaben könne. Ich fühlte mich stark und sehr geborgen in seiner Gegenwart. Wir waren unzertrennlich und ein halbes Jahr später zogen wir zusammen. Matthias bereitete sich mittlerweile auf seine Prüfungen fürs Examen vor, ich lebte mich an der Universität ein und studierte.

      Dann wurde ich unerwartet schwanger. Das Wort Abtreibung hing nur für einen kurzen Moment in der Luft und wir waren uns schnell einig, das Kind zu bekommen. Wir würden das schaffen, da waren wir uns sicher und einig. Wir heirateten, denn unser Kind sollte in der Sicherheit einer Familie aufwachsen und wir beide wollten sowieso zusammenbleiben, nichts könnte uns trennen. „Bis dass der Tod uns scheidet“, das war für uns keine leere Floskel und ich weiß noch, wie empört ich bei der Hochzeit meines Bruders war, als der Pfarrer in seiner Predigt auch das Thema Scheidung anschnitt.

      Unser Sohn wurde geboren und Matthias begann sein Referendariat an einem Gymnasium. Ich versuchte, unseren kleinen Haushalt zu managen, studierte neben Kind, Haushalt und Ehemann und hatte immer öfter das Gefühl, dem allen nicht gerecht zu werden. War ich an der Uni, glaubte ich, ich müsse bei meinem Kind sein, war ich zuhause, plagte mich die Angst, mein Studium zu vernachlässigen. Matthias stand ebenso unter Druck, er war jetzt der Familienernährer mit einer ungewissen Zukunft, denn es gab keine Lehrerstellen. Zudem bereitete er sich auf das zweite Examen vor. Alltag und Routine hielten Einzug, wir verstanden uns aber immer noch sehr gut und waren auf einer Wellenlänge.

      Eines Tages, unser Sohn war eineinhalb Jahre alt, eröffnete Matthias mir, er habe sich in eine andere Frau verliebt und das sei nicht nur ein Flirt, sondern Liebe. Für mich brach eine Welt zusammen, ich konnte das nicht glauben. Wie in Trance versuchte ich, meinen Alltag zu bewältigen, meinem Kind eine gute Mutter zu sein. Ich redete mit niemandem darüber, fraß meinen Kummer in mich hinein und heulte mir die Augen aus, wenn er abends gut gelaunt zu seinem Rendezvous eilte. Das Gefühl des eigenen Versagens, gepaart mit der Angst, ihn verlieren zu können, schlich sich in mein Herz. Gleichzeitig fühlte ich mich von ihm verraten, war wütend und nahm es ihm übel, dass er unsere kleine Familie so gering schätzte. Wir waren kein unschlagbares Team mehr. Aber ich hoffte, er würde zur Besinnung kommen und seine Affäre beenden. Das tat er aber nicht, sondern behauptete, mich und die andere Frau gleich zu lieben. Tief in mir ging etwas zu Bruch, aber ich dachte keinen Moment daran, ihn zu verlassen.

      Nach einem halben Jahr bat ich ihn, sich zu entscheiden, sie oder ich. Nach einer quälend langen Bedenkzeit trennte er sich von ihr, nicht ohne mir zu sagen, dass er sich nicht entscheiden wollte und ich ihn gezwungen hätte zu etwas, hinter dem er nicht stehe. Notgedrungen bleibe er bei mir. Ab diesem Zeitpunkt fühlte ich mich als zweite Wahl. Immer wieder vermittelte er mir, dass er nicht hinter dieser Entscheidung stehe. Dass er das nur mir zuliebe getan habe.

      Nun war er wieder bei mir und doch nicht, war wütend auf mich, wo ich hätte wütend auf ihn sein müssen. Er benahm sich wie ein Kind, dem man sein Spielzeug weggenommen hatte. In der Zwischenzeit hatte er sein Referendariat abgeschlossen und fand in Nordrhein-Westfalen eine Angestelltenstelle als Lehrer. Wir zogen um, ich fühlte mich sehr einsam, hatte meinen Freundeskreis zurückgelassen und versuchte weiter, Kind, Haushalt, Studium und Eheleben unter einen Hut zu bekommen. Unausgesprochene Dinge hingen über uns wie ein Damoklesschwert, und wenn ich mit ihm reden wollte, bezeichnete er mich als nachtragend. Ganz schleichend blieb unser Eheleben auf der Strecke, etwas in mir blockierte. Ich hatte das Vertrauen verloren; das Gefühl des Geborgenseins und der emotionalen Sicherheit, das unsere Beziehung einst ausgezeichnet hatte, war verschwunden.

      Matthias reagierte auf seine Weise, er stürzte sich in Arbeit, seine Freizeit verbrachte er ohne mich. Er hatte erneut eine Affäre, diesmal zog es mich schon nicht mehr runter, innerlich war ich wie tot und hatte einen Schutzwall um mein Herz gebaut. Ich funktionierte und fühlte eine große Leere.

      Ich büffelte für mein Examen und absolvierte die Prüfungen. Unser Sohn war mittlerweile im Kindergarten

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